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Award / Auszeichnung | 10/2015

ZV Bauherrenpreis 2015

TIWAG KWB LEITSTELLE mit BESUCHERZENTRUM, Silz

AT-6424 Silz, Tirol, Dr Meinrad Praxmarerstrasse 2

Preis

Bechter Zaffignani Architekten ZT GmbH

Architektur

TIWAG - Tiroler Wasserkraft AG

Bauherren

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Büro-, Verwaltungsbauten; Technische Infrastruktur, Tourismus, Gastronomie

  • Projektgröße:

    keine Angabe

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Baubeginn: 01/2012
    Fertigstellung: 01/2014

Projektbeschreibung

Der Neubau der KWB-Leitstelle der Tiroler Wasserkraft AG in Silz ist als massiver, eigenständiger Solitärbau ausgeführt. Das bestimmende Gebäude des Areals ist das Turbinenhaus, das durch verschiedene Anbauten in seinen Dimensionen und der volumetrischen Wahrnehmung beeinträchtigt wird. Die hochenergetischen Prozesse im Inneren des Gebäudes sind nach aussen dadurch nicht ablesbar. Hier sucht der Neubau seine Anknüpfungspunkte. Höhe, Breite und axiale Ausrichtung nehmen Bezug zum Turbinenhaus, dem Hauptbau der Anlage. Durch eine gestalterische Ausformung des
Baukörpers wird die vorgegebene räumliche Ausrichtung und Kraftwirkung des Turbinenhauses aufgenommen und fortgeführt. Ein neuer, klarer und expressiver Baukörper als Ausdruck der energetischen Prozesse auf dem Kraftwerksgelände. Die Leitstelle markiert die räumliche Mitte des Areals und verbindet die angrenzenden Volumen zu einem städtischen Gefüge.

Die Materialisierung und Farbgebung des Baukörpers nimmt dabei Bezug zu anderen Bauwerken im Wasserbau. Beton als ein technisch perfekter Baustoff, der den enormen potentiellen Kräften in der Energieerzeugung genügend Widerstandskraft entgegenbringt, steht wie kein anderes Material für Sicherheit und Langlebigkeit.Die dunkle, braune
Farbgebung nimmt Bezug auf die dynamischen Komponenten der Stromerzeugung. Druckleitungen, Turbinen und Transformatoren sind aus metallischen Werkstoffen, die aus Erzen gewonnen werden. Die gleiche Materialisierung erhält auch das Besucherzentrum, das sich als eingeschossiger, langgezogener Baukörper aus dem aufgeschütteten Plateau schiebt und sich zur Strasse hin auf gesamter Breite öffnet. Die funktionale Grundidee basiert auf einer vertikalen Stapelung der einzelnen funktionsbereiche. Jede Funktionseinheit wird auf einer Ebene organisiert. Diese
klare Hierarchie vereinfacht die Administrierung der Zutritts- und Sicherheitsbereiche und ermöglicht eine lineare Vernetzung der Infrastruktur.

Der Funktionsbereich der Leitstelle mit seinem Kontrollraum nimmt vom Platzbedarf her eine Sonderstellung ein. In Zusammenhang mit der geforderten Überhöhe des Kontrollraumes, wird die Entwicklung eines expressiven und doch logischen Baukörpers ermöglicht. In seiner betonten Vertikalität bekommt der Baukörper noch zusätzlich ein horizontales Moment und schiebt sich mit einer kraftvollen Geste in Richtung Norden. Die Netzersatzanlage wird als eigenständiger Baukörper ausgebildet. In östliche Richtung abgesetzt, nimmt der eingeschossige Minimalbaukörper die technisch notwendigen Anlagen auf. Basierend auf den Vorgaben der Nutzer, blendlichtfreie Büros zu erhalten, sind die Ost- und die Westfassade ohne Öffnungen ausgeführt worden. Diese geschlossenen Scheiben bilden die tragende Aussenhülle welche thermisch von den Innenwänden und Decken entkoppelt ist. Die freien Deckenränder der Süd- und Nordfassade werden durch massive Brüstungen verstärkt, die als Träger wirken.

