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Award / Auszeichnung | 05/2019

Dr. Ursula Broermann-Preis für beispielhaftes barrierefreies Bauen 2019

Wohnraum: Nach dem Motto: „Nicht gegen den Fehler, sondern für das Fehlende“ (Paul Moor)
wurde hier Barrierefreiheit auf hohem ästhetischen Niveau zum Normalfall

Wohnraum: Nach dem Motto: „Nicht gegen den Fehler, sondern für das Fehlende“ (Paul Moor) wurde hier Barrierefreiheit auf hohem ästhetischen Niveau zum Normalfall

Kinderhaus Luftikus – ein Zuhause für beatmete Kinder und Jugendliche in Baiersbronn

DE-72270 Baiersbronn, Winterseitenweg 39

Preis

Stiletto Innenarchitektur

Innenarchitektur

Partner und Partner Architekten

Architektur

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Wohnungsbau

  • Projektgröße:

    keine Angabe

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Fertigstellung: 01/2015

Projektbeschreibung

Luftikus – ein Zuhause für beatmete Kinder und jugendliche

Barrierefreiheit für Alle - ein Statement für eine ästhetische Gestaltung

Wie lebt es sich, wenn einem die Luft zu Atmen genommen wird – wenn man, im wörtlichen Sinn - von Medizintechnik und dauerhafter Pflege abhängig ist, um überleben zu können? Aber auch im übertragenen Sinn, kein Raum zum Luft holen da ist? Diese existentielle Not erleiden zunehmend mehr Kinder und Jugendliche, die aufgrund des medizinischen Fortschritts eine Erkrankung oder Unfall zwar überleben, aber schwerbehindert, beatmet und auf intensivpflege angewiesen sind und nicht wissen wo sie leben sollen, wenn es zu Hause nicht mehr geht. Und die Eltern, die schwer belastet und oftmals überfordert keinen Ort für Erholung und Atempause haben.
Da es immer noch viel zu wenige adäquate Wohneinrichtungen gibt, hatte es sich der Verein Luftikus e.V. zur Aufgabe gemacht, im Schwarzwald in idyllischer Lage eine Einrichtung aufzubauen, die sowohl für 10 Kinder als auch für Eltern Raum bietet für Betreuung, Förderung, Begegnung und für das ganz normale Leben. Ein besonderer Ort – kein Pflegeheim, sondern ein Zuhause.
Die Vorarbeiten zur Umsetzung dauerten mehrere Jahre. Aber der soziale, helfende Gedanken des Projektes wirkte ansteckend und motivierte Viele dabei zu sein. Das gewaltige Investitionsvolumen konnte nur gemeinsam gestemmt werden: zu den über Jahre gesammelten Spenden kamen die Fördergelder von Stiftungen und des Landes hinzu sowie die Beteiligung vieler Firmen. Die Bereitschaft durch kostenlose Baustoff- und Möbellieferungen sowie Sonderrabatte die Umsetzung des Projektes mit zu ermöglichen, war enorm. Auch das Team der am Bau beteiligten Handwerkerfirmen und Planer unterstützte mit vielen unbezahlten Stunden. So konnte eine bauliche Qualität umgesetzt werden, die für diese Art von Einrichtung bei Weitem nicht üblich ist.

