modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Award / Auszeichnung | 09/2014

KAP Kölner Architekturpreis 2014

Lichtprojektion als Hommage an L.-Fritz Gruber

Lichtprojektion als Hommage an L.-Fritz Gruber

L.-Fritz-Gruber-Platz

DE-50667 Köln, L-Fritz-Gruber-Platz

Auszeichnung

scape Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Burkhard Wand Lichtplanung

Lichtplanung

ISAPLAN Ingenieur GmbH

Verkehrsplanung

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Landschaft und Freiraum

  • Projektgröße:

    2.200m² (geschätzt)

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Baubeginn: 01/2011
    Fertigstellung: 09/2012

Projektbeschreibung

"Alles kann durch das Licht verändert, deformiert oder eliminiert werden. Es ist genauso geschmeidig wie der Pinsel."
Man Ray

Als Hommage an den Namensgeber der Platzes interpretiert die Platzgestaltung das Thema „Licht und Schatten“ als wesentliches Ausdrucksmittel der Fotografie. Die bewußt zweidimensionale Platzgestaltung nimmt sich gegenüber den starken Platzkanten mit den z.T. denkmalgeschützten Fassaden der 1920er und 60er Jahre sowie dem prägenden Baumbestand zurück.
Ein durchgehender Pflasterteppich aus ortstypischem Basalt-Kleinsteinpflaster schafft eine Einheitlichkeit und Wiedererkennbarkeit des Stadtraumes. Die Mitte des L.-Fritz-Gruber-Platz bildet ein eingelegtes Rechteck, das sich aus der Dynamik der städtebaulichen Nord-Süd-Ausrichtung entwickelt. Das leere Rechteck aus hellen Betonplatten mit dem Seitenverhältnis 6:9 (Kleinbildformat) schafft eine Projektionsfläche für die auf die Platzfläche fallenden Schatten und verstärkt den Kontrast zwischen hellen und dunklen Bereichen. Die zufällig entstehenden Schattenspiele werden zur künstlerischen, sich stetig verändernden Textur in der Mitte des L.-Fritz-Gruber-Platzes. Sie erinnern an die Funktionsweise der Fotografie, ein dreidimensionales Bild auf einer zweidimensionales Fläche darzustellen. Ein 1 m breites Plattenband rahmt die zentrale Platzfläche. Auf diesem Band sind drei 4 m lange weiße, monolithische Steinbänke aufgestellt, die zum Beobachten, Sitzen und Verweilen einladen. Ein in den Rahmen als belagsbündige Edelstahlbuchstaben eingelassenes Zitat regt zur Auseinandersetzung mit dem Thema Fotografie an.

Nachts zeichnet das Licht aus einer abgependelten Hohlkugel die rechteckige Platzmitte nach. Es fällt so auf den Platzbelag, dass die sich im Raum befindlichen Objekte als Schatten scharf abzeichnen.
Das Funktionsprinzip folgt dem eines Projektors: Ein Hohlkörper mit mattschwarzer Innenoberfläche und punktförmiger Lichtquelle, dessen Öffnung nach unten hin so bemessen ist, dass die Brennpunktstrahlen exakt die Fläche des Platzes nachzeichnen. Für einen kurzen Augenblick wird der Passant, der den Platz quert, zum Mittelpunkt einer Szene, die vom Zufall bestimmt wird. Mit einem Durchmesser von 1,20 m präsentiert sich die Leuchte als eigenständiges Objekt, das auf seiner metallisch-spiegelnde Oberfläche die Umgebung reflektiert.

Auszug aus dem Juryprotokoll (04.12.2007), 1. Preis:
"Ausgehend vom Namensgeber des Platzes wird ein Entwurfsvorschlag präsentiert, der die Themen Licht und Fotografie auf einfache verständliche Weise aus den Qualitäten des Ortes entwickelt. Die Idee, das vorhandene Dreidimensionale (die Bäume, die Nutzer) auf einer hellen Platzfläche zweidimensional abzubilden, ist aufgrund der Einfachheit der Mittel bestechend."

