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Award / Auszeichnung | 09/2021

BDA-Preis Rheinland-Pfalz 2021

Landtagsgebäude Rheinland-Pfalz

DE-55116 Mainz

Anerkennung

a|sh sander.hofrichter architekten GmbH

Architektur

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Staatliche und kommunale Bauten

  • Projektgröße:

    keine Angabe

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Fertigstellung: 01/2020

Projektbeschreibung

Landtag Rheinland-Pfalz Mainz

Ein bürgernaher Bau, der den historischen Bestand würdigt und dabei Offenheit, Nähe und Klarheit ausstrahlt – das waren die Leitgedanken von a|sh architekten für den Entwurf des umfassend zu sanierenden Landtagsgebäudes. In sechs Jahren Planungs- und Bauzeit fanden Abriss, Neubau und Sanierung statt. a|sh architekten gelingt es mit ihrem Entwurf, eine harmonische, klare städtebauliche Lösung für das gesamte Gebäude-Ensemble zu finden: Deutlich und würdevoll erhebt sich das Deutschhaus zentral vor dem Platz der Mainzer Republik. Die symmetrisch ausgebildete, vorgelagerte Eingangsplattform unterstreicht das barocke Erscheinungsbild des Gebäudes und ermöglicht durch eine kombinierte Treppen- und Rampenerschließung einen barrierefreien, zentralen Zugang zum Gebäude. An den Seiten des Deutschhauses befinden sich die Staatskanzlei auf der einen und das neu errichtete Landtagsrestaurant auf der anderen Seite. Die drei Gebäudeteile werden durch transparent gestaltete Zwischenbauten verbunden, die optisch zurücktreten und dadurch das Deutschhaus in seiner barocken Erscheinung frei wirken lassen. Der Restaurantneubau schafft durch seine klare Form als quaderförmiger Anbau mit einer ausgewogenen Höhe gegenüber den übrigen Bauten einen gelungenen städtebaulichen Abschluss des Ensembles. Um die Einheit der bestehenden und neu errichteten Gebäudeteile zu betonen, wurde sich bei der Wahl des neuen Fassadenmaterials an den denkmalgeschützten Bestandsgebäuden orientiert: Während die historische Außenhülle behutsam aufgearbeitet wurde, erhielt der neue Restaurantbau eine Fassade aus klassischem, rotem Sandstein, deren Struktur und Farbigkeit sich bewusst gegenüber dem barocken Bestandsgebäude unterscheidet. Als Herzstück des Landtags befindet sich der Plenarsaal im ersten Obergeschoss, der in Anlehnung an die ursprüngliche Form und Ausrichtung neu aufgebaut wurde und mittels einer Absenkung des Bodens einen großzügigeren Gesamteindruck bei weitgehender Barrierefreiheit vermittelt. Die Plätze für die 101 Abgeordneten sind in vier Kreisen angeordnet. In die halb kreisförmige Wandvertiefung an der Stirnseite des Plenarsaals ist das Landeswappen eingelassen. Die neu eingebrachte hufeisenförmige Galerie, die vom zweiten Obergeschoss zugänglich ist, ermöglicht für Besuchende gute Sichtbeziehungen in den Plenarsaal. Die Innenausstattung ist durch die Materialität aus Echtholzoberflächen, Naturstein und transparenten Glasflächen hochwertig und modern. Modernste Technik ist zurückhaltend in die neuen Einbauten implementiert.





Nachhaltige Sanierung

1. Preis Architektenwettbewerb und Auftrag 2014

Das historische Deutschhaus in Mainz, in dem der Landtag von Rheinland-Pfalz seit über 60 Jahren seinen Sitz hat, muss grundlegend saniert werden. Den zweistufigen, europaweiten Architektenwettbewerb dazu haben a|sh architekten für sich entschieden. Das Ludwigshafener Büro überzeugte durch einen sensiblen Umgang mit dem historischen Gebäude.

Das Preisgericht lobte an dem Sanierungskonzept, dass dem denkmalgeschützten Deutschhaus auf subtile Weise eine neue Zeitschicht mit eigenständigem, modernem Charakter hinzugefügt werde.

Der Entwurf sieht unter anderem einen zurückhaltenden, modernen Anbau und eine neue Eingangsplattform vor. Diese wird als Treppen- und Rampenerschließung dem Deutschhaus vorgelagert. In ihrer symmetrischen Ausformung nimmt sie Bezug zum historischen Bestand und dient als verbindendes Element zwischen den Anbauten.

