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Award / Auszeichnung | 07/2014

Fritz-Höger-Preis 2014 für Backstein-Architektur

Bloemhof - Die Lebendige Stadt

NL-9700 Groningen, Bloemsingel

Nominee / Kategorie Wohnungsbau, Geschosswohnungsbau

Architectenbureau Marlies Rohmer

Architektur

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Hochhäuser, Wohnungsbau

  • Projektgröße:

    9.312m² (geschätzt)

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Baubeginn: 01/2004
    Fertigstellung: 01/2010

Projektbeschreibung

Gemeinderaum
Typisch für den Standort von Bloemhof sind das benachbarte monumentale Elektrizitätswerk und der royale öffentliche Raum mit dem Ooster Hamrikkanal. Das ehemalige Gelände des Wasserwerks am Bloemsingel ist Teil der Wohnungsbaukampagne ‚Die lebendige Stadt’, einem Wohnungsbaumanifest mit einer Reihe von Standorten, die die Innenstadt von Groningen verdichten und programmatisch bereichern. Eines der Themen ist der ‚Gemeinderaum’, halböffentlicher Raum innerhalb des Blocks, ein Wärmetauscher zwischen Bewohnern und den Bewohnern der Umgebung.

Nachhaltige Verankerung
Das Gebäude liegt, durch einen kleinen Platz oder Gemeindefläche, abgelöst vom monumentalen Elektrizitätswerk. Das hat viele Vorteile: Das Denkmal wird nicht ‚angetastet’ und der kleine Platz verbindet auf subtile Weise den kollektiven Innenbereich mit dem öffentlichen Raum von Bloemsingel. Auch schließt dieser Platz an das ‚flache’ Erscheinungsbild des benachbarten CIBOGA- Geländes an. Durch städtebauliche Einbettung wird der Komplex nachhaltig sozial-gesellschaftlich in der Stadt verankert.

Programm: Wohnen für Anfänger
Groningen ist die ‚jüngste Stadt’ der Niederlande (50.000 Jugendliche auf 187.000 Einwohner). Das Programm knüpft an diese Gegebenheit an und besteht aus kompakten Wohnungen für Jugendliche oder Berufsanfänger. Der gemeinschaftliche Charakter der hiermit zusammenhängt, schließt eng an das Bedürfnis nach Gemeinderaum an. So entsteht ein intimer Begegnungsort auf einem entscheidenden Fleck der Stadt. Im Erdgeschoss befinden sich Geschäftsräume, wodurch ein lebendiger Sockel entsteht.

Gemeinschaftlicher Innenhof
Die Wohnungen liegen um einen gemeinsamen Innenhof mit lebendiger Atmosphäre herum. Mäandernde Galerien schaffen sonnige Plätze als Außenräume für die Wohnungen, die alle auch einen französischen Balkon haben. Die Wohnungen sind jeweils mit hellgrauen und hellgrünen Fassadenpaneelen verkleidet, womit die individuelle Wohnung erkennbar bleibt. Mit einem Moos-Sedum-Dach und Bäumen bekommt der Innenbereich einen grünen Charakter und nimmt die Gestalt eines Gartens an.

Flexibilität: räumlich generisches Gerüst
Nachhaltiges Bauen kann neben der sozialen Verankerung auch durch Flexibilität eines Gebäudes erreicht werden: Ein Gebäude, das einen universellen Grundriss hat und für verschiedene Zwecke genutzt werden kann. Das generische Skelett mit einer Stützenstruktur und großzügiger universeller Geschosshöher bietet Platz für Veränderung, die Wohnen, Arbeit oder Erholung in sich aufnehmen kann. Der Raum innerhalb dieses Rahmens ist allgemein, unbestimmt, und wird nach aktuellen Wünschen gefüllt. Für ein nachhaltiges Gebäude ist allerdings nicht nur der Aspekt der Veränderung wichtig, sondern auch das, was bleibt. Das Bleibende formt den Rahmen, das Skelett. Das steht für Räumlichkeit, Übermaß, und formt die Domäne der Architektur. Das Skelett ist generisch in der Nutzung, aber auch ausgesprochen spezifisch in seiner Erscheinungsform. Im Fall von Bloemhof sorgt ein ‚ Stützenwald’ auf einem Raster von 8,10m für Flexibilität im Erdgeschoss. Die darüber liegenden Wohnungen haben gleichzeitig ein günstiges Achsmaß von 8,10m, innerhalb dessen eine flexible Einteilung möglich ist.

Reichtum und Überfluss: Identität
In diesem Projekt kommt städtebauliche und architektonisches Identität, und damit Nachhaltigkeit, auch in der Fassade zum Ausdruck durch das Prinzip ‚Reichtum und Überfluss’. Wo früher die Arbeitsstunden billig und das Material dafür relativ teuer waren, wurden Gebäude ‚für die Ewigkeit’ gebaut und prächtig dekoriert und sorgfältig ausgearbeitet. Jetzt funktioniert es genau andersherum: mit industriellen und weniger zeitintensiven Techniken versuchen wir auf zeitgenössische Weise das Gefühl des Reichtums von früher abzurufen. Es wurde Mauerwerk in der Steinfarbe, die nahtlos an die Farbe des Elektrizitätswerks anknüpft, gewählt. Die fassadenfüllenden Mauerwerkselemente mit Muster und Relief sind bei diesem Projekt daher vorfabriziert.
Durch diese Produktionsweise entsteht mit einem niedrigen Budget eine ‚reich ornamentierte Fassade’, die die Identität des Gebäudes prägt. Die Fassadenpaneele wurden in einem scheinbar willkürlichen Muster platziert, abwechselnd mit ornamentierten, siebbedruckten Glaspaneelen dort wo Wohnungstrennwände sitzen und an den französischen Balkonen der Wohnungen. Das Ganze wirkt als stabiler Block, der zusammen mit dem Elektrizitätswerk ein Ensemble formt. Das industrielle Herstellen maßgenauer Bauteile ist auch im Hinblick auf die Energieeffizienz von Vorteil. Industrielle Vorfertigung ist weniger energieintensiv und durch das Verarbeiten passgenauer Teile auf der Baustelle entsteht weniger Müll auf der Baustelle selbst, Das bedeutet für die Abfallströme: so wenig Energieverbrauch wie möglich für die Verarbeitung und Transport.