Award / Auszeichnung | 09/2022
Landesbaupreis Mecklenburg-Vorpommern 2022
©Stefan Müller
Ansicht Straßenseite, dem Schloss zugewandt
Um- und Ausbau des ehemaligen Offizierskasinos
DE-19053 Schwerin, Johannes-Stelling-Straße 19
Gewinner | Innenarchitektur
KIRSTEN SCHEMEL ARCHITEKTEN BDA
Architektur
Architektur
TGA-Fachplanung
Ingenieurgesellschaft Dr. Apitz mbH
Tragwerksplanung
TGA-Fachplanung, Bauunternehmen
Leumann & Busmann Metallbau GmbH
Fassadenplanung, Bauunternehmen
Dörnhöfer Stahl-Metallbau GmbH & Co. KG
Bauunternehmen
sonstige Fachplanung
Projektdaten
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Gebäudetyp:
Büro-, Verwaltungsbauten; Denkmäler, Gedenkstätten, Innenräume, Möblierung
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Projektgröße:
keine Angabe
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Status:
Realisiert
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Termine:
Baubeginn: 04/2015
Fertigstellung: 08/2019
Projektbeschreibung
Das Gebäude war zu Beginn des Vorhabens bereits dem Verfall preisgegeben und befand sich in einem desaströsen Zustand. 2012 werden das Kasernengelände und das Casino jedoch Teil der Antragstellung zur Aufnahme in die Vorschlagsliste zum Unesco Weltkulturerbe für das "Schweriner Residenzensemble – Kulturlandschaft des romantischen Historismus“. Zu diesem Zeitpunkt erwarb der Bauherr das Grundstück.
Seitdem hat eine konzeptionelle Metamorphose oder Re-Kreation eines „inszenierten malerischen Bildern“ in Bezug auf die Schlossachse stattgefunden.
In dem denkmalgeschützten Bestandsgebäude und einem notwendigen neuen Dachaufbau sollten Arbeitsplätze und Konferenzbereiche für das Headquarter der HN Holding GmbH entstehen. Der neue Dachaufbau sollte Hüllflächen aus kupfern schimmerndem Metall und reflektierendem Glas erhalten und damit ein phänomenales Oberflächenthema des Schlossdaches subtil aufnehmen.
Beim einsturzbedrohten Altbau sollte ausschließlich die unter Denkmalschutz gestellte Substanz: Die Ziegelfassaden mit ihren zeittypischen Terrakotten und Formsteinen, die straßenseitigen Originalteile der schmiedeeisernen Zaunanlage, die Granittreppenhäuser und die Eisenspindeltreppe ins Belvedere des Turms, Aussentüren, Innentüren zu den Treppenhäusern und exemplarische Fenster denkmalgerecht saniert und partiell rekonstruiert werden.
Im ehemaligen Kasino wurden in den drei Hauptgeschossen fast alle Wände quer zur Sichtachse auf das Schloss und den Garten entfernt, sodaß man beinahe von jedem Arbeitsplatz und vor allem aus den Kommunikationszonen Anteil am Licht und am malerischen Bild auf das Schlossensemble nehmen kann.
Zwischen den erhaltenswerten Treppenhäusern mit massiven Granittreppen und filigraner Eisenspindeltreppe in das Belvedere des Turms spannt sich nun hinter historischen Türen ein neuartiges, transparentes Raumkontinuum, das in seiner Materialisierung aus
Glaswänden, dunklen eichengetäfelten Raumobjekten, weiss geöltem Eichenparkett,
sandfarbenem Terrazzo und passenden Filtern aus Kvadrat-Stoffen aus Wolle und Leinen
eine Atmosphäre von Klarheit, Licht und Zeitlosigkeit generiert.
Im zurückspringenden Neubau des Daches können von jedem Büro aus Terrassen mit Ausblick in die Landschaft betreten werden. Die neue Geometrie der multipel gefalteten Dachfläche erzeugt in der Fernwirkung eine der Originalsituation angelehnte Dach-Silhouette.
Die grosse Grundstücksfläche als Alter Ego des Schlossgartens wurde mit Haupt- und Nebenzufahrt, notwendigen Stellplätzen und Grünflächen parkartig angelegt.
Die aufwendig restaurierten und zu neuer Aura gebrachten repräsentativen Fassaden
des ehemaligen Kasinos mit ihren kleinteiligen Terrakotten und Zierelementen in Verbindung mit der minimalistisch-modernen neuen Dachkubatur und im poetischen Dialog mit Schloss und Schlossgarten als „geborgter Landschaft“ inszenieren die Qualitäten des Ortes zu einer einzigartigen architektonischen Visitenkarte für den Bauherrn und für die Stadt Schwerin.
Beurteilung durch das Preisgericht
©Johannes Belz
Ansicht aus dem Garten des Schweriner Schlosses
©Stefan Müller
Ansicht Straßenseite, aus der Auffahrtsituation
©Kirsten Schemel
Dachneubau mit spiegelnden Fassaden und Metallhaut
©Stefan Müller
Kommunikationszone im EG
©Stefan Müller
Bistro im EG
©Stefan Müller
Konferenzsaal im ehemaligen Speisesaal des Offizierskasinos