Deutscher Bauherrenpreis 2022

Das gemeinschaftsorientierte Bauvorhaben „erlebnisreich wohnen“ steht unter der Prämisse Wohnraum zu schaffen, der Begegnungen und ein Miteinander der Bewohner fördert. In der Umsetzung steht dabei eine anspruchsvolle, hochwertige und nachhaltige Architektur im Vordergrund.

Der Baukörper ist in mehrere Häuser unterteilt, die sich um ein gemeinsam genutztes Atrium gruppieren. Dadurch integriert er sich in die Nachbarbebauung aus Einfamilien- und Reihenhäusern. Auf dem Laubengang, über den alle Wohnungen erschlossen werden, werden Bereiche der Begegnung ausgebildet. In den Häusern befinden sich 28 Wohneinheiten mit einer Wohnfläche von jeweils 33 – 100 m², ein Gemeinschaftscafé, als auch ein Hausverwaltungsraum der Baugruppe. Das Bauprojekt wird als Holzmassivbau [Wände und Decken aus Brettsperrholz] ausgeführt. Die Fassadenbekleidung

ist eine vertikale Nut-Feder-Verschalung.

Im Besonderen ist zu erwähnen, dass 28 Modulbäder in der Halle vorproduziert und inklusive gefliestem Boden und Wände, Fußbodenheizung, Sanitärgegenständen, Armaturen und Sanitärleitungen auf die Baustelle geliefert wurden. Durch diesen hohen Grad an Vorfertigung konnte die Bauzeit reduziert werden. Die Bäder sind, bis auf kleinere Unterschiede wie z.B. einem gedrehten Grundriss, oder einer zusätzlichen Tür, gleich. Das Bauvorhaben hat vorwiegend für diese Modulbäder eine Förderung durch den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung erhalten.

Durch die Lage am Hang steht das Gebäude auf einem Sockel aus Stahlbeton, welcher im Norden ebenerdig anzufahren ist und im Süden unter der Geländeoberkante liegt.

Themen wie Nachhaltigkeit und Ästhetik der Einfachheit werden hier in allen Ebenen durchdekliniert. Das bezieht sich auf die Materialwahl, die Konstruktion, das Fügen der Bauteile, die Schnittstellenminimierung und die Anlagen- und Heizungstechnik. Nicht nur der architektonische, sondern auch der soziale Aspekt, der hinter dem Bauvorhaben steht, ist vorbildlich und stellt ein richtungsweisendes Beispiel für die Zukunft des modernen Wohnens dar. Bereits während der Bauphase wirkt das nachhaltige und ökologische Gemeinschaftsdenken der Baugruppe in die Nachbarschaft hinein.

Der Neubau liegt mitten im Einfamilienhausgürtel rund um Balingen. Drei Riegelbauten sind so Rücken an Rücken gesetzt, dass ein dreieckiges Atrium entsteht, welches von einer Laubengangerschließung gesäumt wird. Der prägende Leitgedanke der Gemeinschaft wird so auch räumlich erlebbar. Den Bewohnerinnen und Bewohnern bietet sich im Atrium und auf den Laubengängen die Möglichkeit zur Interaktion und zur gegenseitigen Nachbarschaftshilfe. Zwischen dem gemeinschaftlich genutzten Atrium und den nach außen liegenden privaten Wohnräumen sind die vorgefertigten Sanitärzellen und Nebenräume angeordnet. Das gesamte Ensemble wurde überwiegend in Holzbauweise ausgeführt. Das Holz bleibt weitestgehend sichtbar und senkt durch das Prinzip „Rohbau gleich Ausbau“ die Baukosten.

„erlebnisreich wohnen“ zeigt beispielhaft, wie sich eine Gemeinschaft von Bewohnerinnen und Bewohnern, über das Organisatorische hinaus, zukunftsgerichtet entwickeln kann. Das Projekt bietet eine wohltuende Alternative zur Vereinzelung des umgebenden Einfamilienhausgebietes.