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Award / Auszeichnung | 09/2021

Arc-Award 2021

Kula 5-9 Beograd

Gewinner Kategorie Studentenentwürfe

Kevin Kummerow

Student*in

yannick fortiguerra

Architektur

Erläuterungstext

Was macht eine Stadt aus?
Beziehung von innen und aussen und daraus entstehende Zwischenräume. Belgrad zeichnet sich durch sein sehr heterogenes Stadtbild aus. Durch die vielen Kriege, die die Stadt durchlebt hat, lassen sich die architektonischen Spuren lesen wie in keiner anderen Stadt. Die Stadt besteht aus Schichten der Zeit.

Das Gebiet befindet sich im angesagten Dorćol Quartier, an der Grenze zum Industriequartier Vračar. Der Stadtteil gehört zu einen der ältesten Teilen Belgrads und zählt dadurch zu einem der interessantesten Viertel. Die behandelte Parzelle weisst eine nicht allzu grosse Baukultur auf. Sie zeichnet sich durch die vielen kleinteiligen und informellen Bauten aus, die prägend sind für das Stadtbild Belgrads.
Der Leitgedanke der Planung ist die Entwicklung einer baulich-konstruktiven und räumlichen Struktur, die den Nutzern als Gerüst für Möglichkeitsräume dient. Sie ist flexibel und langfristig entwickelbar. Mittels An-, Um-, und Weiterbau ermöglicht sie einen dauerhaften Transformationsprozess und gewährleistet so den Erhalt von kreativem Freiraum und respektiert die vorhandene Bausubstanz.

Das Konzept der vertikalen Infrastruktur ist eine dreidimensionale Anleitung für den Selbstbau: Das infrastrukturelle Rückgrat der Siedlung bilden die fünf exakt gesetzten Multifunktionaltürme, die aus einfachen, schnell zu errichtenden Stahl- und Holzbauelementen bestehen. Das Ziel ist es, eine vertikale Infrastruktur zur Verfügung zu stellen, die im ersten Schritt für die Aktivierung des Areals zuständig ist. Durch
unterschiedliche Zwischennutzungen werden sie so zum Magneten des Quartiers.
Durch die im Erdgeschoss situierten Werkstätten wird die Tragstruktur durch Selbstbau zum Wohnraum umgenutzt. So ermöglich die offene Struktur ein langfristiges, stufenartiges und gesundes Wachstum des Areals. Die Skelettbauweise macht es den Bewohnern möglich, ihre gekaufte Fläche selber flexibel zu bebauen. Die unterschiedlich materialisierten Türme
sollen den Bewohnern als Hilfestellung bei Neu- und Umbauten dienen und den Umgang mit den Bestand aufzeigen.

Die Setzung der Türme lehnt sich an bereits bestehende Strukturen an und definiert in Zusammenspiel mit den bestehenden Bauten neu Zwischenräume. Durch die Höhe der Türme, wird eine Maximalhöhe der Gebäude definiert und gewährleistet einen sensiblen Umgang mit der umliegenden Bestand.
Der Bezug der Zwischenräumen sowie die Kommunikation der verschiedenen Wohnbauten untereinander ist ein wichtiger Punkt im städtebaulichen Entwurf. Das Leben soll sich im Hof und den gemeinschaftlichen Genutzten Aussenbereich abspielen. Die Lauben werden zum Hofgerichtet und fungieren als Gesicht der gebauten Masse.

Das Quartier identifiziert sich neu durch die Möglichkeiten des Selbstausbaus, was das heterogene Stadtbild widerspiegelt. Durch den Stufenartigen Ausbau werden neue Zeitspuren der Belgrader Architektursprache geschaffen und gefördert.

Beurteilung durch das Preisgericht

«Was macht eine Stadt aus?» – dies fragten sich die Verfasser der Arbeit Kula 5-9, Beograd. Mit einem liebevollen Wimmelbild beantworten sie diese städtebauliche Aufgabenstellung in einer faszinierenden und überzeugenden Industrieästhetik. Die Projektverfasser waren auf architektonischer Spurensuche in einer fremden, vielschichtigen und kriegsversehrten Stadt und liessen sich dadurch inspirieren. Den Studenten zufolge scheint die zu bearbeitende Parzelle im «angesagten» Dorćol Quartier eine «nicht allzu grosse Baukultur» aufzuweisen. Durch diesen Mangel an wertiger Bausubstanz und der Nähe zum Industriequartier Vračar werden in der befreienden Fremde alltägliche Sehgewohnheiten aufgegeben. Den spröden, unperfekten Charme ehemaliger Nutzbauten erkennen die Studenten als Qualität des zukünftigen Erscheinungsbilds des Quartiers. Der Entwurf greift auf die Typologie industrieller Bauten zurück. Fünf multifunktionale Erschliessungstürme auf dem Areal bilden das Grundgerüst für Möglichkeitsräume und einem dauerhaften Transformationsprozess der Marke «Eigenbau». Die Studenten illustrieren plausibel, wie die offenen Strukturen aus Stahl und Holz von den zukünftigen Nutzern und späteren Bewohnern stufenartig ausgebaut werden können. Auch wenn die Wohnungsgrundrisse in ihrer Struktur gegensätzlich zum Skelettbau der Türme wirken, und man den Aufbau von konventionell «schweizerischen» Mietbauwohnungen darin erkennen kann: Die Entwerfer von Kula 5-9, Beograd zeigen, dass aus einer vielfältigen, kleinteiligen und feinfühligen Analyse ein sorgfältiges und auch ganzheitliches Konzept entstehen kann, an welchem man gerne weiter- und auch mitdenken würde.
Modellfoto

Modellfoto

Modellfoto

Modellfoto

Axonometrie Übersicht

Axonometrie Übersicht

Erdgeschoss

Erdgeschoss

Axonometrie Turm

Axonometrie Turm

Axonometrie Turm

Axonometrie Turm