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Award / Auszeichnung | 04/2022

Otto-Borst-Preis 2022

Biomarkt Aschersleben

DE-06449 Aschersleben, Hohe Straße 6

Preis / Kategorie "Einzelgebäude im Ensemble"

Dirk Fuss . Architekt BDA

Architektur

Ingenieurbüro Olaf Hopf

Architektur

Ascherslebener Gebäude- und Wohnungsgesellschaft mbH

Bauherren

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Groß- und Einzelhandel

  • Projektgröße:

    keine Angabe

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Baubeginn: 02/2019
    Fertigstellung: 06/2020

Projektbeschreibung

BIOMARKT IN ASCHERSLEBEN

Das denkmalgeschützte Gebäude liegt am Promenadenring, dem früheren Stadtgraben, einem Teil der historischen Stadtbefestigungsanlage von Aschersleben. Die Stadtmauer läuft mitten durch das Bauwerk und teilt dieses in einen hohen, teilunterkellerten und einen flachen, langgestreckten, nach der Sanierung nur teilweise überdachten Gebäudeteil.
Mit Sanierung und Umbau wurde das frühere, seit Jahrzehnten leerstehende Lager einer Seifenfabrik im Erdgeschoß als Biomarkt mit Bistro und im Kellergeschoß als Kaffeerösterei umgenutzt.
Auf den ersten Blick wurde äußerlich nur wenig verändert. Naturstein-mauerwerk und Gusseisenfenster bestimmen auch weiterhin die Ansichten. Neue Elemente, wie der geschlämmte Anbau, welcher die Nebenräume aufnimmt, sowie Treppen und Sitzstufen aus Sichtbeton, fügen sich in das harmonische, auf Ausgleich bedachte Gesamtbild ein. Frühere Anbauten zeichnen sich durch geschlämmte Fassaden ab und verweisen auf die wechselvolle Geschichte des historischen Hofes. Der Zugang zum Gebäude kann sowohl über den alten Eingang vom Quartiershof, als auch über einen neu geschaffenen Zugang von der Promenade (durch die Stadtmauer), erfolgen. Wir fanden das Gebäude in einem desolaten Zustand vor, Dach und Kellerdecke waren teilweise eingestürzt, Bäume wuchsen im Inneren ...
Unter hohem Zeitdruck, mit pragmatischer Herangehensweise und in guter Zusammenarbeit mit den Beteiligten, konnten wir diesen wichtigen Baustein ins Leben zurückholen. Die Fertigstellung des Gebäudes hat die Entwicklung eines lange brachliegenden Areals angestoßen.
Das Projekt ist geprägt vom Diskurs zwischen historischen und neuen, zeitgemäßen, behutsam ergänzten Materialien wie Sichtbetonboden, Lärchenholz-Aluminiumfassaden sowie dem Küchenraumeinbau aus Fichtenholz. Ehrlich und bescheiden in Konstruktion und Materialität, zeitgemäß im Innenausbau, selbstbewusst im Ausdruck und unverwechselbar in seiner Identität.

Beurteilung durch das Preisgericht

Aschersleben, die älteste Stadt Sachsen-Anhalts, hatte sich für 2020 den Abschluss der Stadtsanierung vorgenommen, nachdem bereits 90% der privaten und öffentlichen Gebäude saniert worden sind. Durch die gezielte Umsetzung einzelner Schlüsselprojekte konnte eine funktionale Stärkung der Innenstadt erreicht werden. Hier wurden klassische Instrumente zur Aufwertung öffentlicher Räume, die Verlagerung von Verwaltungs- und Bildungseinrichtungen und künstlerisch-kreativen Ansätzen miteinander kombiniert. 


Nach jahrelangem Lehrstand wurde nun auch das ehemalige Lager einer Seifenfabrik im Erdgeschoß für einen Biomarkt und im Untergeschoß für eine Kaffeerösterei saniert und umgebaut. Das Grundstück des Biomarktes ist Teil der historischen Altstadt von Aschersleben und damit auch einer der Beiträge zur Vollendung der Stadtsanierung. Es grenzt an den Promenadenring, den früheren Stadtgraben, einen Teil der historischen Stadtbefestigungsanlage, die auch im Rahmen einer touristischen „Stadtbefestigungsroute“ herausgearbeitet wird. Damit hat das denkmalgeschützte Gebäude eine gewisse städtebauliche Sonderstellung. Das traufständige Bestandsgebäude wurde als hinterer Teil einer engen Hofbebauung errichtet und steht nach Abbruch der angrenzenden Hofgebäude frei. Die historische Stadtmauer ist Teil des Gebäudes und führt diese als langgestreckte, niedrige eingeschossige Bebauung weiter. Von der Hofseite Hohe Straße kommend stellt sich das Gebäude als hohes eingeschossiges Lagergebäude dar. 


Die Instandsetzung des Gebäudes, welches durch langen Leerstand und unzureichende Pflege in großen Teilen starke Schäden aufwies, erfolgte unter weitgehendem Erhalt der originalen Bausubstanz, - insbesondere der Mauerwerkskonstruktionen. Das Haus wurde nicht nur in seiner Kubatur erhalten, sondern wird nun geprägt vom Diskurs zwischen historischen und neuen zeitgemäßen, behutsam ergänzten Materialien. Auf den ersten Blick wurde äußerlich nur wenig verändert. Natursteinmauerwerk und Gusseisenfenster bestimmen auch weiterhin die Ansichten. Neue Elemente, wie der geschlämmte Anbau für Nebenräume sowie Treppen und Sitzstufen aus Sichtbeton fügen sich in das harmonische, auf Ausgleich bedachte Gesamtbild ein. Frühere Anbauten zeichnen sich durch geschlämmte Fassaden ab und verweisen auf die wechselvolle Geschichte. Beispielhaft werden die historischen Spuren aufgenommen und mit anspruchsvoller Materialwahl subtil weiterentwickelt. 


Das Vorhaben ist ein Baustein der Altstadtsanierung zur Stärkung der historischen Stadt und Anstoß für die Weiterentwicklung eines brachliegenden Areals. Weitere Nutzungen in der direkten Nachbarschaft sind in der Planungsphase bzw. werden bereits umgesetzt. Hier mischen sich Nutzungen wie die beschriebenen mit einer Sozialstation, Wohnen und zukünftig weiteren Angeboten im Bereich Lebensmittelmanufaktur und Gastronomie. Insofern ist es eine gelungene, fast selbstverständliche Entwicklung, die durch das Projekt ausgelöst wurde.