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Award / Auszeichnung | 09/2018

Beispielhaftes Bauen Landkreis Konstanz 2011-2018

Umbau und Erweiterung Österreichisches Schlösschen, Stadtbibliothek

DE-78315 Radolfzell, Marktplatz 8

Auszeichnung

Matthias Eck

Architektur

Stadt Radolfzell

Bauherren

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Bibliotheken, Mediatheken

  • Projektgröße:

    keine Angabe

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Fertigstellung: 01/2014

Projektbeschreibung

Bruttorauminhalt: 8.700 m³

Geschichte
Das Österreichische Schlösschen steht als einziges Solitärgebäude in der Südwestecke des Radolfzeller Marktplatzes neben dem Münster und überragt mit den beiden Ecktürmen und den markanten Staffelgiebeln eindrucksvoll sämtliche umliegenden Profangebäude. Das stattliche Gebäude wurde um 1620 im Auftrag der Stadt Radolfzell von ansässigen Handwerkern errichtet. Wegen des Dreißigjährigen Krieges konnte der Innenausbau nicht fertiggestellt werden.
Für die nächsten 80 Jahre diente es vermutlich als Kornspeicher, das hohe Kellergewölbe als städtischer Weinkeller. Im 18. Jahrhundert wurden die oberen Geschosse aus- und umgebaut und die sichtigen bauzeitlichen Renaissance Holzbalkendecken mit spätbarocken Bändelstuckdecken bekleidet. Ab der Mitte des 18. Jahrhunderts wurde das Gebäude als Rathaus ab ca. 1820 als Schulhaus genutzt. Nach einer grundlegenden Instandsetzung um 1965 wurde zunächst das Erdgeschoss später auch die Obergeschosse als städtische Bibliothek benutzt. Das Gebäude steht unter Denkmalschutz und ist als Kulturdenkmal besonderer Bedeutung eingestuft.

Planungsziele
Ziel des Planungsauftrags war

Erweiterung des Raumprogramms, Ausbau sämtlicher Raumreserven
Barrierefreiheit
Fluchtwege und Brandschutz
Sanitäre Einrichtungen für Besucher und Personal
Erneuerung der technischen Anlagen
Verbesserung des Wärmeschutzes
Verbesserung der logistischen Rahmenbedingungen
zentrale Verbuchung und Selbstverbuchung sowie automatisierte Medienrückgabe
Raum für Veranstaltungen und konzeptionelle Arbeit
Klare Definition öffentlicher und nichtöffentlicher Bereiche
Herstellung von Arbeitsplätzen für die Bibliotheksverwaltung, Sozialräumen und Lagerflächen
Konzeption
Anbau eines externen Erschließungsturms über alle Geschosse des Gebäudes auf der Nordseite, der ehemaligen Rückseite des Gebäudes. Beim Bau des Gebäudes standen hier noch Häuser an die angebaut wurde und die erst später abgebrochen wurden.
Damit erhält der städtische Raum Marktplatz einen aufwertenden städtischen Impuls. Die ehemalige Rückseite öffnet sich nun zum Platz. Zweigeschossige Unterkellerung des nördlich anschließenden Teils des Marktplatzes für Technik-, Sanitär- und Lagerräume.
Ausbau des Gewölbekellers für Publikumsverkehr mit Bibliotheks- und Veranstaltungsnutzung. Ausbau des Dachraums zur Erwachsenbibliothek.
Die übrigen Nutzungen verteilen sich auf die vorher bereits genutzten oberirdischen Geschosse. Durch den Ausbau der Holztreppen (19. Jahrhundert) konnten zusätzliche Nutzflächen geschaffen werden.

Tragwerk
Unter- und Erdgeschoss sind mit gemauerten, verputzten Gewölben überwölbt. Durch diverse Umbauten gab es Störungen die beseitigt wurden. Die bauzeitlichen Decken der oberen Geschosse waren als von unten sichtige Holzbalkendecken ausgeführt. Die Instandsetzungen am Holztragwerk der Decken und des Dachtragwerks wurden mit zimmermannsmäßigen Konstruktionen durch stehenden Blattverbindungen mit neuen Hölzern ergänzt.
Die Deckenbalken der Decke zum Dachraum waren nicht geeignet die höheren Lasten der Bibliotheksnutzung aufzunehmen. Statt diese aufwändig zu verstärken, wurde eine Massivholzdecke aufgelegt, deren Lasten direkt in die Auflager eingeleitet wurden. So konnten sowohl die statischen Anforderungen als auch die des Brandschutzes berücksichtigt werden und die bauzeitliche Deckenkonstruktion von unten sichtbar und ohne Eingriffe erhalten bleiben. Barocke Bändelstuckdecken wurden restauriert.

Durch Umbau und Erweiterung konnte die Stadtbibliothek ihre Besucherzahlen erheblich steigern. Die Stadtbibliothek versteht sich als Informations - und Bildungszentrum, als Kommunikationsstätte und Treffpunkt sowie als Einrichtung der Schulbegleitung und als Sozialeinrichtung. In diesem Rahmen richten sich das Medienangebot und die Dienstleistungen aus. Als Bibliothek einer Mittelstadt übernimmt die Stadtbibliothek nicht nur die Aufgabe der bibliothekarischen Grundversorgung, sondern auch Aufgaben der erweiterten Literatur.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Sanierung und Umgestaltung des Österreichischen Schlösschens ist beispielhaft, weil sie das historisch markante Gebäude umsichtig für zeitgemäße Nutzungen ertüchtigt und wieder für die Öffentlichkeit nutzbar macht. Der denkmalgeschützte Altbau sowie der neue Treppen- und Aufzugsdom bilden eine harmonische Einheit. Zugleich erhält der städtische Umgebungsraum am Marktplatz durch den maßstäblich gelungenen Anbau einen aufwertenden, städtebaulichen Impuls. Herauszustellen ist, dass die in dem historischen Baudenkmal untergebrachte Stadtbibliothek nach der Sanierung in allen Geschossen für Menschen mit und ohne Handicap frei zugänglich geworden ist.