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Award / Auszeichnung | 03/2023

Aus­zeich­nung Vor­bild­licher Bauten im Land Hessen 2023

Wilhelm-Arnoul-Schule

DE-64546 Mörfelden-Walldorf, Waldstraße 96

Shortlist im Bereich sozialer Infrastrukturen

Opus Architekten

Architektur

Kreisausschuss des Kreises Groß-Gerau

Bauherren

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Schulen

  • Projektgröße:

    6.700m² (geschätzt)

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Fertigstellung: 01/2023

Projektbeschreibung

Die Wilhelm-Arnoul-Schule ist eine Grundschule in Mörfelden-Walldorf, die an ihre Kapazitätsgrenze gekommen war und nicht mehr den aktuellen sozialen, energetischen und pädagogischen Anforderungen entsprach. Als weiters Ziel wurde eine nachhaltige und klimaneutrale Bauweise formuliert.

Durch die Umstellung auf ein neues Lehrkonzept mit inklusiven Jahrgangsclustern und multifunktionalen Gruppenräumen wurden darüber hinaus auch veränderte Lernräume erforderlich. Die Wilhelm-Arnoul-Schule wurde daher nicht nur um zusätzliche Klassenräume, Mensa, Aula und Ganztagsbereiche erweitert, sondern barrierefrei mit modernen Jahrgangsclustern 5-zügig ausgebaut, in denen auch die Integration von Kindern mit Behinderungen sowie von Migrations- und Flüchtlingskindern bestmöglich gelingen kann.

Das bestehende, 2-geschossige Atriumgebäude von 1962 wurde umgebaut und saniert.
Die ebenso so schönen wie robusten Klinkerwände und Werksteinbeläge in den Fluren und Treppenaufgängen konnten erhalten werden. Sie wurden im Rahmen der Sanierung z.T. freigelegt, gereinigt und teilweise ergänzt. Auf diese Weise konnten Ressourcen und Materialien weiter genutzt werden, die sowohl ästhetisch, als auch langlebig und pflegeleicht sind und somit im besten Sinne nachhaltig.

Neben dem quadratischen Bestandsbau wurde an der Ostseite ein annährend gleich großer Neubau mit einem kleinen Innenhof in klimafneutraler, materialsparender Holzrahmenbauweise ergänzt.

Zwischen den beiden Gebäuden vermittelt eine neue, ebenfalls in Holzbau errichtete Halle, die den Eingang markiert und das Herz der Schule bildet. Hier befindet sich die multifunktionale, 2-geschossige Aula sowie Spiel-, Lese- und Aufenthaltsbereiche. Die Sitzstufentreppe verbindet die beiden Geschosse miteinander und bildet gleichzeitig eine Basis für viele Veranstaltungen. Ein seitlich angeordneter Aufzug gewährleistet die barrierefreie Erschließung von Alt- und Neubau.

Die drei Gebäudeteile bilden eine kompakte, städtebaulich und funktional schlüssige Einheit. Sie begrenzen das Schulgrundstück an der Waldstraße, Ecke Ludwigstraße nach Norden. Südlich davon erstreckt sich der großzügige und durch die Gebäudesetzung geschützte Schulhof mit zahlreichen Spiel- und Bewegungsangeboten sowie einem Übungsparcours für die Verkehrserziehung und das Einüben des Fahrradfahrens im öffentlichen Raum.

Im Altbau befinden sich im EG die Bereiche für Verwaltung und Lehrpersonal sowie die Mensa, die direkt an die Halle anschließt, und die Küche. Im OG sind alle Fachräume, das Ganztagsbüro sowie ein neuer Cluster für Vor- und Förderklassen eingerichtet.

