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Award / Auszeichnung (auch für Studenten) | 09/2019

Heinze Architekten AWARD 2019

buy back berlin

SIEGER "NACHWUCHSARBEITEN"

Preisgeld: 2.000 EUR

Philipp Preiss

Student*in Architektur

Tobias List

Student*in Architektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Wohnungsfrage hat die Hochschulen erreicht und bietet die Chance, dort frei von Praxiszwängen innovative Modelle zu erarbeiten, die als Praxistransfer in die öffentliche Diskussion zurückfließen und gesellschaftliche Relevanz erreichen können. In ihrer BA-Thesis greifen Philipp Preiss und Tobias List das Thema an ihrem Studienort Berlin auf. Aktuelle Diskussionen führen sie in einer übergeordneten These zusammen: Wohnungsbau soll als „soziale Infrastruktur“ der Stadt neu bewertet und der Spekulation entzogen werden. Berlin soll für diese Neuausrichtung ihrer Wohnungsbaupolitik in großem Stil Grundstücke zurückkaufen – „buy back berlin“ – und langfristig im Eigentum halten. Für Projektentwicklung kostengünstigen und nachhaltigen Wohnungsbaus werden kooperative Gesellschaftsformen vorgeschlagen, da ihre sozialen Interessen per Definition gegenüber einseitig wirtschaftlicher Spekulation überwiegen müssen. Der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg ist als Stadtraum mit hohem Potenzial für Buy-Back-Projekte Untersuchungsgebiet. An der Warschauer Straße erarbeitet Tobias List über sein Entwurfsprojekt exemplarisch, wie sich unterschiedliche Nutzer und Programme eines kooperativen Wohnquartiers räumlich artikulieren und zu einer eigenständigen Architektur-Grammatik finden können. Das vorgeschlagene Projekt entwickelt ein hybrides Stadtquartier von ca. 220 Einheiten mit umfangreich zugeordneter Infrastruktur. Zielwert für Dichte ist eine FAR grösser 6. Kreislaufansätze für Herstellung und Betrieb des Quartiers werden andiskutiert, das „offene Programm“ beispielhaft über die Akteure der Kooperative „kuratiert“. Die Individualbereiche der Bewohner werden nutzungsoffen für Wohnen, Gewerbe oder Produktion vorgeschlagen. Gemeinschaftlich nutzbare Angebote umfassen sowohl soziokulturelle Einrichtungen wie Kitas, Gemeinschaftsküchen, Kino und Schwimmbad, als auch Handel und Dienstleistung wie Marktflächen, Wäscherei oder Gärtnerei. Dem großzügig ausgelegten Erschließungs-System und zugeordneten Gemeinschaftsgärten kommt dabei eine Schlüsselrolle zu, denn die Abgrenzung zwischen Wohnen und Arbeiten, dem öffentlichen und privaten Raum soll offen und sozial produktiv weiterentwickelt werden. Auch wenn einzelne Aspekte des Beitrags kontrovers diskutiert werden – gleichwertige Einordnung von Wohnen und Produktion, Verhältnis von Individualbereichen zu Gemeinschaft und Erschließung z.B. – wird die hohe funktionale, räumliche und soziale Dichte des städtebaulichen und architektonischen Projektes anerkannt. Die intensive Ausarbeitung der Parameter von Programm und Prozess über umfangreich und visuell hochwertig aufbereitetes Bild- und Diagramm-Material kann das Projekt darüber hinaus breit kommunizieren und sowohl Subkultur als auch den Immobilienmarkt erreichen. Die Jury honoriert dieses – für eine BA-Arbeit in Analyse, Entwicklung und Entwurf sehr umfassende Projekt – mit einem Preis und würdigt damit sowohl den entwurflichen Beitrag, als auch einen relevanten Impuls in den gesellschaftlichen Diskurs einer hoch aktuellen Themenstellung.