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Award / Auszeichnung | 11/2017

ZV Bauherrenpreis 2017

Sägerbrücke

AT-6850 Dornbirn, Stadtstraße

Preisträger I Vorarlberg

Architekturwerkstatt Dworzak-Grabher

Architektur

Stadt Dornbirn

Bauherren

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Verkehr

  • Projektgröße:

    keine Angabe

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Baubeginn: 01/2014
    Fertigstellung: 01/2016

Projektbeschreibung

Eine Brücke als Platz

Ein Beton – 5 Oberflächen

Der vom Land Vorarlberg und auf Betreiben der Stadt Dornbirn im Jahr 2014 ausgelobte Wettbewerb suchte nach einer Brückengestaltung, welche die Wichtigkeit des Ortes funktionell, als Haltestellenbereich öffentlicher Verkehrsmittel, und emotional, als Tor zum Stadtzentrum zum Ausdruck bringt.
Die Brücke war vom Landesstraßenbauamt in Beton konzipiert, es lag nahe in Beton weiterzudenken, und die Fähigkeiten des Materials zu nutzen, hinsichtlich Formbarkeit, Rezeptur und Oberflächenbehandlung. Die Vorstellung von einem Teig, der ausgerollt zu Fahrbahn, Fahrrad- und Fußgängerbereich, an den Rändern hochgezogen zur Brüstung und aus der Grundfläche herausgeschält zu überdachenden Haltestellen wird, bestimmt die Form. Alles wie aus einem Guss.
Letztlich ergänzen 4 unterschiedliche Oberflächenbehandlungen die Bandbreite der
Verarbeitungsmöglichkeiten des Materials Beton: gestockt im Fahrbahnbereich, sandgestrahlt im Fußgänger- und Fahrradsektor, geschliffen im Haltestellenbereich und poliert an der Dachunterseite der Bushaltestellen, zur Reflexion der künstlichen Beleuchtung.
Obgleich nicht gefordert, wurde die Brücke um einige Meter breiter als lang vorgeschlagen – die Brücke wird zum Platz. Niveauunterschiede zwischen Fahrbahn, Mittelstreifen, Fußgängerbereich werden minimiert, und für die „Mitte“ wurde vom Künstler Hubert Lampert mit einer Skulptur, auf die kinetische Energie des Ortes reagierend, eine Antwort gefunden.
Eine Brücke überquert und verbindet, die Sägerbrücke ist als Knotenpunkt des öffentlichen Nahverkehrs zudem ein Ort des Verweilens. Um das Warten zu bequemen sind hölzerne Lehnen entlang der Brüstung montiert, fließende Nischen ermöglichen den Rückzug aus befahrenen Bereichen.
In der Nacht wird die Brücke lokal an den Haltestellen und Brüstungen indirekt beleuchtet – gesamthaft von 2 diagonal angeordneten Pylonen gleich einer Stadionbeleuchtung inszeniert.
Die Brücke musste jahreszeitlich abgestimmt auf die Wasserführung der Dornbirner Ache in zwei Abschnitten fertiggestellt werden – ohne Unterbrechung des Verkehrs auf der Landesstraße. Die Sägerbrücke ist Ergebnis einer gemeinsamen Anstrengung des Landes Vorarlberg und der Stadt Dornbirn - im Besonderen durch die unterstützende Beharrlichkeit des Stadtplaners Stefan Burtscher.
Es ist der Wunsch des Architekten einmal jährlich ein „Brückenplatzfest“ zu veranstalten – heuer findet es zum ersten Male statt.

Beurteilung durch das Preisgericht

An einer städtischen Schlüsselstelle überbrückt die Sägerbrücke die Dornbirner Ach und verbindet die Innenstadt mit dem Hatlerdorf. Nachdem sich die Sanierung der 1963 fertiggestellten Vorgängerbrücke als weniger wirtschaftlich als eine Neuerrichtung herausgestellt hatte, war es dem Dornbirner Bauamt ein Anliegen, den hochfrequentierten Ort funktionell und gestalterisch aufzuwerten. Die Konstruktionsweise in Beton war vom Straßenbauamt vorgegeben, womit es für die Architekturwerkstatt Dworzak-Grabher nahelag, die Gestaltung im gleichen Material weiterzudenken und seine Potenziale zu nutzen. „Eine Brücke als Insel“ war der Wettbewerbsbeitrag übertitelt, der den Grundgedanken und den gewonnenen Mehrwert exzellent ausdrückt: ein neuer öffentlicher Raum über dem Wasser, auf dem unterschiedliche Formen der Mobilität gleichberechtigt Platz finden. Breiter als lang signalisiert die Proportion, dass hier nicht bloß ein Verkehrsweg, sondern auch ein Dornbirner Verweilort, ein Platz entstanden ist. Ein ausgerollter Teig, aus dem die Ränder als Brüstungen hochgezogen sind und sich die Bushaltestellen herausentwickeln, lieferte die formgebende Idee. Wie aus einem Stück gegossen und mit einem Zuschlag aus hellem Granit versehen hebt sich die Brücke von den Straßen ab. Gestockt auf den Fahrbahnen, sandgestrahlt im Fußgänger- und Fahrradsektor, geschliffen im Haltestellenbereich und – zur Reflexion der Beleuchtung – poliert an der Dachunterseite der Bushaltestellen wird eine Bandbreite an Oberflächenbehandlungen demonstriert und unterschiedlichen Anforderungen Rechnung getragen. Minimierte Niveauunterschiede betonen die Gleichwertigkeit der unterschiedlichen Verkehrsteilnehmer und wirken temporeduzierend. Nischen in den Brüstungen erlauben den Rückzug aus dem Verkehrsstrom, hölzerne Lehnen laden zur Beobachtung des durchfließenden Wildbaches ein, der sich vom sanft plätschernden Gewässer zum reißenden Fluss entwickeln kann. Das Lichtkonzept aus indirekt beleuchteten Brüstungen und Haltestellen sowie zwei diagonal außerhalb der Brücke angeordneten Pylonen sorgt auch bei Dunkelheit für angenehme Stimmung. Ein vertikales Zeichen an der Pforte zur Innenstadt setzt die Skulptur „Do.Helix“ des Künstlers Hubert Lampert und das jährliche „Brückenplatzfest“, ein Architekten- wunsch, feiert diesen besonderen, in jeder Hinsicht vorbildhaften, öffentlichen Raum.