modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Award / Auszeichnung | 11/2021

17. Verzinkerpreis für Architektur und Metallgestaltung 2021

Haus D // 6 - Wohnhaus in Oberberg

DE-51588 Nümbrecht

2. Preis

Aretz Dürr Architektur

Architektur

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Wohnungsbau

  • Projektgröße:

    keine Angabe

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Baubeginn: 01/2018
    Fertigstellung: 01/2019

Projektbeschreibung

A D Aretz Dürr Architektur

Haus D // 6
Wohnhaus in Oberberg

Entwurfsaufgabe war, ein kostengünstiges und nachhaltiges Einfamilienwohnhaus im Oberbergischen zu errichten, welches den Landschaftsraum fließend in den Wohnraum einbezieht und überdachte Außenräume für die verregneten Sommertage im Oberbergischen erzeugt.

In seiner Typologie folgt der Neubau dem traditionellen, einraumtiefen Langhaus. Die Haupträume nehmen die gesamte Breite ein und reihen sich längs aneinander. Die Enden des Hauses sind unterschiedlichen Funktionen zugeordnet: Wohnbereich im Süden, Garage und Abstellräume im Norden. Für Oberberg typisch, hebt ein massiver Sockel, hier aus Stahlbeton, die Wohnräume zum Schutz gegen die Witterung leicht über das gewachsene Hanggelände.

Die Auskragung des Giebeldachs ist im Verhältnis zur Traufhöhe an den Sommer- und Wintersonnenständen ausgerichtet. Im Sommer schützt sie den Wohnraum und die ihm längsseitig vorgelagerten Veranden vor Überhitzung. Im Winter lässt die 2-fach Verglasung die solaren Gewinne in den Wohnraum und aktiviert den schwimmenden Zementestrich als Nachtspeicher. Mit ihrer geringen Masse, begünstigt die hinterlüftete Dachhaut den sommerlichen Wärmeschutz und sorgt zusammen mit großformatigen Dachfenstern für eine effektive Nachauskühlung.

Das Spiel aus Licht und Schatten belebt die Dachhaut aus feinstrukturiertem Wellblech und erzeugt eine weiche Fläche als gestalterisches Bindeglied zwischen Weidelandschaft und Himmel.

Der Wohnraum in Gebäudemitte reicht bis unter das Dach und bildet den zentralen Gemeinschaftsraum, von dem aus im Obergeschoss Schlafräume und Bad der Kinder und das Elternschlafzimmer mit Bad erschlossen werden. Ein Stahlsteg mit lichtdurchlässigem Gitterrost verbindet die beiden voneinander getrennten Bereiche und mündet in der gemeinsamen Galerie im zweigeschossigen Wohnraum.

Die materialsparende Konstruktion aus Stahl- und Holzskelettbauweise ist durchgehend reversibel gefügt. Die Stützen stehen entlang der Traufe im Achsabstand von 5,40 Metern. Die Hauptträger werden mit den Stützen verschraubt und dienen der Aufnahme schlank dimensionierter Holzbalkendecken. Diese bleiben sichtbar und verleihen dem Raum eine wohnliche Atmosphäre. Der geglättete Estrich im Innenraum wird lediglich imprägniert, auf weitere Beläge wird verzichtet. Die Konstruktion der Veranda orientiert sich an der feineren Metrik der Pfosten-Riegel Fassade. Die schlanken Stützen Tragen die Unterkonstruktion des Lärchenholzdecks und die Holzbalken des Dachüberstandes.

Es entsteht eine Architektur, die sich auf das Notwendige beschränkt, um das Bestmögliche zu erreichen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Haus D//6 besticht zuerst durch seine einfache aber stringente Grundkonzeption. Auf einen Ortbetonsockel steht ein einfaches, einraumtiefes Langhaus. Die Grundstruktur dieses Langhauses besteht aus einem verschraubten und daher demontablen Stahlskelett mit vier gleichdimensionierten Rasterfeldern. Diese Grundraster werden mit vorgefertigten Holzbauteilen ausgefacht und weiter unterteilt. Die Dachsparren ebenfalls als vorgefertigte Holzbauteile, verbinden die innere Tragstruktur mit der äußeren, filigranen Verandastruktur. Es entsteht ein Dachüberstand, der das Haus vor Überhitzung schützt. Nach Außen wird das Haus und das Dach mit verzinktem und hinterlüftetem Wellblech verkleidet. So einfach diese Grundkonzeption zu beschreiben ist, so einfach ist sie auch umgesetzt. Das «maison démontable» verblüfft durch die schiere Dünnheit seiner Konstruktion und durch die dadurch evozierte, ungewohnte architektonische Leichtigkeit und Durchsicht.
Die Jury ist vor allem von der kostengünstigen, hybriden, materialarmen und zirkulären Bauweise angetan. Die verzinkten Stahlbauteile bleiben ebenso wie die Holzbauteile materialsichtig und bieten in der Flut der Verkleidungsarchitekturen eine erholsame Ausnahme. Zudem ist der Einsatz von sichtbar bleibenden Stahlbauteilen im Wohnungsbau erfrischend mutig und unprätentiös. Ob ein Einfamilienhaus aber in seiner Grunddisposition noch ökologisch vertretbar ist, muss diskutiert werden, ebenso wie die Durchlässigkeit seines suburbanen Kontextes. Wenn man das realisierte Projekt allerdings prototypisch versteht, wünscht man sich eine solche Bautechnik vermehrt auch im Mehrfamilienhausbau zu sehen. Darin liegen die Kraft und die Hoffnung dieses Projektes. Die Jury zeichnet hier vielmehr die konsequente und konstruktive Logik eines intelligenten, hybriden und materialarmen Bausystems aus, in der Absicht, solche Systeme auch im verdichteten Wohnungsbau wiederzuentdecken.
Montage der Holzkonstruktion

Montage der Holzkonstruktion

Montage der Stahlkonstruktion

Montage der Stahlkonstruktion

Stahlkonstruktion der Loggia

Stahlkonstruktion der Loggia