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Award / Auszeichnung | 07/2014

Auszeichnung „Vorbildliche Bauten“ im Land Hessen

Quartierszentrum Heinrich-Lübke-Siedlung

DE-60488 Frankfurt am Main, Heinrich-Lübke-Straße

Auszeichnung

Jo. Franzke Generalplaner

Architektur

ABG Frankfurt Holding

Bauherren

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Wohnungsbau

  • Projektgröße:

    4.500m² (geschätzt)

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Baubeginn: 01/2009
    Fertigstellung: 01/2015

Projektbeschreibung

In der in den 1970er Jahren gebauten Heinrich-Lübke-Siedlung in Frankfurt-Praunheim mit knapp 600 Wohnungen leben rund 2.000 Bewohner. Das Quartier mit den zum Teil achtstöckigen Wohnhäusern und nicht mehr zeitgemäß gestalteten Freiflächen zeichnete sich durch einen hohen Sanierungsbedarf aus. Die Lebensqualität in der Siedlung wurde von einer dichten Bebauung, dunklen und schlecht einsehbaren Passagen, sowie fehlenden Möglichkeiten zur Nahversorgung beeinträchtigt. Das vorhandene Einkaufszentrum in dem Quartier stand weitgehend leer.
Die Siedlung wurde im Auftrag der ABG FRANKFURT HOLDING von 2010 bis 2014 im Rahmen von „Neues Wohnen in Frankfurt“ als Teilprojekt von „Frankfurt für alle – Handlungsperspektiven für die internationale Bürgerstadt Frankfurt am Main“ verdichtet und qualitativ verbessert.

Als Ergebnis eines Gutachterverfahrens zeichnet das Büro Jo. Franzke Architekten für die Neuordnung der Kopfbebauung in der Heinrich-Lübke-Siedlung verantwortlich, bestehend aus der energetischen Sanierung eines siebengeschossigen Bestandsgebäudes mit Staffelgeschoss sowie den Neubauten eines Ladenzentrums und eines sechsgeschossigen Wohnhauses in Passivhausbauweise. Die existierenden Gewerbeflächen wurden zurückgebaut. Straßenseitig wird gut sichtbar der Supermarkt platziert, der mit dem orthogonal zur Ludwig-Landmann-Straße stehenden Wohnriegel ein neues Entrée zur Siedlung definiert. Erdgeschossig werden gewerbliche Flächen für Kleingewerbe und Gastronomie angeboten. Eine Terrasse und die zentrale Treppe am Rande eines Niveauversprungs bieten einen Ausblick auf das Niddatal, laden zum Verweilen ein und sind eine Reminiszenz an einen zentralen Entwurfsgedanken von Ernst May („Die Grenzen des Niddatalparks sollen klar bestimmt sein“). Der Niveauversprung wird genutzt, um unter dem Neubau eine Tiefgarage anzuordnen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Eine riesige schwarze Treppenanlage - über die sich eine Rampe diagonal hochschlängelt - diese große Geste wäre an anderer Stelle überzogen. Hier wirkt sie passend und richtig. Die Architekten haben mit wenigen - überraschend klaren - Eingriffen und Ergänzungen einen räumlichen 'Eingang' und ein Zentrum für ein großmaßstäbliches - von industriell hergestellten Bauten der 70ger Jahre - geprägtes Siedlungsgebiet geschaffen.

Die Treppenanlage dient der Verbindung der Siedlung mit einer hochgelegten (und eine Tiefgarage überdeckenden) 'Plaza'. Dieser moderne Platzraum wird von einem neuen Supermarkt und neuen Ladengeschäften belebt, die in das Erdgeschoß eines Wohnblocks integriert wurden.

Dieser Wohnblock ist das erstaunlichste Puzzleteil der komplexen Gesamtmaßnahme: er wirkt streng und hochwertig - ein selbstverständlicher Teil der rationalen Systembausiedlung. Dieser Neubau ist aber - anders als der gegenüberliegende Block hinter dem Supermarkt - kein Bau der 70er Jahre, sondern ein Neubau. Erst mit der architektonischen Nachempfindung und Verbindung dieses Neubaus mit dem modernisierten 70er Jahre-Bau funktioniert die Maßnahme. Neubau, Versorgungsbau und Bestand wirken wie aus einem Guss. Das Bekenntnis zum Vorhandenen und seine 'Überhöhung' durch den elegant geknickten Supermarkt und die hochwertig detaillierte neue Wohnbebauung heben auch den Bestand auf ein hochwertiges und zukunftsfähiges Niveau. Auch die Detaillierung mit dem verbindenden 'brutalistischen' Betonsockel oder die weitspannende Balkonanlage zeigen die positive Auseinandersetzung und Identifikation der Architekten mit der Architektur der Entstehungszeit des Bestandes. Ein großmaßstäbliches, rational- strukturalistisches und gleichzeitig freies Denken ganz im Sinne der besten Vertreter des neuen Bauens.