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Award / Auszeichnung | 06/2013

Denkmalpreis 2013

Gasthof »Goldener Adler«

DE-96179 Mürsbach, Am Marktplatz 12

Denkmalpreis 2013

Ingenierbüro Blumbach

Bauingenieurwesen

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Denkmäler, Gedenkstätten, Tourismus, Gastronomie

  • Projektgröße:

    keine Angabe

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Baubeginn: 01/2003
    Fertigstellung: 01/2007

Projektbeschreibung

Am Fuß des ortsbildprägenden Kirchberges von Mürsbach, einem mit zahlreichen historischen Gebäuden ausgezeichneten oberfränkischen Dorf, liegt die weiträumige Hofanlage des Brauereianwesens. Sie zeigt die typische Baustruktur eines zur Straße hin orientierten, handwerklich-bäuerlich geprägten Anwesens mit dreiseitig umbautem Hof. Das langgestreckte Hauptgebäude, ein zweigeschossiger Fachwerkbau aus der Zeit um 1700 mit nachfolgenden An- und Umbauten steht traufständig zur Straße, das kleinere, sogenannte Schad-Haus steht giebelständig am Marktplatz. Dazwischen liegt die gemeinsame Hofeinfahrt. Landwirtschaftliche Nebengebäude und ein großer Obstgarten schließen sich an. Größere Veränderungen an den Gebäuden fanden zuletzt in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts statt. Danach beschränkten die Besitzer Eingriffe auf ein Minimum. Diese Zurückhaltung führte zwar dazu, dass Gaststätte, Saal, Scheune, Brauerei und Brennerei in ihrem hergebrachten Zustand bewahrt wurden, doch bewirkte dies auch einen Stillstand jeglichen Bauunterhalts. Schwere Schäden machten sich breit, das Anwesen verkam. Trotz des bedenklichen Bauzustands entschloss sich die Familie Schneider im Jahr 2003, das Gehöft zu erwerben, um es instandzusetzen. Dabei zielte sie von Anfang an darauf ab, die historische Nutzung der Anlage als ein in sich geschlossenes Anwesen mit Gaststätte, Brauerei, Wohnhäusern und landwirtschaftlichen Nebengebäuden wieder aufzunehmen.

Nach einer denkmalpflegerischen Voruntersuchung wurde ein Nutzungskonzept erarbeitet, das keine Veränderungen an der Konstruktionsweise oder an den Grundrissstrukturen vorsah. Vielmehr wurde der vorgefundene Bestand handwerklich repariert, althergebrachte Techniken kamen zur Ausführung. Die Ausfachungen der Fachwerkfassaden wurden von den Bauherren in Eigenleistung wieder verschlossen. Denkmalgerecht wurden die schadhaften Hölzer und Knotenpunkte der Dachtragwerke instandgesetzt. Dabei wurden Rückbauten vorgenommen, um die ursprüngliche Erscheinung der Gebäude wiedererstehen zu lassen. Die gleiche Sorgfalt ließ man den Innenräumen zukommen. Die Holzböden wurden gereinigt und geölt, die Putzflächen überarbeitet, historische Zimmertüren mit ihren originalen Beschlägen repariert. Dabei achteten sie darauf, dass der bescheidene Charakter der Gastzimmer unverändert erhalten blieb. So beschränkten sie sich sogar darauf, die Waschbecken wieder funktionstüchtig zu machen, ohne ganze Nasszellen einzubauen. Besondere Aufmerksamkeit ließen sie der Farbgebung der Gebäude zukommen. Die Sandstein-Werksteine der Gebäudesockel wurden gereinigt, die historischen Bearbeitungsspuren ließ man aber sichtbar. Das Sichtfachwerk wurde mit Leinölfarbe farbig gefasst, die Gefache erhielten einen Kalkputz mit hellem freskalen Kalkanstrich. Ohne jeglichen falschen Anspruch konnte der Charakter des Anwesens als schlichte, von Einfachheit und Bescheidenheit geprägte, ländliche Gaststätte mit Herberge erhalten werden. Die Instandsetzung des Brauereianwesens in Mürsbach stellt ein hervorragendes Beispiel dafür dar, dass bei nur geringen finanziellen Mitteln eine fachgerechte, auf Dauer angelegte Instandsetzung eines Baudenkmals ermöglicht werden kann, wenn die Ansprüche an die Modernisierung und zeitgemäße Nutzung nicht zu hoch geschraubt werden.

Mit ihrem persönlichen Einsatz, ihrem außerordentlichen Einfühlungs- und Durchhaltevermögen ist es Frau Andrea und Herrn Stefan Schneider gelungen, das Brauereianwesen am Marktplatz 10 und 12 in Mürsbach vor dem Verfall zu retten und bei Wahrung seiner Bescheidenheit und Einfachheit wieder einer angemessenen Nutzung zuzuführen. Sie haben sich in vorbildlicher Weise, beispielgebend, um Denkmalschutz und Denkmalpflege im Sinne des Denkmalpreises der Hypo-Kulturstiftung verdient gemacht.