Architekturpreis Wein 2013

Die traditionsreiche Weinmanufaktur erhält ihr historisches Gesicht im Straßenraum, definiert sich von innen heraus aber vollkommen neu. Kontinuität zeigt sich in dem der Fassadenornamentik entnommenen Kleeblatt, das in der weit geschwungenen Holztheke oder als Siebdruckform an den großen Verglasungen seinen Widerhall findet.
Auffälligstes Element der neuen Gestaltung sind die drei goldschimmernden Raumspangen, die den langgestreckten Verkaufsraum in vier Abschnitten arrangieren ohne ihn räumlich zu zerschneiden. Dunkle Rahmen im Weiß von Wänden und Decken, durch indirekte Randbeleuchtung dramatisiert. Eine spezielle Putztechnik erzeugt hier in Verbindung mit goldfarbenen Lasuren den Effekt prachtvoll schimmernder Patina. Mattgestrahlte, dunkle Stahlrahmen legen sich tief in diesen Goldgrund und präsentieren die Weine wie in einer Schmuckschatulle.
Der an dieser Stelle exemplarisch zutage tretende sensible und sehr aufwändige Umgang mit Materialien und Oberflächen zieht sich als Leitmotiv durch die gesamte Ausstattung. Seien das die Theke aus Esche mit gefrästem Kleeblattmotiv, das dunkle Holz der Wenge oder der Schwarzstahl des Raumteilers mit Goldlasur: Diese stark haptisch wirkenden Materialqualitäten werden zum zentralen Thema und bilden ein sinnliches Äquivalent zum Kosten der Weine, gleichsam eine Degustation auf visuell-haptischer Ebene. Höchste ästhetische Ansprüche verbinden sich dabei mit einer einladenden, warmen und anregenden Behaglichkeit. Kleine, runde Verkostungsinseln schwimmen wie zufällig im Raum und schaffen damit eine lockere, dynamisch-aktive Stimmung, die von einer sehr vielseitigen, situationsbezogenen Beleuchtungsstrategie unterlegt ist. Ein reich differenzierter Erlebnisraum, dessen Einheit nirgends in Kleinteiligkeit zerbricht.
Der Gast wird schon beim Eintreten mit der „Herzkammer“ der Weinmanufaktur konfrontiert: Dem Barriquelager, das dem Eingang axial gegenüber liegt und sich von hier aus durch raumhohe Verglasungen gekonnt in Szene setzt. Ein Degustationsraum für mehrere Personen schließt sich dem Barriquelager auf der anderen Seite an, vom Verkaufsraum nicht getrennt, aber doch in abgeschiedener, ruhiger Lage. Auch hier sind die Barriquefässer durch Vollverglasung präsent.
Sämtliche Bürofunktionen sind aus den Verkaufs- und Verkostungsflächen ausgelagert, so dass sich eine ungestört entspannte Atmosphäre entfalten kann.

Die Weinmanufaktur hat von innen heraus ein vollkommen neues Gesicht bekommen, präsentiert sich aber mit der hier anzutreffenden Materialität dennoch ihrer noblen Tradition verpflichtet. Die Räume durchweht der Hauch von alter Handwerkskunst in Verbindung mit gediegener Verarbeitung und erstklassigen Werkstoffen. Solide Bodenständigkeit also. Aber auf höchstem Niveau. Und ästhetisch am Puls der Zeit.