Mit dem Erwerb der ehemaligen Skifabrik Morlok in Baiersbronn 2014 wurden die Erwartungen an eine geeignete Immobilie noch übertroffen. Das langgestreckte Gebäude in idyllischer Lage steht auf einem weitläufigen Gelände mit großem, ebenen Bewegungsfreiraum für Rollstuhlfahrer. Ein reaktivierter Bachlauf trägt jetzt zur Qualität der Außenanlage bei und lädt zum Spielen ein.
Um den Anforderungen an die benötigten räumlichen Strukturen, die umfangreiche technische Ausstattung und die Pflege gerecht zu werden, wurde der Fachwerkbau mit massivem Sockel aus den 40igern zu ca. 50% abgerissen und in gleicher Kubatur wieder aufgebaut. Jetzt gibt es im Erdgeschoss eine Fläche von 500 qm, die Wohnebene der Kinder. Hier bieten großzügige Flächen Platz für den Bewegungsdrang im Rollstuhl. Im Neubau Dachgeschoss entstanden zwei Familien-Appartements und die Büros. Die Wohnungen wirken durch die luftige Raumhöhe sehr großzügig und haben, ohne jede Schwarzwaldromantik, eine natürliche, bodenständige Ausstrahlung. Im zur Talseite hin ebenerdigen Untergeschoss sind die Therapie- und Nebenräume angeordnet. Dabei ist der „Geist“ der Skifabrik noch in vielen Bereichen spürbar. Die Großzügigkeit der ehemaligen Fabrikhalle mit den hohen Decken und der sichtbaren Holzkonstruktion prägt den Wohnraum und ist auch noch in den Kinderzimmern erlebbar.
Großer Wert beim Bau sowie Innenausbau wurde auf den Einsatz von möglichst viel Schwarzwald-Baustoff Holz gelegt. Dank einer Firma aus dem Südschwarzwald konnte ein massiver Dielenboden eingebaut werden, der – sehr untypisch für eine Pflegeeinrichtung – nun zu dem angenehm heimeligen Wohngefühl beiträgt. Auch das aus dem Abbruch stammende Holz unter der Decke und die charaktervollen Eichetüren tragen zu dem unklinischen Gesamteindruck bei.
Ziel der gesamten Innenraumplanung war es, der technisch notwendigen Ausstattung einen stark positiv ausstrahlenden Gegenpol gegenüber zu stellen. Und das ist gelungen. Die Besonderheit und Einzigartigkeit dieser Einrichtung wird sofort deutlich spürbar: durch den Einsatz von natürlichen Materialien, Farben und der Beleuchtung ist ein Ambiente geschaffen worden, dass sehr weit weg vom üblichen Standard ist.
Nach dem Motto:
„Nicht gegen den Fehler, sondern für das Fehlende“ (Paul Moor)
wurde hier Barrierefreiheit auf hohem ästhetischen Niveau zum Normalfall.
Es ist der Ausdruck der Wertschätzung den Familien gegenüber, die durch ihre starke Belastung ein behindertes Kind zu betreuen, unter hoher Anspannung leben und meist unter finanziellem Druck stehen und natürlich den Kindern und Jugendlichen gegenüber, die leider so oft durch die notwendigen technischen Hilfsmittel kaum mit etwas ästhetisch schönem umgeben sind. Um das zu ändern, hat sich alle Mühe gelohnt.



Bauherren und Initiatoren: Luftikus e.V., Dr. Markus Stiletto, Birgit Stiletto
www.luftikus-baiersbronn.de
Innenarchitektur und Projektentwicklung: stiletto Innenarchitektur, Dipl.Ing.(FH) Birgit Stiletto, Freudenstadt
Architekt: PartnerundPartner Architekten, Dipl.Ing. Klaus Günter, Berlin und Baiersbronn
Standort: Winterseitenweg 39, Baiersbronn
Fertigstellung: 2015
Nettogrundfläche: 1080 qm
Fotografie: Ulrike Klumpp, Baiersbronn

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Innenarchitektin Birgit Stiletto sei es hervorragend gelungen, für junge Menschen mit Intensivpflegebedarf in einer ehemaligen Skifabrik Räume zu schaffen, denen ihre Barrierefreiheit nicht anzusehen ist. Stattdessen sorgten regionale Materialien, die Konzeption von Licht und Farbe sowie eine kindgerechte Formensprache für Urlaubsgefühl.
Außenansicht

Außenansicht

Türöffner: Aus Abbruchholz und alten Skier aus der ehemaligen Skifabrik ist der Eingangsbereich gestaltet, an dem auch der elektrische Sensor für die Automatiktür befestigt ist

Türöffner: Aus Abbruchholz und alten Skier aus der ehemaligen Skifabrik ist der Eingangsbereich gestaltet, an dem auch der elektrische Sensor für die Automatiktür befestigt ist

Wohnflur: Jetzt gibt es im Erdgeschoss eine Fläche von 500 qm, die Wohnebene der Kinder.
Hier bieten großzügige Flächen Platz für den Bewegungsdrang im Rollstuhl.

