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Award / Auszeichnung | 09/2013

German Design Award 2014

Waldhaus am Königswald

DE-14476 Groß Glienicke

special mention CATEGORY Architecture and Interior Design

claim - skaba flothmann planungsgesellschaft GbR

Architektur

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Tourismus, Gastronomie, Wohnungsbau

  • Projektgröße:

    162m² (geschätzt)

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Fertigstellung: 01/2012

Projektbeschreibung

Wald, nicht Wiese

Das Grundstück mit altem Baumbestand liegt in einem Waldgebiet bei Potsdam. Die alles überragenden Kiefern mit ihren braunroten Stämmen sind die dominierenden vertikalen Elemente, die aus sanft modulierten Sandhügeln emporwachsen. Das Kronendach zaubert ein sich ständig veränderndes Spiel aus Licht und Schatten auf den Waldboden und den Baukörper.
Diesem Spiel von Licht und Schatten dienen die Fassaden und das Dach als Projektionsflächen.
Das Grün des umgebenden Waldes und des Waldgartens, in dem die Pflanzflächen von den vertikalen Baumstämmen gegliedert werden, wird in den großen Fensterflächen vielfältig gebrochen und gespiegelt.
Der Entwurf tritt in Dialog mit dem Ort und unterstreicht mit seiner horizontalen Ausdehnung das Vertikale und gibt den Baumkronen Raum.

Klein ganz groß

Das Waldhaus ist ein Wohnhaus für ein Ehepaar und seine Gäste.
Trotz der begrenzten bebaubaren Fläche, den Anforderungen der Nutzer an die Anzahl der zu realisierenden Schlafplätze und Zimmer, ist ein Wohnhaus mit einer erlebbaren Großzügigkeit entstanden.
Es spielt mit dem Gegensatz aus Offenheit und Abgeschlossenheit, Bekannten und Unbekannten, Übergängen und Kanten, Flächen und Volumen.

Raum, nicht Räume

Die Grundstruktur des kompakten Baukörpers setzt sich aus zwei geringfügig zueinander gedrehten Kuben von jeweils etwa 60 qm Grundfläche zusammen, die einen kontinuierlichen, in Ost-West Richtung langgestreckten Raum mit einem mittig angeordneten Knick bilden.
Diese volumetrische Gliederung entspricht auch der funktionalen Teilung in «Wohnhaus» und «Schlafhaus». Trotz dieser funktionalen Zweiteilung entsteht im Inneren ein offener Grundriss, ein Langraum, der durch einen eingestellten, zweiten Schlafraum und die Nebenräume strukturiert ist.

Das große Dach

Der First ist an die Nordseite, mittig über den Wohnkubus verschoben, so dass die Dachgeometrie asymmetrisch über dem Grundriss sitzt. Das Dach vereint die zwei Kuben zu einem eigenständigen Gesamtvolumen.
Der gesamte Innenraum wird von den Schrägen der Dachflächen dominiert. Durch dieses verbindende Element und die Höhe wirken die Räume trotz kleiner Grundflächen großzügig und offen.
Das Dachvolumen folgt, bis auf den Bereich der Südfassade, eng dem Fassadenverlauf. An der Südseite, an der die Außenwände in einem stumpfen Winkel zueinander stehen, entsteht eine überdeckte Veranda, die als Einschnitt im Volumen akzentuiert wird. Hier wird der Baukörper in seiner Plastizität betont und die Logik des Gebäudes ablesbar.

Dichte und Offenheit

Der Eingang und die Küche, die Bäder, der Hausanschlussraum sowie das Studierzimmer und eine Galerieebene sind als dichtes, funktionales Rückgrat an der Nordseite angeordnet.
Durch die geknickte Anordnung werden die Raumkanten gebrochen und neue Perspektiven eröffnet, die mit präzise angeordneten Fensterausschnitten den Blick in den umgebenden Wald und Garten leiten.
Die großen Fenster der Südfassade folgen der geknickten Längsachse und setzen die unterschiedlichen Bereiche des langgestreckten Waldgartens in Bezug zum Innenraum.
Die großen märkischen Kiefern bilden im Sommer, bei hochstehender Sonne einen lichten Schutzschirm. Im Winter dringt die tiefstehende Sonne weit durch die hohen Fenster in die Räume vor.

