Lavespreis 2019

Die Auseinandersetzung mit Orten des Gedenkens aus dem Dritten Reich ist eine besondere Herausforderung. Die Thematik geht weit hinaus über reguläre Fragen zu Architektur, Landschaftsgestaltung, Schönheit und Geschmack. Ein sensibles Unterfangen, geht es doch dabei um kontroverse Auffassungen über Symbolik, Bedeutung und Form, um Interpretation, Wirkung und Atmosphäre der „Kenntlichmachung“ nationalsozialistischer Strukturen.
Der Bearbeiter hat sich in seiner Arbeit intensiv mit der Gedenkstättensituation von Konzentrationslagern und der geschichtlichen Aufarbeitung der KZ-Zwangsarbeiterstätte „Kräutergarten“ in Dachau auseinandergesetzt. Sie war seit 1939 Teil der „Deutschen Versuchsanstalt für Ernährung und Verpflegung“. Zwangsarbeiter waren zur Arbeit auf den Feldern gezwungen, die Sterblichkeit war wegen der Brutalität der SS hoch. Der bauliche Bestand des „Kräutergartens“ ist heute noch weitgehend erhalten, ein Gedenkkonzept fehlt bisher. Der Entwurf sieht einen behutsamen Umgang mit dem vorhandenen Originalbestand vor. Spätere Gebäude sollen rückgebaut, fehlende Bauten als betonierte Bodenflächen rekonstruiert und als „Fußabdruck“ erlebbar werden. Ausstellungsflächen und ein Seminar- und Bildungsbereich werden in den Bestand integriert.
Der Verfasser hat sich mit einem schwierigen Thema intensiv und kreativ auseinandergesetzt – mit dem Ort und seiner Geschichte, mit einer ausführlichen bauhistorischen Bestandsaufnahme und mit der Erarbeitung eines Konzeptes für den Gedenkort „Kräutergarten“. Die in Buchform eingereichte Arbeit ist klar gegliedert, überzeugend dargestellt und im Ergebnis ein besonderer Beitrag der räumlichen Erforschung der Dachauer KZ-Geschichte. Die Jury würdigt die Bearbeitung dieses wichtigen Themas im Rahmen einer Bachelorthesis mit einem Sonderpreis.