Wohnflur: Jetzt gibt es im Erdgeschoss eine Fläche von 500 qm, die Wohnebene der Kinder. Hier bieten großzügige Flächen Platz für den Bewegungsdrang im Rollstuhl.

Zimmer: Ziel der gesamten Innenraumplanung war es, der technisch notwendigen Ausstattung einen stark positiv ausstrahlenden Gegenpol gegenüber zu stellen: durch den Einsatz von natürlichen Materialien, Farben und der Beleuchtung ist ein Ambiente geschaffen
worden, dass sehr weit weg vom üblichen Standard ist.

Zimmer: Ziel der gesamten Innenraumplanung war es, der technisch notwendigen Ausstattung einen stark positiv ausstrahlenden Gegenpol gegenüber zu stellen: durch den Einsatz von natürlichen Materialien, Farben und der Beleuchtung ist ein Ambiente geschaffen worden, dass sehr weit weg vom üblichen Standard ist.

Appartement: Die Wohnungen wirken durch die luftige Raumhöhe sehr großzügig und haben, ohne
jede Schwarzwaldromantik, eine natürliche, bodenständige Ausstrahlung

Appartement: Die Wohnungen wirken durch die luftige Raumhöhe sehr großzügig und haben, ohne jede Schwarzwaldromantik, eine natürliche, bodenständige Ausstrahlung

Plateauschaukel: Für das Schaukeln im Liegen gibt es eine eigens gebaute Plateauschaukel, auf der das Kind mit dem Betreuer gemeinsam sanft geschaukelt werden kann

Plateauschaukel: Für das Schaukeln im Liegen gibt es eine eigens gebaute Plateauschaukel, auf der das Kind mit dem Betreuer gemeinsam sanft geschaukelt werden kann

Außengelände mit Wasserspiel: Die Wasserrinne führt in einen Steintisch, der auch vom Rollstuhl aus erreichbar ist

Außengelände mit Wasserspiel: Die Wasserrinne führt in einen Steintisch, der auch vom Rollstuhl aus erreichbar ist

Bambus Klangspiel: mit einem Stock in der Hand fährt man an dem selbstgebauten Bambus-Klangspiel mit dem Rolli entlang und erzeugt durch die unterschiedlichen Stangenstärken verschiedene Klänge

Bambus Klangspiel: mit einem Stock in der Hand fährt man an dem selbstgebauten Bambus-Klangspiel mit dem Rolli entlang und erzeugt durch die unterschiedlichen Stangenstärken verschiedene Klänge

Aufzug: der Aufzug im aus wurde von einem Künstler grafisch gestaltet und passend zur ehemaligen Skifabrik das Thema Skifahren aufgegriffen. Jetzt „fahren“ Eber und Frosch durch die weiße Aufzugslandschaft, was allen Mitfahrern
viel Freude bereitet

Aufzug: der Aufzug im aus wurde von einem Künstler grafisch gestaltet und passend zur ehemaligen Skifabrik das Thema Skifahren aufgegriffen. Jetzt „fahren“ Eber und Frosch durch die weiße Aufzugslandschaft, was allen Mitfahrern viel Freude bereitet

Eingangsbereich

Eingangsbereich

Küche

Küche

Loggiaschaukel: Es ist der Ausdruck der Wertschätzung den Familien gegenüber, die durch ihre starke Belastung ein behindertes Kind zu betreuen unter hoher Anspannung leben und natürlich den Kindern gegenüber, die leider so oft durch die notwendigen technischen
Hilfsmittel kaum mit etwas ästhetisch schönem umgeben sind.

Loggiaschaukel: Es ist der Ausdruck der Wertschätzung den Familien gegenüber, die durch ihre starke Belastung ein behindertes Kind zu betreuen unter hoher Anspannung leben und natürlich den Kindern gegenüber, die leider so oft durch die notwendigen technischen Hilfsmittel kaum mit etwas ästhetisch schönem umgeben sind.