An der Stelle des bisherigen Restaurants entsteht im Nordwesten ein neuer Anbau, der über einen Zwischenbau direkt an das Deutschhaus angeschlossen wird. Auf dem Dach dieses Bauteils befindet sich die Landtagsterrasse, die weiterhin von der Lobby aus zugänglich sein wird. Das Ende des Anbaus ist gegenüber dem Zwischenbau leicht erhöht und als klarer, kubischer Baukörper ausgebildet. Er nimmt sich in seiner reduzierten Formensprache und moderaten Höhe gegenüber dem Deutschhaus zurück und fungiert als städtebaulicher Abschluss des Ensembles.

Mit seiner Fassade aus hellrotem Sandstein passt sich der moderne Anbau farblich dem historischen Bestand an. So entsteht ein harmonisches Ensemble, das dem Barockgebäude seine Würde lässt. Der Neubau korrespondiert gleichzeitig mit einem bestehenden Zwischenbau mit abschließendem Kubus auf der anderen Seite des Landtagsgebäudes, das im Rahmen der Sanierungsmaßnahmen die gleiche Sandsteinfassade wie der Neubau erhält. Durch die Wiederholung von Form und Material werden die Bauteile gestalterisch zusammengefasst.

Im Zuge einer energetischen und nachhaltigen Sanierung erhält das Deutschhaus auch ein völlig neues, zeitgemäßes Innenleben. Ziel ist es, im Innenraum ein Höchstmaß an Transparenz zu verwirklichen, um die historische Hülle des Gebäudes erfahrbar zu machen. Mit dem Umbau soll eine adäquate Unterbringung der Landtagsverwaltung erreicht werden. So wird das Haus mit modernster Medientechnik ausgestattet, die zur Verbesserung der Akustik und der Bedingungen für mediale Berichterstattung führt. Der Restaurant- und Küchenbereich wird komplett überarbeitet.

Der Plenarsaal erhält eine neue Möblierung sowie eine barrierefrei erreichbare Tribüne für Presse und Besucher. Die historische Hambacher Fahne, die das Landtagsgebäude seit 1954 schmückt, wird so in den Neubau integriert, dass sie die identitätstiftende und demokratische Wirkung des Ortes unterstreicht. Neben dem Parlamentsbetrieb wird das Deutschhaus auch vielfältige Nutzungsmöglichkeiten für Kultur, Bürger und Politik bieten.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Bauaufgabe könnte besser nicht sein: Es galt das barocke Palais, erbaut 1730 und den sich seit 1951 darin befindlichen Plenarsaal des Rheinland-Pfälzischen Landtags nachhaltig zu sanieren. So konnte die vormalige Frontalanordnung des Plenums in eine kreisrunde Sitzanordnung, das auch schon in dem temporären Landtagssitz Steinhalle Umsetzung fand, verändert werden. Gleichzeitig war an der Schnittstelle zwischen Rheinufer und Stadt eine bauliche Ergänzung um die Programmteile vorzunehmen, die sich nicht mehr in dem denkmalgeschützten Bestand unterbringen ließen, und die im direkten räumlichen Zusammenhang zum Saal stehen sollten. Auftraggeber und Planern verdienen ein großes Lob dafür, dass es gelungen ist, den Plenarsaal mit immerhin 101 Plätzen für Abgeordnete sowie einer großzügigen Besucher- und Pressegalerie derart selbstverständlich und dennoch behutsam in den Bestand zu integrieren. Würdevoll, aber ohne Pathos und vor allem ohne zusätzliche Schichten oder gar Abtrennungen vor der Fassade wird ein stimmiger Raum geschaffen, der einerseits von den mächtigen, schön befensterten Umfassungswänden lebt und der anderseits die runde Sitzanordnung integriert. Hierzu trägt auch die konkave zweigeschossige Holzwand hinter dem Rednerpult bei, in die das Landeswappen eingearbeitet ist. Mit der Gestaltung des Plenarsaals, seines Foyers aber auch dem großen Sitzungssaal ist es gut gelungen, dem Wunsch nach Repräsentation, Offenheit und Bürgernähe gleichermaßen gerecht zu werden. Zur Stadt zeigt sich ein ausgewogenes Ensemble, das Neu und Alt miteinander verbindet und dessen Farbigkeit der Bestandsgebäude mit dem dezenten mattrosa des gewählten Sandsteins harmoniert. Eine Belobigung verdienen auch die sorgfältig gestalteten Außenanlagen, mit denen elegant z.B. über vorgelagerte Terrassen oder Stufenanlagen, die eingeschossigen Neubauvolumen mit dem Bestand verbunden werden. Leider wurde aber die Chance, mit den Neubauten auch den Bezug zum Rhein zu stärken, nicht genutzt: Während in Richtung Stadt und Schloss zwei große, tief eingeschnittene Fensteröffnungen einen Dialog herstellen, können die vertikalen Fensterschlitze und die Absenkung zur Belichtung der Untergeschosse leider nicht überzeugen. Die nachhaltige Sanierung des Landtags ist ein komplexes Projekt, das hohe Anerkennung verdient.