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Award / Auszeichnung | 07/2021

Auszeichnung Guter Bauten in Franken 2021

Himmelreich

DE-63741 Aschaffenburg

Auszeichnung

Seitz Architektur.

Architektur

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Wohnungsbau

  • Projektgröße:

    keine Angabe

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Fertigstellung: 01/2019

Projektbeschreibung

Vom Gemüselager zum Loft
Wohnen in der Lagerhalle


Wohnraum und Flächenentsiegelung
Das ursprünglich als Obst- und Gemüselager genutzte Objekt aus den 60er Jahren war mit seiner Lage inmitten eines innerstädtischen Wohnblocks nicht mehr sinnvoll gewerblich nutzbar. Die neuen Eigentümer wollten die Halle erhalten und zu einem Loft umbauen. Obwohl das Baurecht ein neues Wohngebäude an gleicher Stelle nicht erlaubt, stimmte die Stadt einer Umnutzung zu. Dem neuen Wohnraum in der Stadt stand damit nichts mehr im Wege. Und das, ohne zusätzliche Versiegelung von Grünflächen. Im Gegenteil: die asphaltierte Hoffläche wurde vollständig entsiegelt und ist heute der Garten für das neue Wohnhaus.

Aus grauer Energie wird Wohnqualität
Mit der Erhaltung der Gebäudesubstanz wird die darin gebundene Energie nach 50 Jahren Lebensdauer nicht zu Abfall, sondern einem neuen Lebenszyklus zugeführt. Die störenden Einbauten aus der vergangenen Nutzung wurden zurückgebaut, so dass die gesamte Halle wieder erlebbar wird. Große Fassadenöffnungen bringen Helligkeit und stellen die Verbindung nach Draußen her.

Drei frei in die Halle gestellte, in sich verschachtelte Boxen gliedern den Raum und nehmen die Funktionen Garderobe, Schlafen, Bad und Küche auf. Die Schlafzimmerbox aus Birke-Multiplex-Platten spannt sich als Alkoven schützend über das Bett, bietet Stauraum und eine Sitznische in der Garderobe. In die blau lackierte Badezimmerbox sind Nischen für das WC, die Dusche und der begehbare Kleiderschrank eingebaut. Die Küchenbox mit ihrer grau beschichteten Oberfläche bietet viel Stauraum und beherbergt alle Funktionen für die kochfreudigen Bewohnerinnen. Selbst an eine kleine Nische am Eingang mit Schlüsselablage und Handyladestation ist gedacht. Eine vierte Box durchstößt die Fassade, schafft eine neue Eingangssituation und leitet mit ihrer gläsernen Haut das Tageslicht ins Zentrum des Gebäudes. Auf der freien Fläche vor den Boxen bleibt genügend Platz für den großzügigen Wohnraum. Die zurückversetzte Glasfassade lässt Platz für den ganzjährig nutzbaren überdachten Freisitz.

Energieeffizienz und Ökologie
Die Gebäudehülle wurde gedämmt und die Heiztechnik erneuert, so dass das Gebäude nahezu den Energiestandard eines Neubaus erreicht. Der Keller dient dabei als thermischer Puffer. Das große Raumvolumen erlaubt es, auf eine Lüftungsanlage zu verzichten. Alle Einbauten wurden aus Holz gefertigt und können, falls nötig, wieder einfach zurückgebaut werden.

Mit der Erhaltung der Gebäudesubstanz, der Verwendung des ökologischen und rückbaufähigen Baustoffs Holz als Ausbaumaterial und dem Einsatz von wenig, aber hocheffizienter Technik wird die Umweltbelastung auf ein geringstmögliches Maß reduziert.

Beurteilung durch das Preisgericht

Bauen im Bestand und Umnutzung inmitten eines innerstädti-schen Wohnblocks: Dem Architekten ist es gelungen, aus einem nüchternen, zweckmäßigen Industriebau eine an¬sprechende Wohneinheit mit eigenem Charme zu gestalten, ohne den Hallencharakter des ehemaligen Gemüselagers zu verlieren. Obwohl das Objekt zweiseitig grenzbebaut ist, sorgen drei großzügige Öffnungen für gute Belichtung und attraktive Innen- und Außenräume. So wurde aus der ehemaligen Rampe ein überdachter Freisitz, der Schlafbereich öffnet sich zu einem geschützten Atrium. Im Inneren wird auf unkonventionelle Art und Weise klug mit den Herausforderungen des Bestands umgegangen: Durch drei in den Raum eingestellte Funktions-Module sind Bad, WC, Stauräume und Schlafbereich vom großen Koch-, Ess- und Wohnbereich getrennt und in sich gegliedert eingefügt. Die Schlafbox nimmt die Diagonal-Linie der Rückfassade auf und ist versetzt zu den anderen Modulen platziert. Dadurch erhält die Innenraumzonierung zusätzliche Spannung. Eine vierte Box durchstößt die Fassade, leitet Licht ins Innere und gestaltet den Eingangsbereich. Insgesamt würdigt die Jury die städtebaulich wertvolle Lösung, die es schafft den Transformationsprozess vom Gemüselager zum qualitätsvollen Wohnraum zu vollziehen, vorhandene Substanz zu nutzen ohne neue Flächen auszu-weisen. Ein sehr gutes Beispiel für Wohnen im 21. Jahrhundert.