modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Award / Auszeichnung | 05/2017

Das Goldene Haus 2017 „Gut geplant – Unser Haus ist nachhaltig und smart“

haus rn4

DE Stuttgart

1. Preis

lenz architekten

Architektur

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Wohnungsbau

  • Projektgröße:

    keine Angabe

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Fertigstellung: 01/2014

Projektbeschreibung

gestapelter loft

am rande des höhenpark killesberg wurde ein einfamilienhaus für eine familie mit zwei kindern errichtet. die idee, ein nach außen hin einfach wirkendes haus zu entwerfen. mit der schlichten kubatur paßt sich das wohngebäude angemessen an die gebaute umgebung an.
es entsteht ein baukörper, so wie kinder häuser zeichnen. ein simples haus mit geneigtem dach und ziegeldeckung, türe und fenstern. ein haus, das an eine bautradition mit sparsamen details anknüpft.
die innenraumkonzeption entsteht durch das setzen von raumkuben. eingestellte körper in unterschiedlichen oberflächen generieren das thema: körper im raum.
die innenräume entwickeln sich zwischen den eingestellten kuben und der frei umlaufenden außenwand.
eine durchgehende innere treppe, die mal wand mal möbel wird, bildet den räumlichen komplexen zusammenhalt des hauses als einen innenräumlichen gestapelten loft.
dieser offene treppenraum verbindet die ebenen und ermöglicht spannende blickbeziehungen.

bauherr: privat
standort: stuttgart killesberg
fertigstellung: 2014
fotos: zooey braun

Beurteilung durch das Preisgericht

Ein ganznormales Haus ...
Auf den ersten Blick wirkt es wie ein normales Haus mit Satteldach. Die gleich großen, fassadenbündigen, nicht symmetrisch angeordneten Fenster zur Straße deuten allerdings schon darauf hin, dass dies Gebäude mit weiteren positiven Überraschungen aufwarten kann...

Wie begegnet man den gestalterischen Auswüchsen eines klassischen Neubaugebiets? Josef Lenz und Farnaz Zia-Azari, Architekten und Bauherren in Personalunion, antworten mit einem klaren Baukörper, dessen Öffnungen präzise gesetzt sind und die Details nicht der Dekoration dienen, sondern sich aus einem handwerklichen Verständnis entwickelt haben.
Von der Straße lässt sich nur erahnen, was hinter den großen Fenstern passiert. Diese geben, trotz ihrer Größe, ganz bewusst nur einen kleinen Einblick in das Leben der Familie. Die vierköpfige Familie lebt offen und ehrlich, hat voreinander nichts zu verbergen und benötigt ab und zu ein ruhiges Plätzchen um sich zurückziehen zu können.

Die Architekten selbst nennen die innenräumliche Gestaltung: gestapeltes Loft. Der offene Grundriss wird durch eingestellte Kuben zoniert. Dazwischen und von Geschoss zu Geschoss werden so interessante Blickbeziehungen ermöglicht. Das Treppenhaus steht frei im Raum und zieht sich bis unter das Dach. Geht man vom Eingang links um die Treppe steht man in der Küche. Rechts abgebogen befindet sich Musik- und Lesezimmer. Geradeaus führt einen der Weg zwischen Ess- und Wohnzimmer. Klingt kompliziert und verwegen? Ist es aber gar nicht. Denn die Räume fließen ineinander, grenzen sich jedoch durch die Kuben geschickt voneinander ab. Die Wahl der wenigen Oberflächenmaterialien trägt dazu bei das die Zonen eine unterschiedliche Atmosphäre haben.
Nicht ganz so offen zeigt sich das Obergeschoss. Logischerweise, denn hier befinden sich die Schlafund Badezimmer der Familie. Raumhohe Türen und Schrankelemente reduzieren unnötige Linien und Vorsprünge. Dadurch wirken die Wände eingeschoben und verleihen dem Obergeschoss eine eben solche Leichtigkeit wie im Erdgeschoss. Die Badezimmer der Kinder und Eltern könnten nicht weiter voneinander platziert sein. Verbunden sind sie dennoch. Denn sie liegen sich gegenüber, getrennt vom Luftraum um die Treppe und zwei Glasscheiben. Während des Duschens verhindert der zugezogene Vorhang das Zusehen beim Einschäumen. Geöffnet, wohl zu 99% der restlichen Zeit, fällt zusätzliches Licht ein und vermittelt zum Treppenhaus hin den eingeschobenen Charakter.

Auf der Rückseite/Südseite weiß das Haus mit großflächigen, bodentiefen Fenstern zu überraschen, was heutzutage nichts ungewöhnliches mehr darstellt, sondern eher als Marketinginstrument missbraucht wird. Vielmehr bieten die Loggien auf der Südseite im EG und OG, die vor besagten Fenstern liegen, einerseits einen geschützten Sitzbereich und andererseits dienen diese als sommerlicher Sonnenschutz gegen steil stehende Südsonne. Ein besonderer Clou, die außenliegenden Vorhänge, die den Räumen eine besondere Atmosphäre geben und als Sonnenschutz dienen.
Dass das Haus ohne Keller auskommt minimiert die Baukosten. Die Haustechnik und notwendige Abstellfläche platziert sich geschickt unter dem Satteldach. Somit minimiert sich der Weg vom Solarkollektor zur Warmwasseraufbereitung. Der noch freie Raum dient als Spiel- und Arbeitszimmer, wenn man mal ganz zurückgezogen und in Ruhe für sich sein möchte.
Das Gesamtpaket: ein gut geplanter, sowie ungewöhnlicher Grundriss und die Materialwahl in Kombination mit sauberen Details überzeugten die Jury und machten die Entscheidung leicht, dies Haus mit dem 1. Hauptpreis auszuzeichnen! Bauherren finden in diesem Haus unterschiedlichste Inspiration für das eigene Bauvorhaben. Sei es die offene räumliche Gestaltung im EG oder die Treppe als gestalterisches Element mit in die Planung einzubeziehen oder sich auf wenige, dafür ausgewählte und abgestimmte Materialien zu konzentrieren. Dann kann ein Haus auch wie ein Haus aussehen – simpel aber nicht einfach!