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Award / Auszeichnung | 10/2022

Architekturpreis des Landes Sachsen-Anhalt 2022

Kunstmuseum im Kloster unser Lieben Frauen

DE-39104 Magdeburg, Regierungsstraße 4-6

Auszeichnung

Hartkopf Architektur

Architektur

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Architektur

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Denkmäler, Gedenkstätten; Museen, Ausstellungsbauten, Sakralbauten

  • Projektgröße:

    keine Angabe

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Fertigstellung: 02/2012

Beurteilung durch das Preisgericht

Ein Ort für Musik und Kunst. Vor fast 1.000 Jahren wurde der Grundstein für die Klosterkirche St. Marien gelegt. 100 Jahre später baute der Hl. Norbert von Xanten die ganze Anlage zum Prämonstratenserkloster aus. Es folgten Jahrhunderte des geistlichen Lebens. Mit der Reformation begannen die Glaubenskämpfe und die Säkularisierung. Das Kloster wurde mehrfach durch Kriegsschäden zerstört und umgenutzt – von der Schulnutzung bis schlussendlich zum Lazarett. Alldem trotzte die Klosteranlage und gehört, neben dem Dom zu Magdeburg, zu den bedeutendsten mittelalterlichen Architekturdenkmalen der Stadt.
Heute befindet sich in der ehemaligen Klosteranlage das Kunstmuseum der Stadt Magdeburg. Bereits ab 1976 erfolgte, nach grundlegender Sanierung und Umgestaltung, die Nutzung der Kirche als Konzerthalle. Seither ist es ein kultureller, lebendiger Ort für Musik und Kunst.

Mit der jetzigen Sanierung und Umgestaltung wurde der letzte große Kriegsschaden beseitigt. Der Fokus lag bei der aktuellen Überarbeitung der Krypta sowie der öffentlichen Erschließung der Norbertgrabgelege, was eine Überhöhung der Vierung zur Folge hat. Der Chor erhielt ein neues Gewölbe, die Westempore wurde den Besuchern zugänglich gemacht.

Den Architekten gelingt es auf besonders sensible Art und Weise, ganz selbstverständlich weiterzubauen, zu interpretieren, das Neue mit dem Alten zu verknüpfen, die Seele des Ortes und seine schlichte und wohltuende Atmosphäre zu bewahren. Es ist die hohe Kunst des sich Zurücknehmens, den Respekt vor dem Bestand zu wahren, gleichwohl eine zeitgemäße Antwort auf die heutigen Bedürfnisse zu geben. Der Spagat zwischen dem Einsatz von mittelalterlichen Handwerkstechniken der Bauhütten sowie zeitgemäßer Technik ist sehr gelungen und spricht von einer hohen und exzellenten Handwerkskunst.

Die teilweise wieder sichtbargemachten Raumsequenzen und Orte zeugen von einer räumlichen, teilweise unerwarteten, architektonischen Qualität sowie Feinheit in Materialwahl und Detailierung. Die baulichen und vielen anderen technischen Anforderungen, die eine Nutzung für eine Konzerthalle mit sich bringt, wurden zugunsten eines asketischen Innenraums zum großen Teil unsichtbar integriert. Die wenigen neuen Materialien, wie geschmiedete Handläufe, Eichenbelag auf Wendeltreppen und der Westempore sowie der vollständig neu eingebrachte Estrichboden mit Stufenanlage über der Vierung, überzeugen in Materialwahl, Qualität und Farbigkeit.

Die neuinterpretierten Fenster mit Überfangmalerei auf gesenktem Glas lassen das Licht nun tief in den Kirchenraum einfallen und tauchen ihn in eine atemberaubende ruhige Atmosphäre voller Eleganz und Schlichtheit.

Die Umgestaltung der ehemaligen Klosterkirche schafft einen Ort, an dem Historie und Gegenwart harmonisch zusammenkommen, stilsicher gestaltet im Duktus der klösterlichen Schlichtheit mit seinen natürlichen Materialien. Dem Vorhaben gelingt ein sensibles und zeitgemäßes Weiterbauen, was ganz selbstverständlich weiter Geschichte schreibt und die alten Mauern weiter zum Klingen bringt.