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Award / Auszeichnung | 07/2017

Beispielhaftes Bauen: Landkreis Tübingen 2011-2017

Grüne Freiräume am Schulberg

DE-72070 Tübingen, Mühlstraße / Schulberg

Auszeichnung

Specht Landschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

Universitätsstadt Tübingen

Bauherren

Landesbetrieb Vermögen und Bau Baden-Württemberg, Amt Tübingen

Bauherren

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Landschaft und Freiraum

  • Projektgröße:

    keine Angabe

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Baubeginn: 01/2012
    Fertigstellung: 01/2013

Projektbeschreibung

Die bisher nicht für die Öffentlichkeit zugänglichen Grünflächen im Steilhang oberhalb der Mühlstraße in Tübingen wurden mit einer Treppenanlage, Wegen, Mauern und Plätzen erschlossen und eine innerstädtische Grünzone mit völlig neuen Aussichten auf die Stadt und die umgebende Landschaft geschaffen. Die Flächen befinden sich teilweise im Besitz der Stadt Tübingen und teilweise im Besitz des Landes Baden- Württemberg. Ziel war eine einheitliche Gestaltung und Schaffung einer größtmöglichen Aufenthaltsqualität für die Bürger bei gleichzeitigem Interessensausgleich mit den Nutzern des Pfleghofs und des Amtsgerichtes.
Das Projekt gliedert sich in folgende Bereiche.

Fußweg oberhalb der Mühlstraße:
Ein Fußweg oberhalb der historischen Zinnenmauern an der Mühlstraße stellt eine neue Verbindung vom Bahnhof und vom Zinserdreieck zur oberen Innenstadt her.
Die gründerzeitlichen Fassaden der Gebäude entlang der Mühlstraße bilden die Kulisse für attraktive Aufenthaltsmöglichkeiten oberhalb der durch Lärm und Feinstaub hochbelasteten Mühlstraße. Im Vorfeld der Maßnahme wurden die Natursteinmauern im Hang unterhalb des Amtsgerichtes mit bis zu 15 m tiefen Erdankern rückverankert Die notwendigen Stützmauern zur Herstellung ebener Platz- und Wegeflächen wurden in das statische Gesamtkonzept für den Hang eingepasst. Auf Grund der beengten und überaus steilen Hangsituation mit Neigungen bis zu 60° wurden diese Stützmauern so gestaltet, dass sie zugleich die Möblierung der Anlage darstellen. Die Ausführung als Betonmauern mit gestockter Oberfläche bietet eine handhabbare Statik, verzichtet auf eine historisierende Anpassung an die Sandsteinmauern und macht sie selbstbewusst als Zeichen einer neuen Nutzung kenntlich. Durch die Hintereinanderstufung der Mauerelemente konnten trotz der steilen Hangsituation die Absturzhöhen so eingehalten werden, dass die Anlage soweit wie möglich frei zugänglich ist.

Vorplatz und Treppe:
An der Stelle des ehemaligen Gebäudes Mühlstraße 3 wurde eine Treppenanlage mit einem Vorplatz geschaffen, die das Gelenk zur Fußgängerzone in der Neckargasse darstellt. Alle in diesem Bereich erforderlichen technischen Anlagen wie Abwasser, Stromverteiler usw. wurden unter und hinter der Treppe untergebracht, so dass der Platz selbst sehr klar und schlicht bleibt.

Grünflächen auf dem Schulberg:
Der im Eigentum des Landes befindliche Garten des Amtsgerichtes konnte durch die abgestimmte gemeinsame Maßnahme teilweise in eine öffentliche Grünanlage umgewandelt werden. Zahlreiche Bänke bieten spektakuläre Aussichten zur Neckarinsel, über die untere Innenstadt, zum Steinlachtal und bis zur Schwäbischen Alb. Ein leichtes und transparentes Stahlgeländer inszeniert den Platz als luftige Aussichtskanzel mit einer feinen Reling. Eine als schlichter bäuerlicher Garten gestaltete Fläche am Amtsgericht dient dem privaten Aufenthalt der Nutzer des Gebäudes. Für die im Gebäude Pfleghof untergebrachte Kleinkinderbetreuung wurde auf kleiner Fläche ein intensiv gestalteter Außenspielbereich hergestellt. Die Hofsituation zwischen Amtsgericht und Pfleghof wurde sorgsam denkmalgerecht saniert.

Treppe zum Österberg:
Als weiteres Projekt, das mit zum Gesamtensemble gehört, wurde in den Jahren 2013 bis 2016 am gegenüberliegenden Hang die Treppe zum Österberg neu gebaut. Auch hier mussten vorab die bestehenden Mauern verankert werden. Die zur Sicherung der oberen Mauern erforderliche Betonmauer wurde zugleich als Wange für die Treppenanlage genutzt. Die rhythmische Gliederung des Treppenlaufs erleichtert das Begehen der insgesamt 117 Stufen. Beleuchtung und gute Einsehbarkeit unterstützen die soziale Kontrolle.

Jurybegründung:
Mit diesem auf den ersten Blick leisen und zurückhaltenden Projekt ist für die Stadt Tübingen nicht nur eine neue Wegeverbindung geschaffen worden, sondern auch ein nutzbarer Freiraum entstanden. Für die Innenstadt stellt das Projekt eine große Bereicherung dar. Es entwickelt bisherige rückseiten zu nutzbaren Freiräumen mit eigenständiger Qualität als Aussichtspunkt, Rückzugsort und ergänzendes Wegenetz.