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Award / Auszeichnung | 09/2021

Docomomo Rehabilitation Award (DRAW) 2021

Sanierung Neue Nationalgalerie, Berlin

DE-10785 Berlin, Potsdamer Straße 50

Award | Enhanced Masterpieces

David Chipperfield Architects Gesellschaft von Architekten mbH

Architektur

Stiftung Preußischer Kulturbesitz

Bauherren

KVL Bauconsult GmbH

Projektsteuerung

BAL Bauplanungs und Steuerungs GmbH

Architektur

Pro Denkmal GmbH

Sachverständigenwesen

TOPOS Stadtplanung Landschaftsplanung Stadtforschung

Landschaftsarchitektur

GSE Ingenieur - Gesellschaft mbH Saar, Enseleit und Partner

Bauingenieurwesen

Ingenieurgesellschaft W33 mbH

Bauingenieurwesen

Müller-BBM Building Solutions GmbH

Bauphysik

Akustik-Ingenieurbüro Moll GmbH

Akustikplanung

HHP - West, Beratende Ingenieure GmbH

Brandschutzplanung

DS-Plan Ingenieurgesellschaft für ganzheitliche Bauberatung und Generalfachplanung GmbH

Fassadenplanung

Arup Deutschland GmbH

Lichtplanung

polyform planen und gestalten

Design

Simon Menges Photography

Fotografie

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Museen, Ausstellungsbauten

  • Projektgröße:

    13.959m² (geschätzt)

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Baubeginn: 01/2016
    Fertigstellung: 05/2021

Projektbeschreibung

The Neue Nationalgalerie in Berlin is an icon of twentieth-century architecture. Planned and built from 1963 to 1968, the steel and glass structure is the only building designed by Ludwig Mies van der Rohe in Europe after his emigration to the USA.

After almost fifty years of intensive use, the listed building required a comprehensive refurbishment. The existing fabric has been refurbished and upgraded to current technical standards with a minimum of visual compromise to the building’s original appearance. The functional and technical upgrades include air-conditioning, artificial lighting, security, and visitors’ facilities, such as cloakroom, café and museum shop, as well as improving disabled access and art handling.

The necessity of an extensive repair of the reinforced concrete shell and the complete renewal of the technical building services required an in-depth intervention. In order to expose the shell construction, around 35,000 original building components, such as the stone cladding and all the interior fittings, were dismantled. After their restoration and modification where necessary, they were reinstalled in their precise original positions.

The key to the complex planning process for this project was finding a suitable balance between monument conservation and the building’s use as a modern museum. The unavoidable interventions to the original fabric within this process had to be reconciled with preserving as much of the original substance as possible. Though the essential additions remain subordinate to the existing design of the building, they are nevertheless discreetly legible as contemporary elements. The refurbishment project does not represent a new interpretation, but rather a respectful repair of this landmark building of the International Style.

Die Neue Nationalgalerie im Berliner Kulturforum gilt als eine der Ikonen der Moderne. Das einzige Gebäude, das Mies van der Rohe in Europa nach seiner Emigration in die USA realisierte, widmet sich seit seiner Eröffnung im Jahr 1968 der Kunst des 20. Jahrhunderts.

Im Jahr 1995 unter Denkmalschutz gestellt, werden die durch eine intensive Nutzung hervorgerufenen Schäden und Mängel seit 2014 im Rahmen der denkmalpflegerischen Auflagen behutsam und nachhaltig behoben. Sanierung und Modernisierung streben eine maximale Erhaltung der Bausubstanz an, bei gleichzeitiger Anhebung der technischen Standards (konservative Anforderungen und Sicherheit) auf ein aktuelles internationales Museumsniveau. Gleichzeitig lässt die Erhaltung des ursprünglichen Erscheinungsbildes des denkmalgeschützten Gebäudes minimale Kompromisse zu.


