modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren
3. Rang 4 / 4

Offener Wettbewerb | 07/2015

Schweizerische Landesausstellung EXPO2027

La Suisse Orientale

4. Rang

Preisgeld: 10.000 CHF

OOS AG

Architektur

mazzapokora

Architektur

Ernst Basler + Partner

Bauingenieurwesen

Erläuterungstext

«La Suisse Orientale»
«La Suisse Orientale» setzt in der Region der EXPO 2027 auf das gemeinsame Erleben des Dreiklangs "Beständigkeit – Veränderbarkeit – Durchlässigkeit"; drei Narrative verbinden sich durch ein Gewebe aus Themen-Routen, sogenannten "Passages", und durch drei Stand- und Spielorte mit Hauptattraktoren. Diese Hauptattraktoren spielen die Rolle von "Scènes" , also Bühnen, die das Zusammenkommen im Sittertobel, auf dem Bodensee an der Grenze von Kreuzlingen und Konstanz sowie auf der Schwägalp bündeln. Die Atmosphäre der EXPO entsteht durch die Verbindung dieser "Passages" mit den regionalen geographischen, sozialen, ökonomischen und kulturellen Besonderheiten sowie ihren nationalen und internationalen Bezügen und Ausprägungen. Partizipation und Eigendynamik fördern lokale Initiativen und schaffen zusammen mit der klaren Themensetzung und Besucherführung einen selbstverstärkenden Prozess. Unterschiedliche Interessensgruppen lassen dabei eine auf nachhaltige Entwicklung ausgelegte Wertschöpfung- und Wertschätzungskette entstehen. Attraktive, temporäre Infrastrukturen werden weiter verwendet, schon Bestehendes weiter ausgebaut und klug in Wert gesetzt. Die EXPO wächst aus sich heraus und über sich selbst hinaus und lässt die Schweiz und ihre Gäste gemeinsame Werte neu entdecken.

Beurteilung durch das Preisgericht

„La Suisse Orientale“ schlägt im Titel grosse Brücken, lädt den Westen in den Osten und weckt die Entdeckungslust auf die ungeahnte Vielfalt, Exotik und Internationalität der Ostschweiz. Mit einem zweiten kleinen Trick, der Drehung der Landeskarte um 90 Grad, ist die Botschaft komplett: das Konzeptteam verspricht für den weltgeschichtlich kurzen Moment der Expo2027, die Erdrotationsachse um einen Viertel zu drehen, und so in der Konsequenz den Nordpol auf den Äquator zu verlegen. Auf dem geosteten Kartenausschnitt wird der Bodensee zum Lago Maggiore und lässt somit auch das Tessin aufhorchen. Der Blickwinkel auf wohlbekannte Traditionen, unsere Gegenwart und vor allem auf die noch offene Zukunft soll sich im Rahmen der Expo mit einem kleinen Dreh radikal verschieben.

Die drei Austragungsorte Schwägalp, St.Gallen und Kreuzlingen nutzen ihren bereits eigenen, unterschiedlichen Charakter. Auf der Schwägalp am Fusse des Säntis wird in einer teils bereits bestehenden Landschaftssenke mit den dort herumliegenden Steinen eine riesige runde Arena gebaut als Festort für die Tradition, die Alpenkultur, unsere Bräuche. St.Gallen ist der Ort des Wissens, der Innovation, der Wirtschaft und der Kulturgeschichte. Vor der Stadt wird die Sitterschlucht von fünf grossen, teils spektakulären Brücken überspannt. Die SBB-Bahnbrücke wird von einer riesigen, würfelförmig in die Schlucht gebauten, hölzernen Raumstruktur umfangen. Auf Gleishöhe wird die Brücke zu einem neuen Expo-Bahnhof. Der dritte Austragungsort ist Kreuzlingen – Ort der Durchlässigkeit, der Internationalität, der Grenze und der Weite. Eine im See schwimmende Scheibe, die für die Besucher begehbar ist, schafft einen unerwarteten Ort; am Rand dieses neu geschaffenen, temporären Landes können schwimmende Pavillons unserer Nachbarländer andocken.

Die drei Hauptstandorte sind die Hauptanziehungspunkte in einem reichen Netz von thematisch unterschiedlichen Passagen, das sich kreuz und quer durch die Ostschweiz zieht. Ihnen kommen jeweils unterschiedliche Aufgaben zu: Auf der Schwägalp soll ein exklusiver, nicht allen Besuchern zugänglicher Ort entstehen. In St.Gallen finden Grossveranstaltungen, Konzerte oder Theateraufführungen statt. In Kreuzlingen öffnet sich die Expo räumlich wie thematisch über die Landesgrenze hinaus.

Die drei Themen Beständigkeit, Veränderbarkeit und Durchlässigkeit leiten die Expo an. Um 2027 eine wirklich aktuelle Expo eröffnen zu können, setzt „La Suisse Orientale“ eine einfache und klare inhaltliche wie räumliche Struktur, die viel Spielraum und Offenheit in sich birgt. Gleichzeitig soll ab sofort ein geschickt geleiteter partizipativer Prozess entlang der gesetzten Inhalte gezündet werden, der sich aus den bestehenden spezifischen Qualitäten der Ostschweiz entwickelt.

„La Suisse Orientale“ setzt auf bestehende Logistik, St.Gallen und Kreuzlingen sind durch den öffentlichen Verkehr gut erschlossen. Die innovative Sharing-App wird ein grosses brachliegendes Potential freisetzen. Die temporären Bauten sollen aus nachhaltigen Materialien wie Holz und Stein gebaut werden, für die z. B. schon jetzt Bäume gepflanzt werden. Die Steinarena kann für weitere Anlässe und Feste genutzt werden. Zwei Drittel aller finanziellen Mittel werden in nachnutzbare Projekte der Passagen investiert.

Einerseits war die Jury vom Imaginationspotential des Aufmachers einer Suisse Orientale sowie der Pro- fessionalität der Eingabe und der Präsentation sehr angetan. Anderseits zeigte sie sich enttäuscht, dass das im Titel gegebene Versprechen in der Ausformulierung der einzelnen Themen, Orte und Passagen nicht eingelöst wird. Die Beschränkung auf drei Hauptorte wurde zwar grundsätzlich positiv bewertet, die Konzeption der Standorte hingegen vermochte nicht zu überzeugen. Die Wahl der Schwägalp wurde aufgrund der heute bereits sehr starken Belastung des Ortes als problematisch erachtet und die Idee eines exklusiven, nicht allen offen stehenden Angebots konnte die Jury nicht nachvollziehen. Gleichzeitig wirkt der St.Galler Standort schon zu stark als Projekt und lässt wenig von jenem Gestaltungsraum über, der den Unwägbarkeiten eines solchen Vorhabens angemessen wäre.
3. Rang 4 / 4