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Award / Auszeichnung | 09/2022

Beispielhaftes Bauen Hohenlohekreis 2016-2022

Dorfgemeinschaftshaus Ingelfingen

DE-74653 Ingelfingen-Hermuthausen, Eschenstraße 10

Auszeichnung

Knorr & Thiele Architekten

Architektur

Stadt Ingelfingen

Bauherren

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Kultur-, Veranstaltungsgebäude

  • Projektgröße:

    keine Angabe

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Fertigstellung: 07/2021

Projektbeschreibung

Historie
Das Hermuthäuser Schulgebäude wurde nach dem 2. Weltkrieg mit einem Längsbau erweitert, der durch einen Zwischenbau mit dem Schulhaus verbunden wurde. Um die Toiletten im Zwischenbau zu erreichen, musste jeweils das Gebäude verlassen werden. Nach der Schließung der Schule in Hermuthausen wurde das Gebäude zunächst als Kindergarten für die Ortschaft genutzt, später wurden die Räume von der evangelischen Kirchengemeinde und Vereinen genutzt.

Aus alt mach neu
Der nicht mehr zeitgerechte Längsbau sollte saniert werden, die Bausubstanz ließ eine wirtschaftliche Weiternutzung jedoch leider nicht zu. Auch wären einige funktionale Mängel unabänderbar geblieben. So wurde die Idee eines Neubaus samt Anbau geboren. Die städtebauliche Typologie und Körnung wurden dabei übernommen.

Zwischen den Hauptgebäuden „Altes Rathaus“ und „Dorfgemeinschaftshaus“ erstreckt sich nun ein transparenter Verbindungsbau mit zurückhaltendem Volumen, der gleichzeitig als offenes Bindeglied zwischen Eingangshof und Spielplatz dient. Eine großzügige Eingangsüberdachung empfängt die Besucher. Der Sanitärtrakt im Verbindungsbau ist von beiden Gebäudeseiten gleichberechtigt erschlossen und separat nicht nur vom Hofbereich, sondern auch vom Garten bei Außenveranstaltungen nutzbar.

Der multifunktionale Saal im neuen Dorfgemeinschaftshaus öffnet sich durch transparente Glasfassaden sowohl in den Hof als auch in die Grünzone. Der offene Dachraum trägt ebenfalls zum großzügigen Raumgefühl bei. Die Beleuchtung inszeniert das Raumvolumen und lässt sich den jeweiligen Nutzungen mit unterschiedlichen Lichtstimmungen anpassen. Es entstanden maßgeschneiderte Räumlichkeiten für die große Theaterleidenschaft in Hermuthausen. Als Bühne und Herzstück des Saals dient der eingestellte schwarze Kubus mit rotem Bühnenvorhang. Mit 126 Sitzplätzen (bei Tischbestuhlung) steht ausreichend Platz für Besucher zur Verfügung. Bei Theateraufführungen wird der dahinter liegende Lagerraum Backstage als Umkleide und Requisitenlager benutzt. Ansonsten bietet er sich als Tisch- und Stuhllager an.

Darüber befindet sich im Obergeschoss die Heizungs- und Gebäudetechnik. Eine umweltfreundliche Pelletheizung mit nachwachsenden Rohstoffen sorgt in der kalten Jahreszeit für wohlige Wärme. Für das leibliche Wohl und einen guten Tropfen aus der Region kann dank der großzügigen Küche mit Vorratsraum und des Ausgabebereichs bestens gesorgt werden. Der Versorgungstrakt kann sowohl vom Saal als auch vom Foyer genutzt werden, über welches die Außenbereiche versorgt werden können. Ein Geräteraum bietet den notwendigen Platz für Sportgeräte. Von hier erschließt sich eine zweite Ebene über dem Küchentrakt, auf welcher die Lüftungsanlage installiert ist. Das Gebäude wird über diese mit Frischluft versorgt, welche in der kalten Jahreszeit über Wärmerückgewinnung vorerwärmt wird. Die teilweise sichtbaren Installationskanäle sorgen im Saal für eine gleichmäßige Verteilung von Frischluft.

Der Außenbereich gliedert sich in unterschiedliche Nutzungsbereiche: Zum einen umfassen die drei Gebäudeteile den zentralen und neu gestalteten Eingangshof, auf welchem auch notwendiger Parkraum geschaffen wurde. Zum anderen wurde der Grünbereich und Spielplatz für die Mehrzwecknutzung und die Dorfgemeinschaft als zugehörige Aufenthaltsfreifläche aktiviert.

Konstruktion
Die massiven Anbauten erhielten eine Putzfassade. Großzügige Glasfassaden mit dreifach Verglasung sorgen für Licht und Transparenz. Der neue Längsbau erhielt ein ortstypisches steiles Satteldach mit naturroten dörflichen Doppelmuldenfalz-Ziegeln (Scheunenziegeln) und einem zimmermannsmäßigen Holzdachstuhl. Die Besonderheit dabei: Der offene Dachstuhlbereich im Saal.

Die statisch notwendige Stahlkonstruktion versteckt sich in der Dachkonstruktion. Lediglich das als Zugband fungierende Stahlseil lässt die Notwendigkeit einer freien Tragstruktur erahnen. Fußbodenheizflächen sorgen für gleichmäßige Wärme und vermeiden störende Heizkörper.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Bau drückt von außen Ruhe und Klarheit aus und passt sich gut der ländlichen Formensprache an. Der schlichte und solide konzipierte Baukörper öffnet sich zum vorgelagerten Dorfplatz mit einer Glasfront und einer zurückgenommenen Putzfassade. Der neue Verbindungsbau zum ehemaligen Schulhaus besticht mit unerwartetem Ambiente. Ein durchdachtes Farb- und Materialkonzept wirkt einladend, auch in Verbindung mit der detaillierten Beleuchtung. Im Festsaal ist der Baukörper bis zum Giebel sichtbar, ein gelungener Tribut an die ländliche Bauweise. Eine kleine Bühne erinnert nicht nur sofort an Kasperletheater, sondern wurde tatsächlich explizit für die weithin bekannten Puppenspieler von Hermuthausen integriert. Innen- und Außenräume lassen sich hervorragend zu einer interaktiven Fläche verbinden – ein bestens für Feste geeignetes Dorfgemeinschaftshaus.