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Award / Auszeichnung | 10/2020

Hugo-Häring-Auszeichnung 2020 BDA Kreisgruppe Nordschwarzwald

Haus am Mühlenbach

DE-72250 Freudenstadt

Auszeichnung

LIEB ARCHITEKTEN BDA

Architektur

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Wohnungsbau

  • Projektgröße:

    keine Angabe

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Fertigstellung: 01/2019

Projektbeschreibung

Das neue Haus am Mühlenbach liegt gegenüber dem Dorfbrunnen und war zuvor mit einem gut 100-jährigen Schwarzwälder Bauernhaus bebaut. Die alte Sandsteinmauer des ehemaligen Wohnteils im Erdgeschoss wurde als Reminiszenz in das neue Ensemble integriert und als Bezug zum historischen Kontext erhalten. Der ehemalige Innenraum des Hauses wird auf die Außenmauern reduziert. Durch die Setzung des Neubaus entsteht ein introvertierter, in sich geschlossener Hof direkt an der Straße. Nur die alten Fenster bieten Durchblicke nach Süd-Osten.

Analog zum regionaltypischen Bauernhaus (Holzbau auf erdgeschosshohem Sandsteinsockel) wurde deren vertikale Schichtung neuzeitlich interpretiert. Die aus Massivholz hergestellten Obergeschosse scheinen über dem komplett verglasten Erdgeschoss zu schweben. Die Materialen für das Haus wurden klar reduziert und natürlich belassen. Die feingliedrige Holzfassade wurde aus heimischem Lärchenholz hergestellt und wird sich durch die Witterung mit den Jahren an den historischen Kontext anpassen.

Zwei Kerne mit Nebenräumen und Erschließung gliedern die Erdgeschosszone in einzelne Raumsequenzen. Die im Zentrum gelegene Wohnküche ist das Herz des Hauses. Dieser Bereich wird als öffentlicher Teil des Hauses verstanden, der funktional nicht nur dem Kochen, Essen und Beisammensein dient, sondern auch als Arbeitsort. Drei einzelne Bistrotische ersetzen den klassischen Esstisch und erinnern an ein Kaffee, was die Atmosphäre des Öffentlichen unterstreicht. Der durchgehende Raum erstreckt sich vertikal über alle Geschosse bis unter das Dach und vermittelt als durchgesteckter Bereich zwischen dem Hof im Osten und der Gartenterrasse im Westen. In exponierter Lage befindet sich das Wohnzimmer mit Blick in den großzügigen Garten bis zum Mühlenbach. Die Galerie im Obergeschoss verbindet zwei unabhängig funktionierende Maisonette Einheiten miteinander. Die Bereiche werden separat erschlossen und dienen einerseits der Familie mit Kinderzimmer und Elternschlafzimmer der andere als Gästewohnung. Kleine Fenster ermöglichen den Durchblick in den Luftraum auf die Galerie und in die Wohnküche.

Die Massivholzwände wurden aus Tanne vorfabriziert und bieten im Sommer durch die Speichermasse ein gutes Raumklima. Das kleine Haus wurde einfach konstruiert und besitzt wenig Technik. So sind die Fassadenprofile der Ganzglasfassade im Erdgeschoss gleichzeitig tragend. Die Fußbodenheizung wurde in die geschliffene Betonbodenplatte direkt integriert.

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Einfamilienhaus am Mühlenbach in Pforzheim ordnet sich geschickt in die Umgebungsbebaung ein. Das von außen betrachtet bescheidene Gebäude wurde gegenüber der vorangegangenen, historischen Bebauung in seiner Hauptachse um 90° gedreht und nutzt dadurch geschickt die historischen Spuren als variantenreicher Außenbereich – historische Außenwände werden beispielsweise zum windgeschützten Innenhof und grenzen den Strassenraum vom Grundstück ab.
Im Inneren des Gebäudes wird der Besucher durch räumliche Vielfalt überrascht, in der die zentrale Wohnküche der geschossübergreifende Dreh- und Angelpunkt ist. Die Reduktion in der Materialität wirkt sich wohltuend auf den Gesamteindruck des Einfamilienhauses aus. Das Gebäude ist in seiner Funktion, der Form und seiner Struktur jederzeit angemessen.