Ingenieurgesellschaft W33 mbH, Domann Beratende Ingenieure GmbH:

Im Rahmen des Bauvorhabens hat unser Ingenieurbüro die Aufgabenbereiche Planung, Ausschreibung und Vergabe, Objektüberwachung und -betreuung aller Gewerke der technischen Gebäudeausrüstung inkl. Küchentechnik sowie eine umfangreiche Inventarisierung der erhaltenswerten gebäudetechnischen Bestandskomponenten in einem Zeitrahmen von gut 10 Jahren erbracht. Im vollverglasten Erd- sowie im viel größeren, nahezu fensterlosen Untergeschoss des Museumsgebäudes gelten, trotz bauphysikalischer Einschränkungen und hoher denkmalpflegerischer Vorgaben, strenge konservatorische Klimaanforderungen an Lufttemperatur, Luftfeuchte, Luftgeschwindigkeiten sowie an entsprechende Stabilitäten dieser Parameter.

Die gesamte sanitärtechnische Installation wurde erneuert und stark optimiert. Es wurden teilweise Bestandsobjekte bzw. Nachbildungen ursprünglicher Objekte eingesetzt und an zu erhaltenden Originalfliesenflächen neu installiert. Die über 4.200 m2 große Dachfläche der oberen Halle wird dabei ebenso wie die gesamten Terrassenflächen über Bestandsentwässerungspunkte entwässert, wobei das gesammelte Regenwasser vollständig in den neben dem Gebäude liegenden Landwehrkanal über ein Auslaufbauwerk entwässert. Es werden über 10 Hebeanlagen sowie ein neuer Fettabscheider für den Gastronomiebereich eingesetzt um das Wasser sicher abzuleiten. Über Ausstellungsflächen liegende wasserführende Leitungen werden mittels Leckageortungen auf Wasseraustritt überwacht. Bei der Neuplanung der Versorgungsleitungen werden selbstverständlich alle heutigen Anforderungen an die Wasserhygiene eingehalten. Auch die gesamte Brunnentechnik für den im Skulpturengarten gelegenen Brunnen wurde vollständig erneuert.

Eine besondere Herausforderung bei der Neuplanung der technischen Anlagen in der Neuen Nationalgalerie war somit die Berücksichtigung von gegenüber dem Bestand von 1968 gestiegener Anforderungen an die Einhaltung von Klimaparametern bei hohen Außenluftraten für viele gleichzeitige Besucher, höhere Energiesparstandards (z. B. aktuelle europäische Ökodesign-Richtlinien) sowie aktuelle Brandschutzvorschriften und sonstiger Sicherheitsvorschriften bei gleichzeitiger Einhaltung des 1968 vorhandenen Platzangebots durch die bauliche Hülle sowie in Abhangdecken und Wandverkleidungen und Schächten. Auch die Kompensation von Vorgaben des Denkmalschutzes z. B. an die Verglasung der oberen Halle als Einscheibenverglasung sowie die geringen Möglichkeiten bauliche Wärmedämmungen zu verstärken oder zu errichten, stellte die Planung der technischen Anlagen und deren Zusammenwirken vor große Herausforderungen, die im Rahmen der Möglichkeiten von unseren spezialisierten Fachplanern aller Disziplinen gemeistert wurden.

Grundsätzlich ist die aktive Be- und Entladung der thermisch wirksamen Speichermassen des Bodens mittels einer vollflächigen Fußbodenheizung und -kühlung wesentlicher Bestandteil des Konzeptes der Gebäudetemperierung und der Stabilisierung des Temperaturniveaus. Hierdurch entsteht eine im Vorfeld durch Simulationsrechnungen nachgewiesene hochwirksame Dämpfung von thermischen Spitzen in beide Richtungen, welche vor allem für die Einhaltung internationaler Klimastandards für Museen mit Wechselausstellungen wesentlich ist. Mit dem Wiederherstellen der Fußbodenheizung schließt sich der Kreis zur ursprünglichen Ausstattung, da hierdurch in der Nutzungsphase nachgerüstete Heizkörper, die den Gesamteindruck der transparenten Ausstellungs- und Büroräume gestört haben, entfernt werden konnten. So wird das Gebäude bis ins Detail gestalterisch dem ursprünglichen von Mies van der Rohe vorgesehenen Zustand wieder nähergebracht. Gleichzeitig erfüllt es die gestiegenen konservatorischen Anforderungen.

