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Award / Auszeichnung | 11/2019

12. Deutscher Nachhaltigkeitspreis Architektur 2020

Alnatura Campus – Neubau der Alnatura Arbeitswelt

DE-64295 Darmstadt, Mahatma-Gandhi-Straße 7

Deutscher Nachhaltigkeitspreis Architektur

haascookzemmrich STUDIO2050

Architektur

Campus 360 GmbH

Bauherren

BGG Grünzig Ingenieurgesellschaft mbH

Architektur

Ramboll Deutschland GmbH

Landschaftsarchitektur

knippershelbig GmbH

Tragwerksplanung

Transsolar Energietechnik GmbH

Energieplanung

Ingenieurbüro Werner Schwarz GmbH

Lichtplanung, TGA-Fachplanung

Henne & Walter GbR

TGA-Fachplanung

knp. bauphysik GmbH

Bauphysik

Tichelmann & Barillas TSB Ingenieurgesellschaft mbH

Brandschutzplanung

Martin Rauch - Lehm Ton Erde Baukunst GmbH

Fassadenplanung

ee concept gmbh

Sachverständigenwesen, sonstige Fachplanung

SIEVEKE GmbH

sonstige Fachplanung

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Büro-, Verwaltungsbauten; Kindergärten, Vorschulen, Tourismus, Gastronomie

  • Projektgröße:

    13.500m² (geschätzt)

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Baubeginn: 09/2016
    Fertigstellung: 01/2019

Projektbeschreibung

Für den 55000 Quadratmeter großen Alnatura Campus wurde das ehemalige Kasernengelände im Südwesten von Darmstadt umfassend renaturiert: Versiegelte Flächen wurden aufgebrochen und das anfallende Material in den Freiflächen verbaut.

Herzstück ist die Alnatura Arbeitswelt, eine lichte, offene Bürolandschaft für bis zu 500 Mitarbeiter. Mit einer Bruttogeschossfläche von 13500 Quadratmetern ist es das europaweit größte Bürogebäude aus Lehm. Lehm reguliert das Raumklima auf natürliche Weise und hat positive Auswirkungen auf die Raumakustik. Ein Erdkanal, der das klimaneutrale Gebäude mit Frischluft aus dem angrenzenden Wald versorgt, lichte Räume, flexible Arbeitsplätze, eine Regenwasser-Zisterne sowie Photovoltaik- und Geothermieanlagen erfüllen höchste ökologische Anforderungen.

Das gesamte Erdgeschoss funktioniert als Treffpunkt, als Raum für Kommunikation, der die unkomplizierte Begegnung von Besuchern und Mitarbeitern ermöglicht. Treppen, Brücken und Stege bieten Verbindungen zu und zwischen den geschwungenen Büroebenen und schaffen horizontale und vertikale Nachbarschaften.

Der Alnatura Campus dient auch als Lern- und Begegnungsort für die Menschen der Region. Es gibt ein öffentliches Restaurant im Erdgeschoss der Arbeitswelt, öffentliche Bio-Pachtgärten, einen Schulgarten, Hochbeete, einen Naturteich, Kräutersinnesgärten sowie ein Amphitheater aus Betonbruchstücken von dem ehemaligen Panzerübungsplatz. Geöffnet ist das Gelände von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang.

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Gebäude der Alnatura Arbeitswelt in Darmstadt ist das größte Bürogebäude mit Stampflehmfassade und integrierter geothermischer Wandheizung in Europa. Das alte Baumaterial Lehm, nahezu ohne graue Energie, prägt dabei sowohl die äußere Gestalt als auch die innere Atmosphäre entscheidend mit und führt zu einer neuen Ästhetik im zeitgemäßen Bürobau. Das Gebäude besticht durch eine außerordentliche ganzheitliche Qualität, die zukunftsweisend ist und die Möglichkeiten einer nachhaltigen Bauweise umfassend auslotet.

Städtebaulich besetzt es die Nahtstelle eines Waldareals zur Brachfläche eines ehemaligen Kasernen-geländes in Darmstadt. Das Gebäude selbst wurde aus energetischen Gründen mit seinen Längsseiten konsequent nach Nord/Süd ausgerichtet und erzeugt durch diese Verdrehung eigene Entwicklungs-achsen und spannende außenräumliche Bezüge. Durch seine Randbedingungen wird das Gebäude mit sauberer, frischer Waldluft versorgt, die über Erdkanäle im Sommer gekühlt und im Winter erwärmt wird. Ein Löschwasserteich und das Regenwassermanagement bereichern das direkte Umfeld positiv.

Bemerkenswert ist, wie selbstverständlich bei diesem Haus Ziele und Markenwerte von Alnatura in die konkrete Arbeitswelt übersetzt und dabei ausgezeichnet funktionierende und vielfältig nutzbare, hierarchielose Arbeitslandschaften für 500 Mitarbeiter erzeugt werden. So zeigt das Gebäude vorbildlich, was Architektur leisten kann: nachhaltige Corporate Architecture in Reinkultur.

Gleichzeitig bietet es den Mitarbeitern eine außergewöhnlich helle, anregende Arbeitsumgebung, die Kommunikation fördert und Räume für Kreativität schafft. Dankenswerterweise ist das Haus auch für Externe zugänglich und kann sich so durch diese Erfahrbarkeit unmittelbar mitteilen. Verblüffend ist auch, in welchem Kontrast der zentrale, fast organisch anmutende Innenraum gegenüber dem von außen als streng lineare Struktur wahrzunehmenden Baukörper steht: Geschwungene Deckenplatten schaffen in ihrer Leichtigkeit flexible Zonen, die in Verbindung mit einem großen Oberlicht angenehme, anregende, nahezu wohnliche Orte der Information und internen Kommunikation erzeugen.

In einem gelungenen Prozess mit Bauherrn und Nutzer, dem versammelten Know-how von Architekten, Lehmbauer und Energieingenieuren ist ein natürlich belüftetes Lowtech-Gebäude entstanden, das ressourcenschonend, unter Einsatz natürlicher, wiederverwendbarer Materialien eine sehr gute Ökobilanz aufweist. Der sinnvolle Einsatz der Konstruktionen, Technologien und Materialien integriert so weit wie möglich Heizung, Kühlung oder auch den Feuchtigkeitshaushalt. Die Photovoltaikanlage auf dem nach Süden gerichteten Dach leistet ein Übriges, um den CO2-Fußabdruck des Gebäudes zu minimieren. Für seine außerordentliche Nachhaltigkeitsqualität wurde die Alnatura Arbeitswelt mit einem DGNB Zertifikat in Platin ausgezeichnet. Die Jury honoriert das Gesamtkonzept mit der Auszeichnung des Deutschen Nachhaltigkeitspreises Architektur.