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Award / Auszeichnung | 06/2021

Architekturpreis Nordrhein-Westfalen 2021

Ein Dachraum

DE Aachen

Preisträger | Aachen

AMUNT Architekten Martenson und Nagel Theissen

Architektur

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Wohnungsbau

  • Projektgröße:

    keine Angabe

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Baubeginn: 01/2017
    Fertigstellung: 01/2018

Projektbeschreibung

Ein Reihenhaus aus den 1960er Jahren bietet nach seiner umfassenden Modernisierung im Jahr 2018 Wohnraum für eine junge Familie. Die Architekten von Amunt Martenson griffen dafür gezielt in die Baustruktur ein: Im Erdgeschoss ließen sie nichttragende Wände zugunsten einer großzügigen Wohnküche entfernen. Ein Durchbruch in der obersten Vollgeschossdecke erweitert den Wohnbereich um den bestehenden, bislang ungenutzten Dachraum. Eine neue Treppe führt nun hinauf in die ausgebaute Mansarde, deren Wände und Dachschrägen vollflächig mit Schichtholzplatten verkleidet sind. Auch die Möbel und Einbauten bestehen aus diesem Material. Die einfache, raue Struktur der verwendeten Materialien und die teils sichtbare Tragkonstruktion geben dem neu geschaffenen Arbeits- und Schlafbereich der Eltern unter dem Dach seinen Charakter. Wellstegträger tragen das Dach und gliedern zugleich dessen Untersicht. Dazwischen angebrachte Dachflächenfenster von VELUX sorgen für Licht und Frischluft. Die plattenverkleideten Wände, Deckenflächen und Einbauten, die hell gestrichenen Träger und der farbige Estrichboden verschmelzen zu einer homogenen Einheit. Hohe Vorhänge unterteilen den Dachraum bei Bedarf und optimieren dessen Akustik.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Wohngebäude aus den 1950er und 60er Jahren entsprechen mittlerweile oft nicht mehr den Anforderungen an Größe, Schnitt und Komfort. Umso löblicher ist es, wenn sich eine junge Familie eines Reihenhauses aus dieser Zeit annimmt, und noch löblicher, wenn sie für die nötigen Umbaumaßnahmen einen Architekten beauftragt. Im Fall des Reihenhauses in Aachen, das von Björn Martensen erneuert wurde, überzeugt das Ergebnis in jeder Hinsicht: Ein konzeptionell unzweideutiger Eingriff, der das Bestehende aber nicht durch exaltierte Gestaltung desavouiert, sondern im Gegenteil stärkt, in dem das Vorgefundene zum Ausgangspunkt des Neuen wird.
Der Architekt hat den Wohnraum durch eine Öffnung ins Obergeschoss vertikal erweitert und oben den Eltern einen eigenen Bereich geschaffen. Ein neues, körperhaftes Treppenelement aus Schichtholz ist als Zutat erkennbar, nimmt materiell aber Bezug auf die rohe Substanz des 60er Jahre Baus. Dessen Wellstegträger wurden erhalten und sichtbar belassen, ebenso ein Betonüberzug, auf den sich das Bett des Paares stützt, und der Estrichboden; schlichte Schichtholzplatten dienen den neuen Möbeln als Material und gliedern den Raum.
Eine Bestandsarbeit, die beispielhaft steht für eine zeitgenössische Erneuerung von Nachkriegssubstanz, weil sie die Balance wahrt zwischen konzeptioneller Radikalität und gestalterischer Sensibilität.