Beispielhaftes Bauen Stadtkreis Stuttgart 2011-2015

Im Zuge der Entstehung des Neubaugebiets Hohlgrabenäcker in Stuttgart-Zazenhausen südlich des Bahndammes wurde auch die Anbindung des Ortsteils nördlich des Bahndammes mit bestehenden Schulen, Kindergarten und Sportanlagen notwendig.
Die ursprüngliche Idee einer klassischen Fußgängerunterführung in geschlossener Bauweise als geradliniges Bauwerk mit durchgängiger lichter Breite von 5,00 m und lichter Höhe von 3,00m wurde anfänglich bevorzugt.
Aus bautechnischen Gründen hat sich jedoch eine offene Bauweise gegenüber eines klassischen Durchtriebs in geschlossener Bauweise durchgesetzt.
Somit eröffneten sich für die architektonische Gestaltung des Bauwerks neue Möglichkeiten.
Der Grundgedanke des Entwurfs bestand darin, die fast 50,00 m lange Fussgängerunterführung für die Anwohner sowohl tagsüber als auch nachts so hell wie möglich und somit eine sichere und freundliche Verbindung der beiden Ortsteile zu gestalten.
Die minimale lichte Breite der Unterführung in der Mittelachse beträgt 5,00 m, die minimal lichte Höhe 3,00 m. Beide durchgehenden Wandflächen öffnen sich jedoch ab der Mittelachse durch Abwinkeln, versetzt zueinander, zu den Portalen in nördlicher und südlicher Richtung.
Die Deckenfläche mit einer Gesamtlänge von 30,00 m öffnet sich ebenfalls ab der Mittelachse zu den Portalen hin. Durch diese leichte Abwinkelung der Wand- und Deckenflächen ensteht ein Bauwerk, daß sich zu den Zugangsportalen Nord und Süd aufweitet und dadurch eine größtmögliche natürliche Belichtung ermöglicht. Die versetzte Abwinkelung von Wänden und Decke lassen auch interessante Raumeindrücke und Blickbeziehungen entstehen.
Sämtliche Wand- und Deckenflächen sind in Sichtbetonbauweise erstellt. Die Wandflächen sind durchgehend strukturiert und gegliedert durch sorgfältig gesetzte Schalungsflächen in 90 cm Höhe und 275 cm Breite und mittig platzierten Abstandshaltern mit Faserzementstopfen. Die Oberkanten der Wandflächen an den Portalen Nord und Süd verlaufen parallel zur Hanglinie im Böschungswinkel des Bahndammes.
Die Beleuchtung der Unterführung erfolgt durch wandbündige in die Sichtbetonflächen integrierte linienförmige Leuchten mit gebürsteter Edelstahleinfassung. Die versetzt angeordneten Leuchten innerhalb der Schalungsflächen sind gestalterischer Bestandteil der durchgehenden Wandstruktur.
Das Beleuchtungskonzept wird ergänzt durch eine indirekte und nicht sichtbare LED-Beleuchtung die in einem abgehängten Deckenelement montiert wurde und die Deckenfläche beleuchtet. Das abgehängte Deckenelement verläuft diagonal, parallel zu den jeweiligen abgewinkelten Wandflächen. Sämtliche Beleuchtungen sind in der Helligkeit dimmbar und die LEDDeckenbeleuchtung zusätzlich in der Farbgebung variierbar. Es handelt sich hierbei um ein Pilotprojekt des Energieversorgers EnBW und der Stadt Stuttgart mit neuartigen Steuerungsmöglichkeiten zur Energieeinsparung. Die Helligkeit erhöht sich, sobald die Unterführung betreten wird.
Die Bodenflächen der Unterführung wurden mit großformatigen dunkelgrau gefärbten Betonwerksteinplatten ausgeführt. Die Fugen der Bodenflächen verlaufen, wie das abgehängte Deckenelement, diagonal und parallel zu den jeweiligen abgewinkelten Wandflächen.