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Award / Auszeichnung | 09/2017

Auszeichnung guter Bauten 2017 des Bundes Deutscher Architekten Ostwestfalen-Lippe

Sedanbunker

DE-33607 Bielefeld

Anerkennung

Poggenhans + Mühl Architekten BDA GmbH & Co. KG

Architektur

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Wohnungsbau

  • Projektgröße:

    keine Angabe

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Baubeginn: 01/2014
    Fertigstellung: 01/2015

Projektbeschreibung

SEDANBUNKER eine TRANSFORMATION

die Geschichte:

Der Sedanbunker wurde 1942 als ziviler Luftschutzbunker auf drei oberirdischen und einer unterirdischen Etage errichtet und ist der größte Bielefelder Luftschutzbunker.
Benannt wurde der Bunker nach den Schlachten von Sedan 1870 und 1940.
1944 zog die Luftschutzleitung in das Erdgeschoss ein. Nach dem Bombenangriff auf Bielefeld am 30.September 1944 koordinierte die Feuerlöschpolizei aus dem Sedanbunker heraus die Löschangriffe.
Die britische Rheinarmee veranlasste die Endmilitarisierung des Bunkers in den 1950er Jahren; heute noch gut erkennbar wurden Öffnungen in den Außenwänden angelegt, Der Bunker diente als Verwaltungsbau der Besatzung.
Im kalten Krieg wurde der Bunker als Zivilschutzraum reaktiviert, die Öffnungen wurden wieder geschlossen, der Bunker wurde mit ABC-Schutzmaßnahmen ausgerüstet. Hierzu gehört ein aufwändiges Belüftungssystem mit großen Sandfilterbunkern im Untergeschoss. Der Bunker wurde von der Stadt Bielefeld bis 2009 als Zivilschutzraum unterhalten.
Öffentlich wahrgenommen wurde der Bunker kaum.


eine Transformation:

Ein Bunker ist immer auch ein Mahnmal der Erinnerung und letztlich ein hilfloser Versuch die Greul des Krieges zu überstehen.
Jenseits seiner ursprünglichen militärischen Zweckbestimmung als Schutzraum hat dieses Bauwerk in seiner Massigkeit und Materialität physisch erlebbare skulpturale Qualität.
Die Transformation des Bunkers von einem Schutzraum zu einem Gebäude zum Bewohnen und zum Sammeln von Kunst sollte diese geschichtliche Erinnerung und skulpturale Eigenheit erhalten.
Minimalinvasiv wurde der Bunker verändert; vier Fenster in den Außenwänden, eine Toranlage, drei Öffnungen in Decken und eine im Dach sind die wenigen Änderungen an der Gebäudesubstanz.
Der Bunker beherbergt nun eine private Sammlung.
Auf dem Dach wird jetzt gewohnt. Beton, Glas und Stahl sind die vorherrschenden Materialien, mit denen auf dem Bunker drei Gärten und zwei Baukörper zum Wohnen entstanden sind.
Der Bunker hat sich verändert, ist neu gedeutet.
Erlebbar ist er geblieben.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Sedanbunker wurde als ehemaliger Luftschutzbunker zu einer privaten Kunstsammlung und Wohnnutzung umgebaut und erweitert. Er schließt an eine Zeilen-Wohnbebauung an, rückwärtig an den Parkplatz eines Nahversorgers. In diesem heterogenen Umfeld entwickelt der Bunker seine skulpturale, monumentale Wirkung. Nur wenige Eingriffe wurden in Decken und Fassaden durchgeführt, darunter das Eingangselement als zentrale Torsituation und wenige Fenster. Hervorzuheben ist hier die Klarheit und Konzentration der Eingriffe in die Fassade. In den 50er-Jahren wurde der Sedanbunker zeitweise von der Britischen Rheinarmee als Verwaltungsgebäude genutzt, im Kalten Krieg jedoch wieder als ziviler Schutzraum. Dieser Teil seiner Geschichte ist gut an der Fassade ablesbar: entstandene Öffnungen wurden grob wieder verschlossen. Die vorgefundene Fassade wurde durch den Umbau und die Aufstockung nur wenig verändert, in seiner skulptural-haptischen Wirkung eher verstärkt. Die für eine zentrale Toreinfahrt herausgesägten Betonblöcke wurden vor dem Gebäude belassen und zum Teil einer geradlinigen Freiraumgestaltung. Gleichsam entwickelt sich die Fassade mit den vorgelagerten Blöcken aus ihrer Monumentalität heraus und wird Bestandteil des Straßenraums.
Der wesentlichste Eingriff ist die Aufstockung des Dachs mit zwei Wohngebäuden und einer Terrasse, die über die Fassade hinauskragt. Beide Baukörper entwickeln durch ihre unterschiedliche Materialität und Ausführung eine fast gegensätzliche Ausstrahlung. Die Terrasse ist außermittig zwischen den beiden Trakten angeordnet. Die Aufstockung mit ihren unterschiedlichen Anmutungen ist in ihrer Korrespondenz mit dem klaren, durch die Torsituation fast symmetrischen Baukörper des Bunkers nicht ganz nachvollziehbar. Die sichtbaren Gärten verstärken das freundliche Gesicht des Solitärs und lassen ihn zum Teil des Viertels werden.
Insgesamt ist der Umbau des Sedanbunkers eine starke Geste, die in ihr heterogenes Umfeld positiv hineinwirkt und vorbildlich umgesetzt wurde.