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Award / Auszeichnung | 05/2019

BDA-Architekturpreis Nike 2019

Neubau Grundschule mit Gemeinschaftseinrichtungen und Jugendwanderquartier in Dettmannsdorf

DE-18334 Dettmannsdorf

Nike für soziales Engagement

mrschmidt Architekten

Architektur

PICHLER Ingenieure GmbH

Tragwerksplanung

Sven Kleiber Ingenieurbüro für Gebäudetechnik

TGA-Fachplanung

Ruß Ingenieure AG

TGA-Fachplanung

FH Lübeck

Brandschutzplanung

ISRW - Institut für Schalltechnik, Raumakustik, Wärmeschutz Dr.-Ing. Klapdor GmbH

sonstige Fachplanung

Schulförderverein Dettmannsdorf e.V.

Bauherren

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Schulen

  • Projektgröße:

    1.865m² (geschätzt)

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Baubeginn: 06/2016
    Fertigstellung: 11/2017

Projektbeschreibung

Der bestehende Schulcampus der Ev. Schule Dettmannsdorf wird mit dem Neubau einer 1,5-zügigen Grundschule mit Gemeinschaftseinrichtungen für alle Schüler der Schule und einem Jugenwanderquartier in Zwischennutzung erweitert. Das neue Schulhaus begleitet die Außenräume der Schule: Es bildet den Auftakt zum Schulcampus, schützt vor Witterung, fasst die Räume ein und ist der Ort des zwanglosen Austauschs und der Begegnung.

Der zweigeschossige Neubau ist so gegliedert, dass im Erdgeschoss entlang der Außenräume der Schule ein dreiseitiger Gebäudeüberhang und im Obergeschoss zur Grundstücksgrenze ein Rettungsbalkon entsteht.

Man betritt das Gebäude vom Schulhof. Cafeteria, Mehrzweckraum und Bibliothek befinden sich als offener Raumverbund am Haupteingang und können über eine Schiebewand zu einer großen Veranstaltungsfläche verbunden werden. Weitere Gemeinschaftseinrichtungen wie Lehrküche, Bandraum und Werkstätten befinden sich ebenfalls im Erdgeschoss mit direktem Zugang zu den Außenräumen. Die Gemeinschaftseinrichtungen stehen außerhalb der Schulzeiten der Dorfgemeinschaft zur Verfügung. Der Mehrzweckraum lässt sich in zwei unabhängige Schlafbereiche gliedern, so dass das Erdgeschoss in den Ferien als Jugenwanderquartier umgewidmet werden kann.

Im Obergeschoss gibt es Kunst-und Musikraum für alle Schüler sowie die Räume der Grundschule mit Hort. Alle Klassenräume überblicken den Schulhof. Entlang einer inneren Enfilade liegt jeweils zwei Klassenräumen ein Gruppenraum gegenüber. Bei Bedarf lassen sich ein oder beide Klassenräume mit dem Gruppenraum über das Öffnen der Schiebewand verbinden, so dass ein differenzierter Raum für individuelles Lernen oder bei Hortbetrieb am Nachmittag im offenen Raumverbund gleichzeitig Spielen, Basteln und Lernen möglich ist. Über die Enfilade besteht immer Austausch zwischen benachbarten Klassenraumgruppen sowie Zugang zu den dazwischen angeordneten Garderoben, WCs und Nebenräumen.

Stahlbetonwände, -deckenplatten und -brüstung bilden im Obergeschoss ein Raumtragwerk aus, welches im Erdgeschoss auf Stahlbetonwänden und -stützen ruht. Das Tragwerk ist kongruent zum Raumkonzept angelegt. Es ermöglicht stützenfreie Auskragungen des Baukörpers, weitestgehend stützenfreie Gemeinschaftseinrichtungen im EG sowie nichttragende Fassaden. Die Fassaden sind in Holzständerwerk diffusionsoffen ausgebildet und von außen mit lasierten Dreischichtplatten in Fichte hinterlüftet bekleidet. Tragende Fassaden sind von außen gedämmt und verputzt. Der Sonnenschutz ist in die Fassaden integriert. Das Gebäude ist in Rauchabschnitte gegliedert, alle Nutzungseinheiten verfügen über einen direkten Zugang nach außen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Auszeichnung für die Schule in Dettmannsdorf bezieht sich sowohl auf den Hintergrund des Zustandekommens des Projekts wie auch auf das Gebäude selbst. So wurde aufgrund der drohenden Schließung der Schule ein Förderverein zur Wiederbelebung des Schulzentrums gegründet. Der Erfolg dieser privaten Initiative ermöglichte schließlich den Neubau einer Schulerweiterung, deren Gemeinschaftsräume auch außerhalb der Schulzeiten der Dorfgemeinschaft und als Jugendwanderquartier zur Verfügung stehen.

Im Mittelpunkt des Projekts steht die Gemeinschaft, es lässt Raum für Aneignung, für Konzentration und Kontemplation. Die Einbeziehung der Außenräume geschieht durch subtile, einfache Mittel: So entsteht durch die Verschiebung des oberen Geschosses ein Vordach zum Schulhof und zugleich ein Laubengang im Obergeschoss. Die Farbigkeit der Fassade ist in Anlehnung zum Bestand gewählt, das neue Gebäude wertet über seinen Inhalt und Ausdruck als weiteres Element das Ensemble auf – auch langfristig.

Das Gebäude zeigt auf beeindruckende Weise, wie durch einfache Mittel eine komplexe Struktur generiert werden kann. Die klassische Flurschule ist modifiziert zu einem kompakten Raumgefüge, zu einer neuartigen Enfilade-Typologie. Durch den Verzicht auf Erschließungsräume im Obergeschoss ist ein höchst effizienter Baukörper entstanden, der spezifische räumliche Bezüge zwischen Lernzentren und Klassenräumen generiert. Statt eines Flurs verbindet ein informeller Shortcut die Cluster untereinander.

Die anmutige Bescheidenheit im Ausdruck spiegelt sich in der Wahl der Konstruktion und des Materials wider. Die Reduktion auf das Elementare und ein hoher Grad an Abstraktion lassen Raum für Anreicherung durch Kinder und Lehrer. Die sanfte Papierhaftigkeit der Oberflächen, in Pastelltönen variierend, strahlt mit besonderer Reinheit und Frische.

Der Architektin ist es gelungen, sich gestalterisch auf das Notwendige zu beschränken, und schafft so einen außergewöhnlich eigenständigen Beitrag zur zeitgenössischen Baukunst in unserer Gesellschaft.