Award / Auszeichnung | 10/2022
10. Architekturpreis Südtirol 2022
©Samuel Holzner
Produktionshalle, Kellerei St. Michael Eppan
IT-39057 Eppan, Umfahrungsstrasse 17-19
Gewinner / Tourismus und Arbeit
Architektur
Architektur
Projektdaten
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Gebäudetyp:
Gewerbe-, Industriebauten
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Projektgröße:
keine Angabe
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Status:
Realisiert
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Termine:
Baubeginn: 01/2018
Fertigstellung: 01/2020
Beurteilung durch das Preisgericht
Neu- und Weiterbau einer Kellerei gehören in Südtirol fast zum architektonischen Standard-Repertoire. Die Herausforderungen sind groß, da der Flächenbedarf meist massiv und der Kontext -Historie, Altbau, Dorf, Landschaft- demgegenüber beschränkend ist. Doch zahlreich sind die Beispiele von Volumina, die ohne entsprechende Rücksicht platziert werden, dem Motto folgend, dass wirtschaftliches Kalkül prioritär sei.
Argumentiert wird meistens, es handle sich lediglich um Zweckbauten, die sich keiner architektonischen Debatte zu stellen haben. Alle Aufmerksamkeit richtet sich dann auf den ‚Publikumsteil‘, hier wird mit allen Möglichkeiten Spektakuläres ersonnen. Dieses Phänomen ist nicht auf Südtirol beschränkt und anderswo noch weitaus drastischer zu erleben.
Dass es auch anders geht, beweisen Walter Angonese mit Flaim Prünster Architekten. Mit kluger Strategie wird der Erweiterungsbau mit 40 000 m3 direkt im Anschluss an die historische Kellerei errichtet, ein Grossteil davon unter der Erde, ganz im Sinne des Betriebskonzepts, das auf die Mithilfe der natürlichen Schwerkraft im Bearbeitungsprozess setzt.
Die Umsetzung erfolgt äusserst gekonnt und mit unvermuteter Nonchalance. Das Ergebnis ist mehr als angemessen, gezielt gesetzte Irritationen stimulieren die Wahrnehmung. Die Balance zwischen notwendiger Perfektion und spielerischer Leichtigkeit gelingt bravourös, auch durch die Beiträge von Manfred Alois Mayr.
Am Tage der Besichtigung waren die Fassaden und deren Öffnungen mit grünen Kunststoff-Kisten zur Gänze verstellt, eine präzise und ästhetisch ansprechende Installation zur Vorbereitung einer Tanzveranstaltung, wie uns erklärt wurde. Das zwang uns zwar die ursprüngliche Raumwirkung zu imaginieren, allerdings machte es uns auch bewusst, wie großartig das Gebäude im kulturellen Kontext funktionieren kann!
©Samuel Holzner