Um die hohen Kühl- und Heizleistungen der Ausstellungsbereiche vollständig abdecken zu können, sind darüber hinaus sehr große Luftmengen von den ca. 35 raumlufttechnischen Anlagen im Gebäude zu bewegen. Im Gegensatz zur bauzeitlichen Lösung mit Hochdruck-Luftverteilungssystemen wurde die Neuplanung im Sinne der Energieeinsparverordnung vollständig als Niederdrucksystem mit sehr viel geringeren Luftgeschwindigkeiten neu geplant. In der Folge wurde die konstruktive Gestaltung der erforderlichen Kanalquerschnitte und deren Befestigung im bestehenden Baukörper im Gegensatz zur bauzeitlichen Planung eine der größten planerischen und baulichen Herausforderungen bei der Grundinstandsetzung. Sämtliche raumlufttechnische Anlagen wurden vollständig erneuert und an die neu definierten Auslegungsparameter der verschiedenen Klimazonen angepasst; sowie den heutigen energetischen Standards entsprechend in der bestehenden Gebäudehülle aufgestellt. Dagegen sind die Grundprinzipien der Lufteinbringung in die Ausstellungsbereiche weitgehend gleichgeblieben – nicht nur aus denkmalpflegerischen Gründen, sondern auch weil diese bereits in der ursprünglichen Planung optimal zum Baukörper und zu den technischen Anforderungen passend ausgewählt wurden. Aufgrund der großen Flächen der Räume – und weil das Prinzip der Quelllüftung in den 1960er-Jahren weitgehend unbekannt war – wurden überwiegend Drallauslässe zur Lüftung eingesetzt. Diese mussten in der Neuplanung durch aerodynamische Optimierungen schalltechnisch verbessert werden. Lediglich die Luftauslässe an den Fassaden der Ausstellungshalle mussten in ihrer Aufgabenerfüllung erheblich verbessert werden. Die Fassadenzuluft in der Halle sollte ursprünglich nur dem Kaltluftabfall entgegenwirken. Aufgrund der konservatorisch hohen Anforderung – der ganzjährig geforderten relativen Feuchte von 50 Prozent bei 19 bis 21 Grad Celsius und gleichzeitig ungedämmter Glasfassade – sollte der Kondensation an der Fassade entgegengewirkt werden. Durch eine optimierte Aerodynamik der Auslassschlitze bei gleichzeitigem Aufheizen der Zuluft auf 50 Grad Celsius wird die Glasfassade nun ganzjährig weitestgehend kondensatfrei bleiben.

Bei den sehr hohen Anforderungen an die Sicherheitstechnik richten sich die Planungen ebenfalls nach den internationalen Standards von Kunst-Leihgebern.

Eine gebäudeeigene Mittelspannungsstation sowie eine Trafoanlage mit 2 Stück 800kVA Trafos versorgen nicht nur die Neue Nationalgalerie mit Strom, sondern auch die Staatsbibliothek. Der Neubau der Station erfolge im laufenden Betrieb der Staatsbibliothek und bei paralleler Baustromversorgung der Neuen Nationalgalerie mittels einer Interimsstation ebenfalls mit Ringeinspeisung.