Im Neubau sind alle Klassenräume in vier überschaubaren Jahrgangsclustern mit je fünf Klassen untergebracht. Jeder Cluster verfügt - einer Wohnung vergleichbar - über einen eigenen Eingang, eigene WCs und Garderoben, Küche, Lehrerstützpunkt sowie einen zentral angeordneten Multifunktionsbereich, der bei Bedarf mittels akustisch wirksamer Vorhänge in Lernzonen und Rückzugsorte unterteilbar ist.
Die Übergänge sind fließend, das Konzept sieht offene Türen sowie Sichtbezüge zwischen den einzelnen Bereichen vor. Wichtig dabei sind hochwirksame, in die Hohlkastendecken integrierte Akustikelemente.
Die Organisation in überschaubaren Einheiten unterstützt nicht nur das pädagogosche Konzept, sondern bietet auch bessere Orientierungs- und Identifikationsmöglichkeiten, fördert die Gemeinschaft und die Eigenverantwortung.

Der Neubau ist mit einer Nut- und Federschalung sowie senkrechten Lisenen aus Lärchenholz verkleidet, das mit einer nachhaltigen Lasur langlebig geschützt ist. Die Lisenen strukturieren in einem wiederkehrenden Rhythmus (a + b = c) die Fassaden, begrenzen seitlich die Fenster und Öffnungsflügel und nehmen die Wetterschutzlamellen vor den Nachtauskühlungsflügeln sowie vor den Frisch- und Fortluftöffnungen der Lüftungsanlage auf.

Die Wilhelm-Arnoul-Schule ist an das vorhandene Nahwärmenetz mit Biomasse-BHKW (KWK) angeschlossen. Für den Neubau wurde eine Lüftungsanlage mit hocheffizienter Wärmerückgewinnung installiert.

Da aus Kostengründen auf einen Keller verzichtet wurde, mussten Teile der Haustechnik, darunter die Lüftungsanlage auf dem Dach des Neubaus errichtet werden. Frei stehend hätten sie jedoch gravierende Nachteile gehabt - nicht nur gestalterischer Art, sondern auch was Kosten, Energieverbrauch und Wartung anbelangt. Daraus ergibt sich die geneigte Dachform.
In dem schrägen Dachraum, der gleichzeitig einen Klimapuffer bildet, konnten Lüftungsgeräte, Technikzentrale und Kanäle ohne Beeinträchtigung der darunter liegenden Klassenräume und ohne anfällige Dachdurchdringungen untergebracht werden. Auch der Luftaustausch kann hier ohne Dachaufbauten einfach über die Fassaden erfolgen.
Das geneigte Dach hat darüber hinaus Vorteile bei der Entwässerung und auch die Photovoltaik konnte vollflächig verschattungsfrei montiert werden.

Wie das Bauwerk selbst, erfolgte auch der gesamte Innenausbau aus Holz. Holzoberflächen schaffen durch ihre angenehme, warme Optik und Haptik nicht nur eine beruhigende und konzentrationsfördernde Atmosphäre, sondern wirken sich auch positiv auf das Raumklima und das Wohlbefinden und somit auf die Gesundheit aus. Als hygroskopisches Material kann Holz Feuchtigkeit aufnehmen und wieder an seine Umgebung abgeben und somit Schwankungen in der Luftfeuchtigkeit ausgleichen und das Raumklima auf natürliche Weise regulieren. Darüber hinaus wissen wir aus Erfahrung, dass Holzoberflächen sehr robust im Gebrauch sind und im allgemeinen auch pfleglicher behandelt werden als z.B. weiß verputzte Wände, die in intensiv genutzten Gebäuden innerhalb kurzer Zeit verschmutzen.

Um sommerlicher Überhitzung entgegen zu wirken, wurden Laubbäume als natürlich kühlende Schattenspender vor der Süd- und Ostfassade gepflanzt. Das Gebäude ist mit Senkrechtmarkisen und Nachtauskühlungsflügeln ausgestattet. Die effektive Querlüftung wird dabei über den Innenhof durch die Offenhaltung der Klassenraumtüren erreicht.
Thermisch wirksame Masse wurde in Form von schweren, auch als Schwingungsdämpfer dienenden Schüttungen und Einlagen in den Hohlkastendecken, Estrichbelägen und zusätzlicher Masse in den Zwischenwänden in den Holzbau integriert.