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Award / Auszeichnung | 10/2014

Beispielhaftes Bauen Ostalbkreis 2009-2014

Einfamilienhaus HSG

DE-73525 Schwäbisch Gmünd

Auszeichnung

Architekturbüro Kohn und Kohn

Architektur

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Wohnungsbau

  • Projektgröße:

    keine Angabe

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Baubeginn: 01/2011
    Fertigstellung: 01/2012

Projektbeschreibung

Das Grundstück liegt in unmittelbarer Nähe der Stadtmauer in der Altstadt Schwäbisch Gmünds. Die historische Bebauung der giebelständigen Wohnhäuser in der Hinteren Schmiedgasse ist sehr kleinteilig und die Grundstücke entsprechend der dichten Bebauung der Städte innerhalb der Stadtmauern entsprechend klein und nur wenig größer als die Gebäude selbst. Für den Neubau stand ein nur ca. 130 qm großes Grundstück zur Verfügung, das bislang mit einem Gebäude aus dem 15. Jahrhundert bebaut war. Die einsturzgefährdete Bausubstanz und die nur noch in minimalen Teilen ursprünglich erhaltene Architektur ließen eine Restaurierung oder Wiederherstellung des Bestandsgebäudes nicht zu. In enger Abstimmung mit dem Denkmalamt und den in der Stadt zuständigen Gremien wurde ein neues Gebäude entworfen, welches in seiner Grundfläche passgenau dem „historischen Fußabdruck“ seines Vorgängers entspricht. Die Bauherren entschieden sich bewusst gegen einen Neubau auf der grünen Wiese, hatten aber den Wunsch, trotz der Enge und Kleinteiligkeit des Grundstücks in den jeweiligen Räumen des neuen Hauses Elemente für ein zeitgemäßes Wohnen zu realisieren.
Da eine Belichtung nur über die Giebelseiten erfolgen konnte, wurden die Raumvolumen beiderseits einer in der Mitte des Hauses positionierten, zweiläufigen Treppe in halbgeschossig zueinander versetzten Ebenen mit jeweils auf die Nutzung abgestimmten unterschiedlichen Raumhöhen angeordnet. Diese Anordnung als Split-Level ermöglicht sowohl eine Erhöhung des Wohnbereichs mit vorgehängtem Austrittsbalkon zum Miniaturgarten und ein Ausrichtung nach Süd-Westen in die grünen Gärten der Umgebung, als auch eine Nutzung des halb in der Erde liegenden Souterraingeschosses als Büro- oder Gästezimmer, welches ebenfalls einen Zugang zum Garten hat. Die Anordnung von Küche und Esszimmer erfolgt ein Halbgeschoss über dem Wohnbereich zur Straße hin, während die beiden Schlafzimmer wiederum ein Halbgeschoss höher zur ruhigen Gartenzone ausgerichtet sind. Offene Durchlässe in den Wänden der Wohnräume zur Treppenzone lassen vielfältige Blickbeziehungen zwischen den Räumen und ins Freie zu. Die Treppenzone wird nicht als geschlossenes Treppenhaus, sondern vielmehr die einzelnen Treppenläufe als interessante Raumelemente wahrgenommen. Unter dem First befindet sich die als Arbeitsatelier der Bauherrin genutzte oberste Ebene des Hauses.

Im Erdgeschoss hat der Neubau an der Straßenfront wie viele der Nachbargebäude einen in der Tiefe zurückgesetzten Sockel, der in Sichtbeton ausgeführt ist und die Gliederung der Straßenfassade durch seine Materialität und seinen konstruktiven Schlitz zum ersten Obergeschoss hin stark betont. Die Betonwände des Sockels bilden einen abgeschlossenen, von den Obergeschossen überdeckten Hof als Vorzone der eigentlichen Haustüre. Hier finden die Fahrräder, Mülltonnen und ein Motorroller Platz. Das Hoftor als geschlossene, geschosshohe Stahltafel, sowie der rechtsseitig in die Senkrechte erweiterte Schlitz sind die gliedernden Elemente des Sockels. Das Gebäudevolumen über dem Betonsockel ist verputzt und stellt durch seine auf die benachbarte Stadtmauer abgestimmte Farbe den Bezug zum besonderen Standort her. Mit seinen prägenden Bauteilen nimmt das Gebäude die Höhen und Formate der Nachbargebäude auf, beziehungsweise vermittelt durch die Formen und Größen der Fenster und deren asymetrischen Anordnung zwischen linkem und rechtem Nachbargebäude. Die Verschattung der straßenseitigen Fenster erfolgt durch Holzschiebeläden. Alle diese gestalterischen Maßnahmen binden das Wohnhaus formal, maßstäblich, sowie in Materialität und Farbigkeit als selbstverständlich wahrnehmbaren Baustein in das Quartier ein.

Beurteilung durch das Preisgericht

"Glück und Architektur" – Alain de Botton hat seinem gleichnamigen Buch den
Untertitel „Von der Kunst daheim zu Hause zu sein“ gegeben. In der Hinteren
Schmiedgasse 51 in Schwäbisch Gmünd manifestiert sich diese Kunst wie
selbstverständlich, denn der kleine Neubau in einer Altstadt-Baulücke schafft auf
sieben Halbgeschossen nicht nur jede Menge Platz, um gerne zuhause zu sein,
sondern darüber hinaus auch eine Freiraumqualität (unter visueller Einbeziehung
von Nachbargrundstücken und der historischen Stadtmauer), die man an dieser
Stelle nicht für möglich halten würde. Eine Oase der Ruhe auf der Gartenseite, ein
konsequent die Privatheit abschirmendes Sockelgeschoß zum öffentlichen Raum
und darüber ein raffiniert belichtetes Satteldach-Häuschen mit vielfältigen Ein- und
Ausblicken, das sich auf's Beste eingefügt in die Umgebungsbebauung. Glück und
Architektur eben!
Lageplan

Lageplan

Grundriss UG & EG

Grundriss UG & EG

Grundriss 1.OG & 2.OG

Grundriss 1.OG & 2.OG

Grundriss 3.OG & 4.OG

Grundriss 3.OG & 4.OG

Grundriss 5.OG

Grundriss 5.OG

Querschnitt

Querschnitt

Ansicht Ost - Straße

Ansicht Ost - Straße

Ansicht West - Garten

Ansicht West - Garten

Ansicht Süd

Ansicht Süd