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Award / Auszeichnung | 06/2019

Architekturpreis des Landes Steiermark 2019

Basilika, Nordturm: "Paradies"

Basilika, Nordturm: "Paradies"

Basilika und Geistliches Haus, Mariazell

AT-8630 Mariazell, Benediktus-Platz 1

Architekturpreis des Landes Steiermark 2019

Preisgeld: 10.000 EUR

Feyferlik/Fritzer

Architektur

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Sakralbauten

  • Projektgröße:

    keine Angabe

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Baubeginn: 01/1992
    Fertigstellung: 01/2017

Projektbeschreibung

Text der Bauherrenpreisjury 2017:
In Zeiten, in denen bloß „schneller, höher, weiter“ zähle, sei es im Arbeitsleben eines Architekten ein Geschenk, ein Vierteljahrhundert mit einem Bauherrn an einem Projekt arbeiten zu können, so Wolfgang Feyferlik und Susanne Fritzer.

Möglich war dies in Mariazell, katholische Hochburg und wichtigster Wallfahrtsort Österreichs mit über einer Million Besuchern pro Jahr. Das Projekt ist schwer zu fassen.
Eingebettet in ein Gesamtkonzept wurden zahlreiche Einzelmaßnahmen im ganz kleinen wie im großen Maßstab umgesetzt. Die große Kunst bestand darin, nicht den Überblick zu verlieren, keinen schnellen Moden anheimzufallen und neben den Schöpfungen von Domenico Sciassia und Johann Bernhard Fischer von Erlach bestehen zu können. Bei allen Interventionen galt es selbstverständlich, Geschichte und Spiritualität des Ortes mit zu bedenken. Das alles geschah respektvoll und gleichermaßen angstfrei vor der Last der Geschichte.

Über all die Jahre wurden unter anderem ein neues Raum-, Farb- und Klangkonzept für die Basilika geschaffen, das vom Altarraum bis zu den Turmkammern reicht. Der Außenraum erhielt eine barrierefreie Neugestaltung. Im Osten der Basilika entstand eine Tagespilgerstätte mit Sanitär- und Aufenthaltsbereichen, deren windgeschützte Terrasse von Chören gern zum „Einsingen“ benutzt wird. Mit unvorstellbarer Empathie und Akribie wurde daran , den Wallfahrtsbetrieb für alle Involvierten zu optimieren, ohne ein spirituelles Disneyland entstehen zu lassen. Alt und neu greifen kongenial ineinander und bilden im Zusammenspiel ein Erlebnis für alle Sinne.

Gleiches gilt für das „Geistliche Haus“, wo historische Raumfolgen wiederhergestellt, über die Jahre zu Abstellkammern verkommene Räume aktiviert und die Privaträume der Patres und Gästezimmer je nach Erfordernis mit ausgetüftelten, stets für die Situation maßgeschneiderten Sanitärzellen, Küchennischen und zahlreichen Kleinigkeiten wie innenliegenden Fensterläden ausgestattet wurden.

Pater Karl Schauer habe stets eine Vision für das gesamte Projekt gehabt, erinnern sich die Architekten. Auch einen visionären Finanzrahmen, am Beginn einen utopischen: „Wir trugen die Bausteine zusammen. Es gab immer den ganz großen Maßstab, um nicht den Überblick zu verlieren. Und es gab auch immer den ganz kleinen, um nicht von Beginn an Fehler im Detail zu machen.“
[T: Franziska Leeb]


BHP JURY 2017
max. 3 Bauten pro Bundesland wurden von den Nominierungsjurien für den Bauherrenpreis ausgewählt.

Die Hauptjury, bestehend aus

Tina Gregorič, Architektin, Ljubljana
Franziska Leeb, Architekturpublizistin, Wien
Richard Manahl, Architekt, Wien

ermittelte aus diesen 27 Einreichungen die Bauherrenpreisträger 2017.

Beurteilung durch das Preisgericht

„Die Basilika Mariazell ist eine der wichtigsten religiösen Destinationen Österreichs und zählt mit rund einer Million Pilgern pro Jahr zu den meistbesuchten katholischen Stätten der Welt. Seit fast drei Jahrzehnten befassen sich Feyferlik/Fritzer schrittweise mit akribischen Untersuchungen und Eingriffen in die Architektur, wobei die Struktur der Basilika Stück für Stück angepasst und verbessert wurde.
Mit einem einzelnen Kleinauftrag für die Installation exquisit dezenter Lampen in einem Hinterhausraum für Priester, begannen Feyferlik/Fritzer vor fünfundzwanzig Jahren, den Bau in neue Höhen zu heben. Ihre architektonischen Eingriffe sind weder einzelne, großartige Gesten noch strenge, kalte Restaurierungen, sondern eine raffinierte Mischung aus sorgfältigen Upgrades und Ausschmückung. Wertvolle Sammlungen sind jetzt zum ersten Mal ausgestellt. Neue und aufregende, bizarre Aufführungsräume wurden an unwahrscheinlichen Orten eröffnet. Geniale Details wie eine Reißverschlussmembrantür und eine aufklappbare Treppe sorgen für eine fröhliche Atmosphäre ganz ohne Kitschfaktor.
Die Basilika ist ein Bau, der die Konventionen der modernen urbanen Praxis herausfordert. In Anbetracht der drohenden Klimakatastrophe, die Planer jeder Couleur zwingt, ihre Einstellung zu Material und Bau zu überdenken, bietet das Projekt ein faszinierendes Beispiel für langsame Architektur - Entwurf und Gestaltung, die sich im Laufe der Zeit schrittweise entfalten. Sollte die Zukunft der Architektur weniger darin bestehen, dass Stararchitekten Städten ihren Stempel aufdrücken, sondern vielmehr darin, Gemeinden und ihre Gebäude kontinuierlich an die sich ändernden Bedürfnisse anzupassen, so ist dieses Projekt ein nachhaltiger Präzedenzfall für die Disziplin. Seine Bedeutung resultiert aus einer langfristigen Beziehung zwischen einem leidenschaftlichen Bauherren und einem umsichtigen Architekturbüro, sowie dem handwerklichen Geschick und der ruhigen Hand eines Teams, das ohne den eiligen Drang nach Ruhm oder Reichtum vor Ort tätig ist. Das Ergebnis ist ein dynamisches Stück Architektur, das vor gestalterischen Elementen nur so strotzt, die weit über eine konventionelle Restaurierung hinausgehen und einen generativen räumlichen und materiellen Dialog ermöglichen." (Phineas Harper (Kurator), London)
Neue Sakristei

Neue Sakristei

Aussenanlagen Ost:
li.u. Eingang Kerzengrotte; li.o. Pilgertagesstätte; mi. Kapelle St. Michael

Aussenanlagen Ost: li.u. Eingang Kerzengrotte; li.o. Pilgertagesstätte; mi. Kapelle St. Michael

Basilika: Volks- und Hochaltar
(Volksaltarbereich, Gesamtkonzept, Ambo, Lespult, Sessio: Feyferlik/Fritzer; Volksaltar: Ulrich Rückriem; Hochaltar: Johann Bernhard Fischer von Erlach)

Basilika: Volks- und Hochaltar (Volksaltarbereich, Gesamtkonzept, Ambo, Lespult, Sessio: Feyferlik/Fritzer; Volksaltar: Ulrich Rückriem; Hochaltar: Johann Bernhard Fischer von Erlach)

Lageplan

Lageplan

Geistliches Haus: "Rotes Zimmer"

Geistliches Haus: "Rotes Zimmer"