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Award / Auszeichnung | 09/2016

Architekturpreis Land Salzburg 2016

Urbane Adaptation

Stipendium

Wilhelm Scherübl

Kunst

Beurteilung durch das Preisgericht

Architektur ist nicht immer das, was die Planenden im Sinn hatten, sondern das, was im alltäglichen Umgang mit ihr entsteht. Dass der Gebrauch von Architektur oft geradezu in das Gegenteil dessen umschlägt, was ihr zugedacht war, bezeugt das kreative Potenzial der alltäglichen Auseinandersetzung mit dem Gebauten im städtischen Raum. In den unerwarteten und widerständigen Formen der Nutzung von Architektur im urbanen Raum spiegelt sich im engsten Sinn des Wortes die gesellschaftliche Relevanz von Architektur. Wilhelm E. Scherübl möchte diesem oft beschworenen und doch so selten hinterfragten Schlagwort in seiner geplanten Arbeit nachspüren.
„Urbane Adaptation“ richtet den Blick auf die Ausgeschlossenen unserer Gesellschaft, die sich dem Mainstream und seiner Nutzung der gebauten Strukturen entziehen. Ihre Umnutzung von Räumen und Flächen im städtischen Raum erschafft eine eigene architektonische Parallelwelt. In der gebrauchstauglichen Adaptierung architektonischer Strukturen werden diese für Lebenswelten zurechtgebogen, deren Notwendigkeiten und Zwänge wir weder kennen noch verstehen. Die Nischen und Winkel unserer mehr oder weniger vertrauten, regionalen Baukultur taugen als Verstecke und Schlafplätze für jene, deren Blick auf die gebaute Umwelt von ganz anderen Konstanten bestimmt wird als von der kenntnisreichen Liebe zur gebauten Form.
Scherübls Auseinandersetzung mit Architektur hinterfragt eine allzu formalistische Betrachtungsweise von Architektur und möchte sie als das verstehen, was sich in ihrer alltäglichen Nutzung spiegelt. Die Kreativität der Menschen und ihr Versuch, die Welt zurecht zu rücken. Seine Arbeit hat das Potenzial, unseren eingeübten Blick auf das Gebaute zu verändern. Im besten Fall erschließt sich eine Perspektive auf Architektur, die all die Möglichkeiten und Gefährdungen durch die gebaute Umwelt so elementar begreifen muss, wie wir vielleicht nur noch die Natur fernab jeder Zivilisation erfassen können. Das Förderstipendium soll Wilhelm E. Scherübl den notwendigen Freiraum geben, ein Projekt zu verfolgen, das sich mit seiner architekturtheoretischen Zielsetzung den üblichen Zwängen architektonischer Erwerbsarbeit entzieht und uns allen eine frische Perspektive auf unser tägliches Tun ermöglicht.