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Award / Auszeichnung | 03/2016

Architekturpreis des Landes Sachsen-Anhalt 2016

Wohnen im Welterbe Quedlinburg

DE-06484 Quedlinburg

Preis

qbatur Planungsgenossenschaft eG

Architektur

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Wohnungsbau

  • Projektgröße:

    keine Angabe

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Baubeginn: 01/2010
    Fertigstellung: 01/2013

Projektbeschreibung

Projektbeschreibung

Mit seinen mehr als 1200 Fachwerkhäusern aus unterschiedlichen Epochen bietet Quedlinburg eine einzigartige Dichte an historisch wertvollem Bestand, der zu DDR-Zeiten jedoch zusehends verfiel. Inzwischen gehört die Altstadt zum UNESCO-Welterbe und präsentiert sich in neuem Glanz. Zahlreiche der maroden Bauten wurden nach der Wiedervereinigung 1990 mit viel privatem Engagement aufwändig restauriert.

Einer dieser scheinbar hoffnungslosen Sanierungsfälle war auch das Haus in der Breiten Straße unweit des Marktplatzes, das als Einzeldenkmal geschützt ist. Der schmale dreigeschossige Fachwerkbau, dessen Ursprünge auf das Jahr 1330 zurückgehen, war kaum mehr als eine abbruchreife Ruine. Auf seiner Linken klaffte zudem eine hässliche Lücke: Das angrenzende Eckgebäude, das den Abschluss der Häuserzeile gebildet hatte, war bereits in den 1960er Jahren abgerissen worden.

Das Planungsbüro qbatur sanierte das Fachwerkhaus in zwei Phasen: Zunächst wurde der Rohbau des einsturzgefährdeten Gebäudes gesichert. Nachdem sich schließlich neue Eigentümer für die ungewöhnliche Immobilie begeistern konnten, wurde der Bestand umfassend renoviert und erweitert. Dabei legten alle Beteiligten großen Wert auf die denkmalgerechte Wiederherstellung des alten Gebäudes. Heute präsentiert sich der restaurierte Fachwerkbau zur Straße hin wieder mit einer barocken Fassadenfassung sowie sich nach außen öffnenden Kastenfenstern, die historischen Vorbildern nachempfunden sind. Für die Dachdeckung wurden regionaltypische Ziegel, sogenannte Linkskremper, aus Altbeständen wiederverwendet. Spuren der Vergangenheit finden sich auch im Inneren: Die Türen etwa stammen aus dem Depot historischer Baustoffe, einem stadteigenen Archiv, in dem Wiederverwendbares aus Abrisshäusern aufbewahrt wird.

Die Gestaltung des Neubaus war eine besondere städtebauliche Herausforderung. Einerseits galt es, die Ecke des denkmalgeschützen Straßenzuges stadträumlich zu fassen, andererseits sollte der Anbau nicht dominant wirken. In einem intensiven Planungs- und Entscheidungsprozess, unter Einbindung von Denkmalbehörde, Sanierungsträger und städtischem Bauausschuss, fiel die Entscheidung zugunsten eines schlichten, dreigeschossigen kubischen Baukörpers. In seiner Formensprache gibt er sich klar als etwas Neues zu erkennen, in Höhe, Material- und Farbwahl orientiert er sich jedoch an den Altstadthäusern. Seine Fassade aus hellem, recyceltem Backstein gibt sich betont dezent, die horizontale Gliederung mit Sandstein-Elementen knüpft an die Balkenlagen des Altbaus an. Auch Fenster- und Türen sind wie beim Fachwerkhaus aus geöltem Eichenholz.

Wie selbstverständlich sich Alt und Neu zu einem schlüssigen Ganzen fügen, zeigt sich beim Betreten des Hauses bereits im Eingangsbereich: Fast unmerklich gehen die Gebäudeteile ineinander über, führen Raumfolgen und Treppenläufe durch den Alt- und Neubau. Wenige Farben und Materialien tragen zum ebenso stimmigen wie homogenen Eindruck bei. Während im Altbau der kleinteilige Grundriss weitgehend beibehalten wurde, überrascht der Neubau mit einem großzügigen Wohnraum mit Galerie. Durchlaufende Glasfronten öffnen ihn auf eine Terrasse, die das Flachdach des neuen Carports zum Sonnendeck macht. Weniger exponiert sitzt man im liebevoll angelegten Hofgarten, der das Haus um ein zusätzliches Zimmer im Freien erweitert.

Im Betrieb können sich die Eigentümer über günstige Betriebskosten freuen, da die Wärmeerzeugung energetisch vorteilhaft über eine Sole-Wärmepumpe erfolgt. Mehrschaliges Ziegelmauerwerk im Neubau sowie Fachwerk mit Innendämmung im Altbau sorgen in Verbindung mit einer Wandheizung sowie Lehmputz für ein ausgeglichenes, angenehmes Raumklima.