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Award / Auszeichnung | 05/2017

Das Goldene Haus 2017 „Gut geplant – Unser Haus ist nachhaltig und smart“

EFH

DE Münster

Sonderpreis

Christoph Lammers

Architektur

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Wohnungsbau

  • Projektgröße:

    keine Angabe

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Fertigstellung: 01/2016

Beurteilung durch das Preisgericht

Bauordnung auf die Spitze getrieben ...?!

Gefällt mir! oder Das geht doch gar nicht! – bei diesem Haus gibt es keine Graustufen. Der Bauherr, selbst Architekt, und seine Frau suchten eine größere Wohnung mit Garten in der Stadt. Auch in Münster kein leichtes Unterfangen. Für die fünfköpfige Familie wurde die 90 Quadratmeter Altbauwohnung zu klein. Sukzessive vergrößerte sich der Radius in dem sie nach einem geeigneten Grundstück suchten.
Ein Restgrundstück in einer nahezu fertigen Neubausiedlung wurde der Familie angeboten. Als Architekt der in einem international erfolgreichen Architekturbüro arbeitet, dessen Gebäude nicht grad dem Mainstream folgen, keine leichte Entscheidung. Die Mischung aus gewünschtem Raumprogramm und einer vertretbaren Belastung ließen die Würfel fallen. Natürlich weckten diese unverhandelbaren Eckpunkte mit dem Spirit des tagtäglichen, nicht gewöhnlichen Architekturmachens die Lust ein freistehendes Einfamilienhaus zu planen und zu realisieren, was zwar den Vorgaben des Bebauungsplans entspricht, sich aber von dem Standard abhebt.

Im Bebauungsplan war die Firsthöhe mit 8 Metern und die Traufhöhe mit 4 Metern und ein zur Straße giebelständiger Gebäudekörper festgelegt. Ein Neigungswinkel des Dachs war nicht vorgeschrieben. Auf der Ostseite wurde das Dach sehr steil gestellt um in ein flaches Pultdach überzugehen. So ließ sich die Anforderung der Vollgeschosse und die Firsthöhe umsetzen. Noch nicht genug mit der Auslegung des BPlans, wurde die Erkerregelung genutzt um den Eingang hervorzuheben. So entstand eine äußere Hülle die sich nicht einfach mal so beschreiben lässt. Angaben zur Materialität suchte Christoph Lammers vergeblich im B-Plan. Er hatte also völlige Freiheit bei der Wahl der Fassade und beim Dach. Oft führen so viele nicht festgeschriebene Regelungen zu sonderbarsten Auswüchsen bei Bauträgern um seinen Kunden möglichst viel Fläche und ein individuelles Haus zu planen. Danach sucht man in dem gesamten Gebiet fast vergeblich, gottseidank.

Wie sie wohnen möchten und welche Räume sie dazu benötigen war der Familie schnell klar. Im Erdgeschoss ein großer zusammenhängender Raum von dem nur die Nebenräume durch Türen getrennt werden. So finden sich neben dem offenen Lebensraum eine Werkstatt und ein Hauswirtschaftsraum wieder. Von beiden Räumen kann man die überdachte Garage betreten, die rein äußerlich gesehen im Haus integriert wurde. Neben der Garage können die Fahrräder, in Münster das meistverwendete Verkehrsmittel, abgestellt werden und es gibt Platz für ein Lager und die Mülltonnen. Im Obergeschoss sucht sich ein nicht genutzter Quadratzentimeter vergeblich. Gleich große Kinderzimmer ersparen Ärger, werden nun das größere Zimmer beziehen darf. Die Kleiderschränke der Kinder befinden sich auf dem Flur, was mehr Platz und Freiheit im Zimmer bedeutet. Im Erker haben die Kinder, zwar ein kleines, aber eigenes Badezimmer. Bei drei Kindern, vor allem wenn diese drei größer werden, erweisen sich getrennte Bäder als großes Glück. Die Eltern haben ein eigenes Reich mit Bad und Schlafzimmer.

Außen schwarze Lärchenverschalung – innen weiß gestrichene Wände, Decke in Beton und beim Boden wurde der Estrich angeschliffen und versiegelt. Etwas ungewöhnlich, allerdings praktisch und platzsparend, öffnen die Fenster nach außen.

Mutig, pragmatisch, konsequent und praktisch geplant fand die Jury und zeichnet das unangepasste Haus mit einem Sonderpreis aus. Die reinen Baukosten liegen übrigens bei unschlagbaren 1.143 € pro Quadratmeter.