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Award / Auszeichnung | 09/2020

Hugo-Häring-Auszeichnung 2020 BDA Kreisgruppe Schwarzwald - Baar - Heuberg

Haus D – Nachverdichtung im ländlichen Raum

DE-78532 Tuttlingen-Möhringen

Auszeichnung

Yonder – Architektur und Design

Architektur

Fischer + Friedrich Ingenieurgesellschaft fĂĽr Tragwerksplanung mbH

Tragwerksplanung

Brigida González Fotografie

Fotografie

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Wohnungsbau

  • Projektgröße:

    234m² (geschätzt)

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Baubeginn: 01/2013
    Fertigstellung: 01/2018

Projektbeschreibung

Haus D besetzt inmitten bestehender, heterogener Wohnbebauung und im Kontext kleinstädtischer Dichte eine Restfläche in der Ortsmitte eines Stadtteils von Tuttlingen. Das Grundstück, das vordergründig kaum zur Nachverdichtung geeignet scheint, liegt an einem von mehreren Generationen genutzten Hof und wird allseitig von Nachbarbebauung umschlossen. Mit Haus D entsteht an dieser Stelle ein Baukörper, dessen Form sich aus der optimalen Ausnutzung des Sonnenstandes, des Grundstückzuschnittes und der sich daraus ergebenden Abstandsflächen zu den Nachbargrundstücken ergibt. Das Grundstück steigt von Osten nach Westen um etwa drei Meter an. Das Gebäude folgt dieser Topographie und zeigt sich Richtung Hof und Zufahrt im Osten mit einer Höhe von zwei Geschossen und Richtung Grün und Nutzgärten im Westen mit einem.

Auch die innere Ordnung des Gebäudes folgt dem ansteigenden Gelände: Das Haus wird durch zwei Betonscheiben gegliedert, die sich in der Mitte des Hauses kreuzen und das Gebäude in vier Segmente teilen, zwischen denen sich die einzelnen Ebenen des Wohnraums aufspannen. Diese Räume schrauben sich spindelförmig im Uhrzeigersinn nach oben und führen so, in einem wörtlich zu nehmende Rundgang durch das Haus, von einem erhabenen Betonpodest vor dem Eingang über Wohn- und Essräume zum Schlafbereich im Obergeschoss und münden in einer Dachterrasse mit Blick nach Südwesten und über die gewachsene Dachlandschaft der Kleinstadt. Die Raumorganisation ermöglicht ein zusammenhängendes und großzügiges Wohnraumkontinuum, das beim Gang durch das Haus mit immer neuen Aus- und Durchblicken überrascht. Durch die sensible Choreografie der Raumfolgen entstehen ganz selbstverständlich geschützte private Rückzugsbereiche, die eine ungezwungene und parallele Nutzung der übrigen Räume für gemeinschaftliches Miteinander ermöglichen. Blickbeziehungen werden bewusst gewählt und inszeniert. Die Raumsequenz ist sensibel auf die Abläufe im Haus und den Sonnenstand abgestimmt: Sonne am Morgen im Schlafzimmer, Südsonne für das Wohnen und Abendrot im Koch- und Essbereich.

Die innere Logik der Raumfolgen wird auch durch die Materialwahl lesbar: Tragende und erdberührte Bauteile der sich kreuzenden Wände und der Bodenplatte verbleiben als rohe Betonkonstruktion, Außenwänden und Dach werden als Holzkonstruktion errichtet. Während die Innenseiten der Gebäudehülle weiß verputz werden, verbleibt das Betonkreuz als Sichtbeton. Das äußere des Gebäudes wiederum kontrastiert mit einer tiefschwarzen Textilfassade und einem ebenso tiefschwarzen Stehfalzblechdach bewusst mit der heterogenen rötlichen Dachlandschaft der Bestandsbebauung.

Beurteilung durch das Preisgericht

Durch ein unkonventionelles Wohnhaus inmitten des Ortes auf engstem Grundstück, entstand ein außerordentlich geschickt eingefügtes Gebäude, gar eine Skulptur mit gezielten Einschnitten und Lichtöffnungen. 4 / 7 Diese skulpturale Anmutung erweckt Neugier auf den Innenraum. Tatsächlich ist ein außerordentlich spannendes und interessantes Raumgefüge zu bestaunen. Die Materialien Sichtbeton in Verbindung mit schlichten Konstruktions- und Ausbauhölzern, verarbeitet mit sinnigen Details, sorgen für eine angenehme innerräumliche Atmosphäre. Es ist ein Beispiel wie auf engem Terrain und allseitig umgebender Nachbarschaft qualitätsvolle Nachverdichtung aussehen kann.