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Award / Auszeichnung | 09/2010

6. Vorarlberger Hypo-Bauherrenpreis 2010

Gasthof Krone

AT-6952 Hittisau,

Auszeichnung Kategorie Sanierung

Bernardo Bader Architekten

Architektur

Helene und Dietmar Nussbaumer

Bauherren

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Tourismus, Gastronomie

  • Projektgröße:

    keine Angabe

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Fertigstellung: 01/2009

Projektbeschreibung


Die Krone in Hittisau ist eine gewachsene Anlage. In den 170 Jahren ihres Bestehens hat sie sich schon einige Male gewandelt. Das letzte Mal als sie sich neu ausrichtete, war beim massiven Umbau in den 70-er Jahren, der nicht nur im hinteren Neubau deutlich Spuren hinterließ. Auch im vorderen Kopfteil des Hauses waren es gerade die Elemente dieser Zeit, die mittlerweile in die Jahre gekommen sind, abgenutzt wirkten oder funktionell nicht mehr entsprachen.

Übergeordnetes Ziel der Arbeit was es, mit jedem baulichen Eingriff den wir vornahmen, den baulichen Altbestand wieder etwas mehr zum Strahlen zu bringen. Eingriffe waren nötig. Uns war klar das man für eine solche Bauaufgabe viel Sensibilität mitzubringen ist; aber auch die Absicht und der Mut Neues im Haus zu bewegen wollen, brodelte in uns. Eine besondere Art des Miteinanders von Alt und Neu schwebte uns von Anfang an vor, welche nicht geprägt sein soll von starken Kontrasten und dramatischen Gegenüberstellungen, sondern von der Freude am Gewachsenen und Heterogenen. Es sollen baukünstlerische Energien entstehen, die eben nur der spezielle Kontext zulässt.


Äusseres Erscheinungsbild / Eingang
Wie unterschiedlich dosiert dieses Miteinander ausfallen kann, verdeutlicht die Gestaltungsaufgabe aussen. Waren es an der Frontfassade der Rückbau der ehemaligen Saalfenster, das Anbringen neuer ’frischer’ Lamellenladen oder ein revitalisiertes Wirtshausschild, so war bei der Eingangssituation deutlich mehr Gestaltungsaufwand gefordert.
Der ehemaliger stirnseitiger 2 läufiger Aufgang vom Platz in den Mittelflur - typisch für das ursprüngliche Haus des Vorderen Bregenzerwaldes – viel den 70-er Jahren einer grossen platzseitigen Terrasse zum Opfer. Die behäbig wirkenden Einbauten der dunkle Eingangssituation im vormaligen Kellergeschoss wurde durch eine hölzerne Figur ersetzt. In möbelartiger Perfektion gearbeitet erklärt diese nunmehr den Eingang und transportiert den Gast nach oben.


Stuben
Die alten westseitig im 1 Obergeschoss gelegen Stuben sind die gut funktionierende und stark nachgefragte Basis des Hauses. Der links des traditionellen Mittelflures liegende offene Saal hatte vermehrt mit funktionellen als auch mit atmosphärischen Problemen zu kämpfen. Durch einen teilweisen Rückbau dieser Situation in Belangen Raumstruktur, Fassadenbild und Oberflächenqualitäten entstanden neue stubenartige , halboffene Situationen. Ziel war es die geforderten Funktionen des hausinternen Frühstücksbuffet und des a la Card Betriebes aufnehmen zu können. Es erschien uns aber auch wichtig, hier am Dorfplatz in Hittisau stubenübergreifenden Raum für Hochzeiten, Ver-sammlungen und Familienfeste zu schaffen. Die einzelnen Gaststuben wurden dem historischen Bestand folgend mit einfachen gebürsteten Fichte- oder Weisstanne Massivholztäferungen (Fries und Füllung) ausgestattet. Es wurde versucht mit traditionellen handwerklichen Methoden eine neuzeitliche Aussage zu treffen.


Zimmer
Ein neuer wohnzimmerartig gestalteter Flur bildet den Abschluss der vertikalen Erschliessung im Kopfteil des Hauses.
Von dort aus werden die 6 neu gestalteten Zimmer erschlossen. Die Intimität nimmt kommend aus den Stuben,
über den ’Wohnzimmergang’ , eintretend in das Zimmer zu. Ähnlich einem Schneckenhaus endet die Raumspirale dort wo es am intimsten ist – in der Krone im Badezimmer. Die Zimmerzonen mit den handwerklich perfekt gearbeiteten Massivholzmöbeln und den intarsienartigen Wandvertäferungen sind zwar neu interpretiert, aber noch stark mit dem Geist des Hauses verwachsen. Völliger Auflösung des Themas des Weiterspieles von Alt und Neu in den Badbereichen wo man nach dem ‚Wandel durch Haus’ gleichermassen geerdet wird.


Bauherrschaft / Architekt/ Handwerker/ Projektbeteiligte
Es ist meiner Meinung nach ein Fehler die Architektur oder die Ästhetik bei einem Bauherren- oder Handwerkergespräch in den Vordergrund zu stellen. Vielmehr ist es nötig – und als Ausgangspunkt der Arbeit als Architekt auch spannender – mit den Menschen darüber zu sprechen, wo ihre ureigenste Kompetenz liegt - mit den Bauherren über das Funktionieren des Hauses, ihre Wünsche und nicht zuletzt über ökonomische Grenzen. - mit den Handwerkern über funktionierende, erprobte Ausführungen oder traditionelle Handwerksmethoden.
Das Mass an überdurchschnittlichem Engagement, Professionalität, Wachsamkeit und Kooperationsbereitschaft welches die Bauherren, Handwerker und alle am Projekt Beteiligten an den Tag legten, lässt die oftmals nicht wenig geplagte Architektenschaft geradezu jubeln.

Bernardo Bader