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Award / Auszeichnung | 07/2019

Beispielhaftes Bauen Landkreis Karlsruhe 2013-2019

Das rote Haus

DE-76646 Bruchsal

Auszeichnung

f m b architekten bda - Binder & Mayer PartGmbB

Architektur

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Wohnungsbau

  • Projektgröße:

    keine Angabe

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Fertigstellung: 01/2016

Projektbeschreibung

Dieses Wohnhaus für eine junge Familie mit zwei Kindern liegt in einem zentrumsnahen Neubaugebiet Bruchsals, im badischen Baden-Württemberg. Das bestehende und neue Umfeld ist sehr heterogen, dicht und bunt und der einzig noch freie Bauplatz war eine beengte „Restfläche“ neben einer bereits gebauten Doppelhaushälfte. Allein die Verfügbarkeit und die Nähe zum Stadtzentrum gaben den Ausschlag für die Wahl des Bauplatzes.

Aber warum ist das Haus Ochsenblutrot?
Die Stadt verlangte als gestalterische Vorgabe in diesem Gebiet ein rotes Ziegeldach. Um dem Gebäude eine plastische Präsenz und eine poetische Form zu verleihen, entschieden wir uns für eine monochrome Farbgebung von Dach, Wand und Details in Ochsenblutrot – eine Farbe, welche sich von den gezielt ausgesuchten Dachziegeln ableitet. Die scheinbar kräftige Farbe strahlt in ihrem bunten und heterogenen Umfeld eine erstaunliche Ruhe und Gelassenheit aus und stärkt die Identität des Hauses.

Wir konnten außerdem die nutzbare Wohnfläche vergrößern, indem wir auf die sonst üblichen Dachüberstände verzichteten und gewährleisteten dennoch einen präzisen Dachanschluss zur Doppelhaushälfte des Nachbarn. Der Vorsprung des Hausgrundes betont zugleich die Eigenständigkeit des Hauses – anstelle von sonst zwei Hausecken, wie bei einem gewöhnlichen Doppelhaus, hat das Haus nun vier Ecken, und wirkt mehr wie ein Solitär.

Um die Proportion des Hauses zu verbessern wurde der Kamin als vertikales Element an die Giebelfassade gelegt. Die sonst sehr breit wirkende Giebelseite des Hauses wird so „gebrochen“ und gegliedert. Über eine Service-Box für Holz, Müll und Fahrräder werden die unterschiedlichen Ebenen der Eingangs- und der Gartenseite getrennt und die vorhandene Topografie geschickt ausgenutzt.

Das in einem Hochwassergebiet liegende Haus wurde in Stahlbeton konstruiert und das tief liegende Eingangsgeschoss als „Weiße Wanne“ ausgeführt. Alle Öffnungen in diesem Geschoss können gegen eindringendes Wasser abgedichtet werden, sodass der Schaden bei Hochwasser begrenzt werden kann. Der Balkon über der Eingangstür wird deshalb – ironischerweise – auch als „Bootsanleger“ bezeichnet, und könnte dieser Funktion sicher gerecht werden … Der Vorteil dieser Eingangslage ist, dass die sonst nur als Untergeschoss nutzbare Eingangsebene wertvolle Wohnfläche erzeugt und den Aufenthaltsbereich für die Kinder bildet.
Die Konstruktion aus Stahlbeton, wird im Innern als Sichtbeton erlebbar. Massives Eiche-Parkett, weiße Wände und lichtgraue Holzfenster bestimmen die Innenräume. Rohes Stahlblech beim Kamin, Edelstahlgewebe im Treppenraum und gezielt gesetzte Farbakzente erzeugen atmosphärische Stimmungen …

Wohnfläche 164 qm

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Fassaden sind wohlproportioniert und abwechslungsreich gestaltet, ohne marktschreierisch daherzukommen. Insbesondere die sonst sehr breit erscheinende Giebelfassade wird durch den Kamin wohltuend vertikal gegliedert. Innen wirkt das Haus trotz der begrenzten Grundstückssituation überraschend großzügig. Das rote Haus ist ein Beispiel dafür, wie die Bauaufgabe "Doppelhaushälfte im Neubaugebiet" architektonisch anspruchsvoll gelöst werden kann.