Beurteilung durch das Preisgericht

Mit der Gestaltung des L.-Fritz-Gruber-Platzes haben die scape Landschaftsarchitekten aus Düsseldorf zum Gedenken an den berühmten Fotografen, Sammler und Kurator das Thema Licht und Fotografie überzeugend in ein Bild/eine Inszenierung/eine Szene gesetzt und andererseits einen schönen innerstädtischen Platz den Bewohnern von Köln zur Aneignung gegeben. Schon die Tatsache, dass Autos und Mülleimer vom Platz entfernt werden konnten, begeistert.
Auf eine zurückhaltende anmutige Art wurde dieser Platz scheinbar fast leer gelassen,
und die drei 4 m langen weißen steinernen monolithischen
Steinbänke am Rande der hellen Fläche laden den sich dort niederlassenden Passanten zum Beobachten, Sitzen und Verweilen ein. Die scheinbar einfache Platzgestaltung nimmt sich gegenüber den starken, denkmalgeschützten Fassaden der 20er und 60er Jahre sowie der charakteristischen Fassade des Museums Kolumba zurück. Die den Platz umgebende Architektur wird ganz neu wahrgenommen. Auf einer Steinbank sitzend kann man sich auch Gedanken machen über die Ballung von Hochzeitskleidungsgeschäften, die sich hier in großer Dichte befinden.

Der Platz ist jetzt eine klare, offene Fläche; ein durchgehender Pflasterteppich aus dunklem ortstypischen Basalt-Kleinsteinpflaster, von dem man meint, er sei schon immer da gewesen, umrahmt eine großes eingelegtes helles Rechteck von 34 mal 9 Meter. Dieses leere Rechteck aus weißen Betonplatten mit dem Seitenverhältnis von 6:9, dem Format einer Kleinbildkamera schafft eine Projektionsfläche für die auf die Platzfläche fallenden Schatten. Die leere Bildfläche wird durch das Licht- und Schattenspiel der Bäume sowie der Passanten auf dem Platz gefüllt. Der Platz wird so zum Foto.

Wenn sich abends das Licht in der abgependelten metallisch-spiegelnden Hohlkugel von 120cm Durchmesser langsam aufbaut zu einer hellen, scharfen Theater-Projektionsbeleuchtung, wird der Passant zum Akteur, dessen Schatten wie eingebrannt wirkt in die helle Bodenfläche. Dieser Effekt, die Verwandlung des vorhandenen Dreidimensionalen ins zweidimensionale Abbild auf der hellen Platzfläche, ist eine poetische und raffinierte Bilderfindung als Hommage an den Namensgeber des Platzes.
Das Zitat von Man Ray: „Alles kann durch das Licht verändert, deformiert oder eliminiert werden. Es ist genauso geschmeidig wie der Pinsel“, ist in Edelstahlbuchstaben in den Rahmen des Boden belagsbündig eingelassen, als ein weitere Anregung, über das Thema Fotografie oder Licht und Schatten nachzudenken.
Eine schönes und sensibles Detail sind auch die nicht festzementierten Betonplatten rings um die beiden Bäume herum. Diese losen Platten lassen den Wurzeln der Bäume Bewegungsfreiheit . Dieses setzt sich auch beim Kopfsteinpflaster im Bereich des Wurzelwerks der Bäume fort. In diesem Bereich sprießt schon das Grün zwischen den Basaltsteinen und so zeichnet sich der Wurzelbereich der Bäume auf der hellen und der dunklen Fläche jeweils auf eine andere Weise ab und man wird sehen, was die Bäume mit diesen Platten machen werden. Diese gesamte rechteckige Platzfläche hat eine Wölbung die der Dynamik der städtebaulichen Nord-Südachsenausrichtung folgt. So wird die gesamte Bodenfläche des Platzes nicht einfach als ein gepflasterter Boden wahrgenommen, sondern als Skulptur.
Schattenspiel bei Tag

Schattenspiel bei Tag

Blick Richtung Museum Kolumba von Peter Zumthor

Blick Richtung Museum Kolumba von Peter Zumthor

Platz im Kontext: Blick auf das Museum Kolumba von Peter Zumthor

Platz im Kontext: Blick auf das Museum Kolumba von Peter Zumthor

Museum Kolumba

Museum Kolumba

Blick von oben über den L.-Fritz-Gruber-Platz am Abend

Blick von oben über den L.-Fritz-Gruber-Platz am Abend

Der Platz als Projektionsfläche

Der Platz als Projektionsfläche

Monolithischer Sitzquader

Monolithischer Sitzquader

Materialkontraste

Materialkontraste

Zentrales Lichtobjekt

Zentrales Lichtobjekt

Mittagspause auf dem L-Fritz-Gruber-Platz

Mittagspause auf dem L-Fritz-Gruber-Platz

Bestandsbäume in Platzintarsie

Bestandsbäume in Platzintarsie

Menschen und Bäume als Schauspieler

Menschen und Bäume als Schauspieler