In der Neuen Nationalgalerie wurde weiterhin ein Beleuchtungskonzept für eine flexible Ausstellungsnutzung nach internationalem Standard mit modernster LED-Technik umgesetzt. Dabei wurden im Zuge der Sanierung die rund 2.400 Bestandsleuchten behutsam inventarisiert, eingelagert, restauriert und wieder an ihre ursprüngliche Position gebracht. Die Herausforderung bestand darin, die Bestandsleuchtengehäuse mit klassischen Glühlampen unter Verwendung neuester Lichttechnik so umzurüsten, dass die bauzeitliche Lichtverteilung erhalten bleibt und eine Umrüstung auf neueste LED-Technik erfolgt. Während die alten Leuchten eine Lichtfarbe von ca. 2.700 Kelvin hatten, wurden sie durch Leuchten mit einer etwas frischeren Lichtfarbe mit einer Farbtemperatur von 3.000 Kelvin ersetzt. Da für sämtliche Leuchten dabei spezielle LEDs eingesetzt wurden, konnte trotz eines höheren Beleuchtungsniveaus eine Energieeinsparung von mehr als 80 % erreicht werden. Das ursprüngliche Lichtkonzept wurde erhalten und mit moderner Steuerungstechnik umgesetzt. So kam für die Ausstellungs- und öffentlichen Bereiche eine Beleuchtungssteuerung als Feldbussystem zum Einsatz, um einerseits den Verkabelungsaufwand zu minimieren und andererseits die Bedienung zu erleichtern um damit die Beleuchtung an wechselnde Anforderungen der Ausstellungsmacher anpassen zu können. Aufgrund der Vielzahl der zu steuernden Leuchten und den großen räumlichen Entfernungen ist das System sowohl mit zentralen Komponenten als auch mit dezentralen Aktoren aufgebaut. Die Wandfluter im Untergeschoss und die Downlights im Erdgeschoss sind über das Feldbussystem einzeln dimmbar und werden dezentral ebenfalls über das System geschaltet. Die Dimmung wird durch den Einsatz dimmbarer Vorschaltgeräte über das Feldbussystem gewährleistet. Alle LED- Wandfluter und LED-Downlights sind in Schaltgruppen zusammengefasst.

Das Innere des Gebäudes wird unter anderem durch einen sanierten, denkmalgeschützten sowie einen neuen Spezialaufzug ohne geschlossenen Aufzugschacht erschlossen.

Für das Museums-Café wurde neben einer neuen küchentechnischen Ausstattung das innovative Konzept einer Automatenstation zur Entnahme von gekühlten Speisen und Getränken umgesetzt.

Selbstverständlich wurde im Gesamtgebäude eine moderne Gebäudeautomation zur Steuerung, Regelung und Überwachung sämtlicher technischer Anlagen geplant und errichtet.

Fazit:
Bei der Integration der beschriebenen technischen Anlagen nach heutigem Standard bestand vor allem die Herausforderung die neueste Technik in den bestehenden Baukörper ohne für den Besucher sichtbare Veränderung einzubringen. Dabei musste immer wieder festgestellt werden, dass das Platzangebot für ein so hohes Maß an technischen Installationen zu knapp war, sei es an neuralgischen Punkten oder bei der Verteilung der zur Verfügung stehenden Flächen bezogen auf das Gesamtgebäude. Einen Neubau hätte man an den entscheidenden Stellen so gestaltet, dass die neuen Anforderungen gut integrierbar sind, das altehrwürdige denkmalgeschützte Gebäude der Neuen Nationalgalerie hat hingegen oftmals die Ausgestaltung der technischen Anlagen bestimmt. Im Ergebnis wurde modernste Technik in das Haus eingebracht, ohne dass der Besucher diese Veränderungen gegenüber der vor ca. 5 1⁄2 Jahren geschlossenen Neuen Nationalgalerie wahrnimmt, außer dass jetzt alles etwas frischer und noch moderner wirkt als 1968 bei der Eröffnung und dass heutige höhere technologische sowie sicherheitstechnische Anforderungen eingehalten werden.

Beurteilung durch das Preisgericht

Outstanding in-depth interventions in renovating Modern Movement masterpieces, while retaining the principles and character of these landmarks.