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Award / Auszeichnung | 09/2022

Beispielhaftes Bauen Hohenlohekreis 2016-2022

Scheune findet Freund – Umbau von Scheunen zum Wohnhaus

DE-74676 Niedernhall, Hintere Gasse 22, 24, 26

Auszeichnung

Architekt Schimmel

Architektur

steinbach schimmel architekten

Architektur

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Wohnungsbau

  • Projektgröße:

    keine Angabe

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Fertigstellung: 07/2019

Projektbeschreibung

Niedernhall liegt im Hohenlohekreis südlich des Kochers. Heute wird die umliegende Landschaft vom Weinbau geprägt. Der Stadtkern aus dem Mittelalter fällt durch Holzfachwerkbauten und eine historische Stadtmauer auf und steht aufgrund dessen gesamtheitlich unter Denkmalschutz.

Das Landesamt für Denkmalpflege engagierte sich unter dem Motto „Scheune sucht Freund“ für die Umnutzung von Scheunenensembles in der historischen Altstadt von Niedernhall. Manifestiert wurde ein „Freund“ mit der Familie Beck. Sie haben im Rahmen der Umbaumaßnahmen einen Entwurf durch das Architekturbüro Schimmel für ein Wohngebäude einer jungen Familie erhalten.

Die Aufgabe war es, aus drei Scheunen ein Wohnhaus zu schaffen und dabei das Gesamtbild im Stadtbereich zu wahren. Die Materialien wurden im Originalzustand belassen. Durch die vorgegebene Balkenlage der drei Scheunen wurden die Geschossebenen vorgegeben. Zur optimalen Belichtung der Wohnräume wurde das Dach mit Dachgauben ausgebaut.

Der Gebäudezugang öffnet sich zur urbanen Seite mit einer großflächigen Verglasung. Das mittlere der drei ehemaligen Scheunentore wurde durch ein Fensterelement ersetzt und lässt die Erschließungstreppe von außen erkennen. Nebenräume des Gebäudes ordnen sich entlang der Stadtmauer an, welche an der Rückseite des Gebäudes liegt. Über die Treppe gelangt man in den Wohnbereich im Obergeschoss mit freier Sicht auf das Fachwerk der ehemaligen Scheune. Um im Alter die Barrierefreiheit zu gewährleisten, wurde ein Aufzugsbereich vorgesehen.

Die zwei Scheunenteile im Obergeschoss wurden in Nutzungsbereiche unterteilt. In Haus 1 befindet sich Wohnen, Küche, Essbereich und eine Terrasse. Das Haus 2 beherbergt die Schlafräume und das Badezimmer. Es ist auch vorab im Grundriss die Möglichkeit der späteren Teilung in zwei Wohnungen vorgesehen. Von beiden Teilen gelangt man auf die Dachterrasse, welche einen Blick über die Stadtmauer ermöglicht und trotzdem einen geschützten Rückzugsort schafft.

Durch das private Engagement der Familie Beck in Zusammenarbeit mit dem Architekturbüro konnte das historische Stadtbild beibehalten werden.

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Motto des Denkmalamtes „Scheune sucht Freund“ hat sich die „gefundene“ Bauherrschaft mutig zu Herzen genommen. Im Dialog mit dem Denkmalamt gelang es beispielhaft, aus drei Scheunen ein Wohnhaus zu schaffen. Die Struktur und Kubatur der ehemaligen Scheunen sind außen und innen noch gut ablesbar, die Materialien original belassen. Die Balkenlagen geben die Geschossebenen vor und das Ständerwerk bleibt sichtbar. Zwei Dachterrassen mit hoher Aufenthaltsqualität verbinden die Scheunen miteinander. Bei Bedarf können auch zwei unabhängige Wohneinheiten gebildet werden. Gauben fanden die Zustimmung der Denkmalpflege und belichten das ausgebaute Dach optimal. Der Bauherrenfamilie ist es dank der eigenständigen und positiven Auseinandersetzung mit dem Denkmal gelungen, Akzente zu setzen – der Spagat zwischen Historie und moderner Wohnkultur ist hier vorbildlich geglückt.