Architekturpreis Berlin 2016

Das grundlegende Konzept erschwinglichen Wohnraums in einer guten gestalterischen Umsetzung zu entwickeln hat die Jury überzeugt. Das Konzept offene Wohnflächen zum selbstbestimmten individuellen Innenausbau in bezahlbaren Rahmen zu ermöglichen setzt ein Statement gegen schlecht gestalteten Wohnungsbau ob von öffentlicher Hand gesponsert oder von profitorientierten Projektentwicklern entwickelt. Durch die Schlichtheit und gleichzeitige Offenheit der Gartenseite zu dem in direkter Nachbarschaft liegenden öffentlichen Sportplatz lässt auf positive Art eine Vermischung von privatem Innenraum zu öffentlichem Raum zu. Die Verwendung von textilen schlichten ganzflächigem Licht- und Sichtschutz ist eine sehr gute Lösung um zum einen zu starke Sonneneinstrahlung zu verhindern, Privatheit auch ohne unschöne Balkonmatten zu gewährleisten und gleichzeitig dem sehr rationalen Konzept eine sich stetig verändernde Gesamtform der Fassade zu verleihen. Das Gebäude ermöglicht durch diese Gestaltung ein perfektes Maß zur Kommunikation oder gewünschter Privatsphäre der Bewohner. Die zurückhaltende Farbe des Gebäudes ist durchaus ansprechend, ebenso wie die gleichzeitige unmerkliche Parallel-Nutzung von Wohn- sowie Gewerbeeinheiten. Auf der Strassenfassade wird diese offene Gestaltung nicht fortgeführt, sie bildet hier eine klare Fortführung der Strassenfront. Bemerkenswert ist auch, dass auch eine Lage gewählt wurde, in der Nähe von S-Bahn, Sportplatz und sehr gemischt bebauten Umfeld an dem das Gestalten von einem Wohngebäude alles andere als naheliegend ist. Die Verdichtung an dieser Stelle in dieser Form gibt diesem Ort nun ein klares Statement, und zeigt dass es möglich ist auch an einer scheinbar unattraktiven Stelle der Stadt bezahlbaren, ästhetisch ansprechenden Wohnraum zu schaffen, der selbst kritische Graffiti problemlos zulassen kann.

Werner Huthmacher, Fotograf, Werner Huthmacher Photography – Berlin, Deutschland