Die Verbindung zwischen der inneren und der äusseren Konstruktion erfolgt durch Edelstahleinlegeteile und Edelstahlquerkraftdorne. Die Fundierung erfolgte mit einer 1m starken Fundamentplatte die für den Lastfall Erdbeben zusätzlich durch Zugpfähle verankert ist. Der Neubau ist in Niedrigernergiebauweise mit Innendämmung ausgeführt. Ein Grundwasserbrunnen versorgt sowohl die Wärmepumpe als auch die Kühlanlagen mit der benötigten Energiemenge. Aufgrund der realtiv hohen internen Lasten durch die technischen Geräte muss nur geringfügig Wärmeenergie bereit gestellt werden. Das Besucherzentrum bildet als schmaler, langestreckter Baukörper den baulichen Abschluss zum Freiland. Zur Strasse hin ist er raumhoch verglast. Offenheit und Transparenz wecken die Neugierde der Besucher und Passanten. Die Rückwand ist mit einem durchlaufenden Oberlichtstreifen ausgeführt und ermöglicht einen Sichtbezug zur
südlich gelegenen Kraftwerksanlage.

Beurteilung durch das Preisgericht

Mit neun großen und mittleren sowie 40 kleinen Wasserkraftwerken sichert die TIWAG die Stromversorgung Tirols – fünf bis sechs Millionen Gigawattstunden jährlich. Das Speicherkraftwerk Silz/ Oberinntal ist das stärkste, es ging 1981 mit der von Ekkehard Hörmann am Hangfuß gestalteten Turbinenhalle in Betrieb. Technische Änderungen und neue Sicherheitsstandards erforderten den Bau einer neuen Leitstelle, von der zentral alle TIWAG-Werke gesteuert und kontrolliert werden – und dazu, außerhalb des hochgesicherten Werksbereiches, noch ein Besucherzentrum. Obwohl das Unternehmen nicht den Vergaberichtlinien öffentlicher Auftraggeber unterliegt, stellte sich die TIWAG der baukulturel - len Verantwortung und führte ein EU-weites Bewerbungsverfahren durch. Aus 70 Einreichungen wurden zehn Teams zu konkreten Entwürfen geladen und eine überregional besetzte Jury beigezogen. Der aus - gewählte Entwurf von Bechter & Zaffignani setzt die Leitstelle als „wohlgerüsteten Wächter“ der Turbinenhalle gegenüber. In kontextbezogen gefärbtem Sichtbeton ausgeführt, antwortet der Turm in Höhe, Breite und Stellung exakt auf Hörmanns große Halle, die sich ihrerseits auf die am Gegenhang, am Locherboden postierte Wallfahrtskirche ausrichtet. Notfallorganisation, Administration, Systemtechnik und Rechenzentrum sind auf minimierter Grundfläche übereinander gestapelt; Herzstück ist der doppelt hohe Kontrollraum mit riesigen Bildschirmen. Dieses Sondervolumen ragt zur Talseite aus dem Kubus heraus und ist zur Hang- und Südseite im selben Ausmaß eingerückt. Das Fensterband aus neun Zentimeter dickem Glas liegt hier talseitig unten, hangseitig ganz oben, von den Obergeschossen beschattet. So ist der Raum von beiden Seiten blendfrei natürlich belichtet. Lichttechnische Kriterien für die rund um die Uhr besetzten Kontrollräume bedingten auch, dass das Haus nach Osten und Westen hermetisch ist und nur nach Süden und Norden Fensterbänder in voller Hausbreite aufweist. Minimaler Energieverbrauch, Grundwassernutzung für Heiz- und Kühlsysteme, thermische Entkoppelung der Außenhülle von Innenwänden und Decken, strikte Klarheit und Kompaktheit aller Elemente und Details machen den Bau faktisch und semantisch zu jenem kraftvollen Monolith, als der er, speziell im Notfall, tatsächlich für das ganze Land wirken soll. Zitat aus der Wettbewerbsjury: „Die Landschaft wird maximal respektiert. Die Architektur interpretiert die schlichten, historischen Alpinbauten auf zeitgemäße und unabhängige Weise.“
Ansicht Nord

Ansicht Nord

Ansicht Süd

Ansicht Süd

Ansicht Ost

Ansicht Ost

Ansicht West

Ansicht West

Grundriss E4

Grundriss E4

Grundriss E7

Grundriss E7

Schnitt

Schnitt