Übergänge und Distanz

Die quadratischen Fenster der Ost- und Westfassade betonen die abgewinkelte Langachse. Sie begleiten und akzentuieren die Übergänge zwischen den nach Süden orientierten Aufenthaltsräumen und den Bereichzen an der Nordfassade.
Sie setzen das Raumkontinuum an den Stirnseiten des Baukörpers fort: Schlaf- und Badezimmer, sowie Wohn- und Studierzimmer mit der Galerieebene werden durch die Fensterflächen zusammengebunden.
Der Hausanschlussraum, das Gästebad und das eingestellte Gästezimmer, sowie Studierzimmer und Treppe schaffen Distanz und leiten zu den privateren Bereichen des Hauses über.
Die kleineren Fenster der Nordfassade geben besondere Ausblicke ins Grüne frei und betonen gleichzeitig die Körperhaftigkeit des Gesamtvolumens.

Schwarz und Weiß

Die Fassade ist in einem matten Schwarz gehalten. Sie fügt sich harmonisch in das umgebende Grün der Waldsiedlung ein. Das Weiß des Inneren tritt im Bereich der Südfassade nach außen. Hier öffnen sich die Räume zum Garten hin.
Der Innenausbau ist zurückhaltend und bildet den Hintergrund für die bunten Dinge des Lebens. Eine begrenzte Palette an Material und Farbtönen, sowie Einbauschränke und Regalnischen in den Flächen erhalten die Klarheit und Großzügigkeit der Räume und bewahren die Lesbarkeit der Gesamtform.


Nachhaltigkeit und Konstruktion

Dem Wunsch des Bauherrschaft nach einer nachhaltigen, resourcenschonenden Bauweise, wurde im Rahmen des Budgets Rechnung getragen. Der Hauptaugenmerk richtete sich hierbei auf einen hohen Standard der Dämmhülle unter Berücksichtigung der örtlichen Gegebenheiten. Auf eine komplexe Haustechnik wurde zugunsten des Dämmstandards verzichtet.
Der Holzrahmenbau wurde aus lokal verfügbaren KVH erstellt. Die äußere Ebene der Wand- und Dachkonstruktion ist mit Holzfaserdämung wärmebrückenfrei bekleidet und die Gefache mit Zellulosedämmung ausgeblasen. Mit Dämmstärken von ca. 30cm wird der geforderte spez. Transmissionswärmeverlust nach der EnEV 2009 um über 30% unterschritten. Hierzu trägt ebenfalls die perimetergedämmte Stahlbeton-Bodenplatte bei. Mit dem hohen Dämmstandard wurde auch der sommerliche Wärmeschutz v.A. im Hinblick auf die große Dachfläche optimiert.
Die hinterlüftete Dachhaut aus vorpatiniertem Zinkblech ist bauphysikalisch entkoppelt.
Die große Fensterfront im Süden sorgt im Winter trotz Dreifachverglasung für solare Eneregiegewinne, währen der Dachüberstand und die märkischen Kiefern die Wärmeeinträge im Sommer reduzieren.
Das Gebäudevolumen wird konventionell mit einer Gastherme beheizt, wobei der mit Stückholz betriebene Kaminofen im Wohnbereich die benötigte Heizenergie in den Übergangsmonaten liefert.
Auch bei der Fassadenbekleidung wurde auf nachwachsende Rohstoffe gesetzt. So ist die Stülpschalung aus sägerauem Fichtenholz hergestellt, das mit einem Grund- und Schlussanstrich aus Schlammfarben auf Grundlage natürlicher Pigmente und Leinöl versehen wurde.