Denkmalschutzmedaille 2013

Das Gebäude Kleine Dorfstraße 13 in Mühlhausen ist 1847 als Teil eines landwirtschaftlichen Anwesens errichtet worden. Es handelt sich um ein eingeschossiges, giebelständiges Haus in Bruchsteinmauerwerk mit Satteldach und einem Halbwalm am straßenseitigen Giebel. Es besticht durch seinen vollständigen historischen Baubestand. Das zweigeschossige Kehlbalkendach ist mit stehenden und liegenden Stühlen ausgebaut. Die Dachhaut besteht aus einer Biberschwanzdoppeldeckung. Die schon 1887 errichteten Dachgauben schmücken Zierformen des späten 19. Jahrhunderts. Profilierte Fenstergewände und -gesimse aus Sandstein sowie Ecklisenen und eine Stockwerksbänderung gliedern die Fassaden. Im Inneren hat sich der historische Grundriss erhalten. Hervorzuheben sind die Dielen mit Holztreppen, die in das erste und das zweite Dachgeschoss hinaufführen, sowie verschiedene Kammern im Erdgeschoss und in den Obergeschossen. Zusätzlich zu seinem reichen Baubestand verkörpert das Anwesen aber auch eine für Mittelfranken nicht seltene Besitzergeschichte. 1887 erwarb das Anwesen Löb Reitzenstein, der einen Laden im Haus betrieb und ihn 1895 an Emanuel Reinhold übergab. Dessen Familie musste 1939 infolge der nationalsozialistischen Rassengesetze nach Amerika emigrieren. 1951 wurde das Anwesen an seine Familie zurückübertragen. Die Familie Bär erwarb es 1955, um in ihm zu wohnen.

Als sich im Laufe der Zeit erhebliche Schäden an dem Gebäude bemerkbar machten, entschloss sich Herr Bär, es instandzusetzen. Ein Baualtersplan wurde angefertigt, ein verformungsgerechtes Aufmaß als Grundlage für eine Instandsetzung erarbeitet. Eine besondere Rolle spielte neben den denkmalpflegerisch-fachlichen Belangen, dass das Gebäude von fünf Personen aus drei Generationen bewohnt werden sollte. Vor diesem Hintergrund wurden das Sanierungskonzept und ein damit verbundenes Nutzungskonzept erarbeitet. Sie wurden, in Abstimmung mit der Denkmalschutz- und der Denkmalfachbehörde, der Instandsetzung zugrunde gelegt. In einem ersten Schritt wurde die Dachkonstruktion durch Beilaschungen ertüchtigt, die Sparrenfußpunkte rückverankert. Das Bruchsteinmauerwerk sanierte man; Risse wurden geschlossen. Ebenso behutsam ging man dann im Inneren vor. Der historische Grundriss wurde, soweit nötig, wieder hergestellt. Die ehemalige Stube im Erdgeschoss erhielt ihre im Laufe der Jahre verlorengegangene Funktion als Zentrum des Hauses wieder zurück. Sorgfältig wurde darauf geachtet, bei der Optimierung der Nutzung unnötige Eingriffe in die historische Substanz zu unterlassen. Zahlreiche zeittypische Ausstattungselemente im Gebäude, wie Türen, Böden, Putze und Anstriche konnten dabei erhalten werden. Eingriffe und Überformungen des 20. Jahrhunderts wurden rückgebaut. Im Großen und im Kleinen durchatmet Geschichtlichkeit das ganze Haus, ohne dass Abstriche bei der zeitgemäßen Nutzung hätten gemacht werden müssen.

Mit ihrer einfühlsamen Vorgehensweise ist es der Familie Bär gelungen, den über viele Generationen gewachsenen historischen Charakter des Hauses, mit seiner gegenwärtigen Nutzung durch drei Generationen, zu erhalten. Herr und Frau Bär engagierten sich dabei finanziell, soweit sie dies im Rahmen der vorhandenen Mittel verantworten konnten. Ihr persönliches Interesse an der fachgerechten Instandsetzung des Gebäudes dokumentiert auch die hohe Zahl an Stunden, die für Hand- und Spanndienste eingebracht wurden. Mit der gelungenen Instandsetzung des Gebäudes Kleine Dorfstraße 13 in Mühlhausen und der Integration einer zeitgemäßen Nutzung bei Wahrung des historischen Bestandes haben sich Herr Ernst und Frau Lore Bär um Denkmalschutz und Denkmalpflege im Sinne des Denkmalpreises der Hypo-Kulturstiftung verdient gemacht.