modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Award / Auszeichnung | 11/2021

Aus­zeich­nung Vor­bild­licher Bauten im Land Hessen 2020

UK14 – Kinder- und Jugendtheaterzentrum

DE-34117 Kassel, Untere Karlsstraße 14

Anerkennung | Bauen im Bestand

crep D Architekten

Architektur

UK14 GmbH & Co. KG

Bauherren

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Kultur-, Veranstaltungsgebäude

  • Projektgröße:

    2.542m² (geschätzt)

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Fertigstellung: 03/2020

Projektbeschreibung

Die UK14 ist ein Ort, der Kunst, Kultur, Bildung, Begegnung, Ökonomie und Arbeit in sich vereint. Das Gebäudeensemble, errichtet in den 1950er Jahren als Obst- und Gemüsegroßhandlung, wurde zu einer Zukunftsspielwiese umgebaut, in der gemeinsam Ideen für ein lebenswertes Miteinander entwickelt und erprobt werden.


Theater und mehr: Außergewöhnliche Räumlichkeiten und voll Flexibilität

Die neue, feste Adresse für Kinder- und Jugendtheater, Schultheater, freie Szene sowie Jugendkultur ist ein offenes Haus, das langfristig flexibel für unterschiedliche Nutzer und Nutzungsformate funktionieren und im Wandel bleiben kann. Seit ihrer Fertigstellung im März 2020 ist die UK14 Kultur- und Eventlocation sowie Firmen- und Stiftungssitz in einem. Das multifunktionale Raumkonzept ermöglicht Veranstaltungen aller Art – von Theateraufführungen und Konzerten über Tagungen und Workshops bis hin zu festlichen Veranstaltungen und Partys.

Die zentrale Lage in Kassel ist gleichermaßen Chance und Verantwortung. Das Öffnen der Fassaden zum Straßenraum ermöglicht den Innen-Außendialog und eine Vernetzung mit dem innerstädtischen Leben, das über die Haupteingangsfassade hinausgeht. Der Theaterraum bietet großzügige Einblicke sowie bisher unbekannte Ausblicke auf einige der wenigen nicht im Krieg zerstörten historischen Fragmente der Altstadt. Das Innere der UK14 wird so als Erweiterung des Stadtraums verstanden.

Das Gebäude ist über den Hauptzugang von der Unteren Karlsstraße barrierefrei zugänglich. Der im Haupttreppenhaus eingefügte Aufzug sichert die barrierefreie Erschließung aller Gebäudeebenen. Die Minimierung bau- und brandschutzrechtlicher notwendiger Abschlüsse sorgt in den Veranstaltungsbereichen für eine selbstverständliche, barrierefreie Bewegungsfreiheit.

Das Verwaltungsgebäude wurde um ein umlaufend verglastes „Laternengeschoss“ aufgestockt, angelehnt an die gestalterische Idee der 50er Jahre in Kassel. Unter Berücksichtigung der knappen Lastreserven des Bestandtragwerks wurde eine leichte Holz-Stahl-Konstruktion realisiert.

Der klassische Verwaltungsgrundriss wurde durch gezielte Eingriffe zu einer ganzheitlichen, modernen Bürostruktur, die geschossübergreifend organisiert ist. Durch den zusammenhängenden Raumfluss, nach Bedarf flexibel abtrennbare Bereiche und die Integration von Begegnungszonen wird ein kommunikationsförderndes und qualitatives Arbeitsumfeld ermöglicht.

Die ehemalige Hallenfläche ist das Herz der UK14 und nimmt den neuen Veranstaltungsbereich auf. Das Theaterzentrum mit öffentlicher Spielstätte für 199 Besucher, ein Foyer und ein Atelier für kreatives Arbeiten werden erdgeschossig realisiert. Zwei weitere Veranstaltungsräume im Untergeschoss erweitern das Raumangebot.

Der Theaterraum kann sowohl als klassisches Theater mit Zuschauerplätzen auf einer ansteigenden Tribüne wie auch als Mittelbühne mit Zuschauern auf zwei Seiten bespielt werden. Da die Tribüne flexibel ist kann der gesamte Bereich auch für andere Formate genutzt werden. In diesem Fall findet die Tribünenkonstruktion unter der Technikempore Platz, wodurch aufwendige Transportwege entfallen.

Die mobile Trennwand ermöglicht eine Teilung des gesamten Theaterraumes an zwei unterschiedlichen Positionen. So entstehen entweder zwei etwa gleich große Bereiche für parallele Nutzungen oder aber ein größerer und ein kleinerer Bereich, der beispielsweise beim klassischen Theater als Backstage dient.
Einzeln gestellte Trennwandelemente z.B. als Ausstellungswände genutzt, ergeben in Zusammenhang mit dem Foyer weitere Nutzungsvarianten.

Der Umbau der UK14 ist ein Brückenschlag zwischen dem historischen Bestand und dem Hier und Jetzt. Der Bestand wurde angenommen und gezielt weiterentwickelt - Das Neue sichtbar addiert. Die vorhandene Stahlbetonskelettkonstruktion ist dabei das prägende gestalterische Element. Der ursprüngliche Charakter des Gebäudes wurde bewahrt statt überformt und das Zusammenspiel aus Alt und Neu ist erlebbar.

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Projekt UK14 – Kinder- und Jugendtheaterzentrum Kassel nutzt den Bestand der ehemaligen Lagerhalle eines Obst- und Gemüsegroßhandels als funktionale Hülle unter Beibehaltung der schlichten, auf die reine Funktion reduzierten Architektur des Originalgebäudes. Dabei kommt der zukünftigen Nutzung als Kulturzentrum die zentrale innerstädtische Lage zugute, die das Quartier aufwertet und die Nähe zu weiteren Kultureinrichtungen nutzt.

Bestehende Bauteile werden, wo notwendig, ertüchtigt, bleiben aber in ihrer Materialität auch gegenüber neuen Materialien erkenn- und ablesbar. Die Erweiterung durch eine Aufstockung des Kopfgebäudes erfolgt sensibel und integriert sich gut.

Die Neu­ge­staltung der Fassade des Kopfgebäudes setzt einen eigenen Ton: Sie reflektiert mit ihrer hohen Transparenz die veränderten Anforderungen im Bereich Tageslicht für Arbeitsplätze.

Bei der technischen Ausstattung folgt das Projekt dem Grundsatz „so wenig wie möglich, aber so viel wie nötig“, entsprechend den verschiedenen Nutzungsarten. Die Anbindung an das städtische Fernwärmenetz zeigt diesen pragmatischen Ansatz ebenfalls.

Die Möglichkeit einer Projekterweiterung um einen Wohnturm an der Nordwestseite des Grundstücks wurde schon mitgedacht. Sie würde die Straßenflucht auf dieser Seite schließen.

Ein überzeugendes Projekt, das eine bestehende Struktur aufwertet und einer neuen Nutzung zuführt.