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Award / Auszeichnung | 10/2020

Architekturpreis der Stadt Nürnberg 2020

Das Gartenhaus

DE-90419 Nürnberg, Äußere Großweidenmühlstraße 9

Anerkennung

büro für bauform - Jürgen Lehmeier

Architektur

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Landschaft und Freiraum, Wohnungsbau

  • Projektgröße:

    keine Angabe

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Baubeginn: 01/2017
    Fertigstellung: 01/2019

Projektbeschreibung

Das Gartenhaus ist eine prototypischer Versuch die urbane Landwirtschaft als Archetypus zu begreifen und bereits in der Planung in ein Haus zu integrieren. Es ist ein Gegenentwurf zur „Stadtwüste“ mit durchweg leblosen steingedeckten Dächern.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Bezeichnung „Das Gartenhaus“, unter der das Projekt für den Architekturpreis der Stadt Nürnberg eingereicht wurde, ist mit Blick auf die Art dieses Gebäudes wohl absichtich doppeldeutig, ja missverständlich. Das in einem Gründerzeitviertel in der Innenstadt gelegene Wohnhaus war im Krieg stark beschädigt worden. Von dem in Sandstein ausgeführten Bau blieben nur die beiden unteren Geschosse erhalten, eine Aufstockung aus der Nachkriegszeit präsentiert sich verputzt. Die Architekten, gleichzeitig Bauherrschaft, Nutzer und Bewohner, haben dem Haus jetzt nochmals ein Geschoss als leichte, moderne Metallkonstruktion oben aufgesetzt, womit es wieder seine ursprüngliche Höhe erhält. Für sich selbst haben sie im zweiten und dritten Obergeschoss eine großzügige Maisonette-Wohnung entworfen, die sich geschickt um das zentrale Treppenhaus windet. Von außen macht es den Anschein, als handele es sich bei dem Haus um einen Stapel aus eigenständigen Körpern. Ein filigranes Gerüst zeichnet das ursprüngliche Walmdach nach. Eine stärkere räumliche Fassung des Dachhutes könnte, so stellen es sich die Architekten vor, zukünftig durch Rankgerüste oder auch das Errichten eines Gewächshauses entstehen. Die offene Dachfläche ist das „highlight“, sie wurde als „rooftop farm“ interpretiert, die von den im Hause vertretenen Parteien gemeinschaftlich genutzt wird, allem Anschein nach intensiv, sachkundig und voller Begeisterung. Was zunächst etwas bemüht klingt, erweist sich vor Ort als plausibel und vital. Hier wird nicht einfach etwas behauptet oder zeichenhaft präsentiert. Ganz im Gegenteil, Gestaltung und Nutzung sind sehr gut aufeinander abgestimmt. Das lässt sich im Haus an den unterschiedlichsten Stellen beobachten, wo sorgfältig gestaltete Schlosserdetails und einfache Trapezblechdecken, Wände aus simplen Sperrholztafeln und industriell wirkende Fußböden ein entspanntes Miteinander eingehen, mit einem sicheren Gespür für das richtige Maß zwischen Ambition und lässig Selbstverständlichem. Entstanden ist keine Lösung für alles und alle, sicher auch nicht für jeden Ort, aber doch mehr als eine nur auf die eigene Individualität zugeschnittene Episode. Es wird interessant sein, zu beobachten, wie sich die Konzeption des Hauses auf lange Sicht bewähren wird. In einer Zeit grundlegenden Wandels ist dieses Projekt ein durchaus relevanter Ansatz und ein spannender Beitrag zu der Frage, wie stark und umfassend die Architektur in den Prozess aktueller, intensiver Veränderungen einbezogen werden soll.