Beispielhaftes Bauen Rems-Murr-Kreis 2011-2018

Um den Ansprüchen einer 6-köpfigen Familie gerecht zu werden und eine Einbindung des Gartens in den Wohnraum zu erhalten sollte das eineinhalb-geschossige Elternhaus der Bauherrin durch einen Neubau ersetzt werden.

Die minimale Haustiefe bescherte eine deutlich vergrößerte Gartenfläche auf dem 370qm großen Grundstück. Das Haus wurde in baurechtlich maximaler Länge und Traufhöhe konzipiert, um die gewünschte Wohnfläche zu erzielen. Auf den 3 Geschossen sind sämtliche Zimmer einhüftig nach Süden orientiert. Die Erschließungszone auf der nördlichen Straßenseite verbindet die 3 Ebenen mit einer offenen, einläufigen, von den Zwischendecken abgehängten filigranen Stahlharfentreppe. Die bodentiefen Fenstertüren des einfach und klar strukturierten Hauses gewähren von allen Zimmern eine unverbaubare Sicht auf die ansteigenden Hänge des Rems- und des Neckartals.

Die flache Dachneigung und der Verzicht auf Dachüberstände und Dachaufbauten verleihen dem Haus seine kubische und unaufgeregte Erscheinung. Das Garten- und Wohngeschoss ist über die gesamte Südseite eingerückt und schützt so vor Sonne und Regen.

Die Entwurfsidee des Hauses und die energetisch optimalen Grundrisse lassen sich an der Gliederung der Fassade ablesen: Sowohl die raumhohen Südfenster als auch die liegenden Formate zur Ost- und Westseite sind so platziert, dass sie aus jedem Raum den jeweils besten Blick eröffnen. Die in den Fensterlaibungen unsichtbar befestigten Glasbrüstungen gewähren einen uneingeschränkten Ausblick.

Der Wohn-, Ess-, und Kochbereich öffnet sich mit einer 12m langen Glasfassade zum Garten. Der Küchenblock steht frei zum Essraum. Die einläufige Treppe bildet die vertikale Verbindung der Stockwerke und bringt das Zenithlicht vom Dach bis ins unterste Geschoss. Ein außenliegender wetterfester Vorhang dämpft das Licht und bildet die individuelle Zone zwischen Wohnraum und Garten. Der uneinsehbare Wohnraum wird zum Außenraum erweitert.

Das mittlere Geschoss bildet die Eingangs- und Verteilerfläche, von der man in die Wohnebene im Gartengeschoss und zu den Schlafräumen in den oberen Geschossen gelangt.
Die Räume sind auch im Dachgeschoss gut proportioniert. Die Mindestkopfhöhe an der Traufe steigt zum First hin auf 3,60m und sorgt für ein angenehmes Raumvolumen.

Die Wand- und Deckenleuchten wurden flächenbündig in die Decke integriert, ebenso die kontrollierte Raumlüftung. Die Bäder sind hochwertig ausgestattet und die Einbauschränke im Schlafzimmer wie auch die Küchenzeile mit Kochblock sind maßgefertigt.

Die vier kleinformatigen Fenster sind mit asymmetrischen, glattgefilzten Putzfaschen umrahmt und sitzen mit tiefen Laibungen in der Fassade.

Nach Osten bildet die Garage in Holzbau und Lärchenschalung eine architektonische Trennung zwischen dem neuen, verputzten Wohnkubus und dem angrenzenden Nachbargebäude.

Als würdiger Ersatz für ein älteres Wohnhaus ist ein talseitig dreigeschossiger, sehr kompakter Baukörper mit geringer Tiefe entstanden. Er ebnet den Hang, indem er im Untergeschoss mit dem Garten verschmilzt, zu dem sich der Wohnraum durch die angenehme Vollverglasung öffnet.

Eine einfache Bauform, die Orientierung aller Räume zum Garten mit Aussicht und die feine Eingliederung des Wohnhauses in die umgebende Siedlungsstruktur, trotz seiner Andersartigkeit, überzeugen.

Die Maßnahmen zeigen beispielhaft, wie es sich mit neuen Mitteln in einer gewachsenen Siedlung bauen lässt.

Das Haus ist in seiner Grundrisstruktur klar, wirkt großzügig und offen.