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Award / Auszeichnung | 08/2023

Auszeichnung Gutes Bauen 2023

Siedlung Hirtenweg

CH-4125 Riehen, Hirtenweg 4/14/22/24

Auszeichnung

Kanton Basel-Stadt

Bauherren

HARRY GUGGER STUDIO

Architektur

Fontana Landschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

ERNE AG Holzbau

Tragwerksplanung

Gruner AG

Bauingenieurwesen

Kalt + Halbeisen Ingenieurbüro AG

TGA-Fachplanung

R+B Engineering AG

TGA-Fachplanung

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Städtebauliche Projekte, Wohnungsbau

  • Projektgröße:

    keine Angabe

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Baubeginn: 01/2018
    Fertigstellung: 01/2022

Projektbeschreibung

Das Projekt Hirtenweg ist das Resultat eines 2018 vom öffentlichen Bauträger Immobilien Basel-Stadt ausgeschriebenen Gesamtleistungswettbewerbes für preisgünstigen Wohnraum.

Mit den Neubauten am Hirtenweg werden vorgefundene Qualitäten – wohnlicher Massstab, durchgrüntes Umfeld, nachbarschaftliche Nutzungen - in eine neue, dichtere Struktur überführt und weiterentwickelt.
Die Setzung der vier Bauten ergibt sich aus der Überschneidung von Abstandsflächen, dem Erhalt prägender Baumgruppen, optimaler Orientierung der Wohnungen, rationaler Erschliessungstypologie, der Nutzung bestehender Untergeschosse und der notwendigen Etappierung.

Dichtes Wohnen verlangt nach einer sorgfältigen Abstimmung von lebendiger Gemeinschaft und privatem Rückzug auf begrenztem Raum. Die Neubauten reagieren auf diesen Anspruch mit der klaren Zuordnung von öffentlichem und privatem Raum, belebten Erschliessungsbereichen und Rückzugsmöglichkeiten im Innen- und Aussenraum.

Die lockeren Wiesen der geschützten Böschungen setzen sich zukünftig auf dem Plateau fort. Heimische Stauden, Wildstauden und Sträucher gliedern den Raum in der Höhe und räumlichen Tiefe. Baumkronen – wo möglich der alte Bestand, wo baulich nötig, Ersatzpflanzungen - bieten im verdichteten nachbarschaftlichen Gegenüber Sichtschutz und im Garten Schatten. Es wird ein einladender Ort geschaffen welcher der baulichen Dichte willkommene Rückzugsorte entgegensetzt.

Jedes Gebäude ist durch ein leichtes Hochparterre von der Umgebung abgehoben und wird durch ein offenes Treppenhaus erschlossen von welchem beidseitig Lauben zu zwei bzw. drei Wohnungen führen. Die Lauben bieten vor den Treppen Bereiche für gemeinschaftliche Sitz- oder Spielgelegenheiten, vor den Wohnungseingängen hingegen Raum zur individuellen Aneignung.
Über eine Eingangsnische wird die Wohnung im Bereich der Wohnküche betreten. Die Fensterfront an der Laube kann nach Gusto mehr oder minder offen gestaltet werden. Der Einblick von der Laube reicht einzig in die Tiefe dieses ersten Raumes, der eigentliche Wohnbereich mit Loggia ist um eine Achse versetzt angeordnet und damit nicht einsehbar. Diagonale Sichtbeziehungen schaffen trotz der sehr kompakt organisierten Grundrisse räumliche Grosszügigkeit und einen intensiven Austausch mit dem Aussenraum.

Die Fassade übersetzt die Gebäudestruktur in ein filigranes und doch wirtschaftliches Raster. Brettschichtholzstützen tragen die Laubengänge und den schützend auskragenden Dachrand. Die Abrundung der Stützen zeichnet ein Säulenkapitell nach und verleiht den Gebäuden einen klaren Abschluss und im Zusammenspiel mit der kräftigen Farbgebung eine starke Identität .

Die Gebäude sind mit ihren Kellergeschossen so angeordnet, dass diese sich mit den Volumen bestehender Untergeschosse decken um das Aushubvolumen zu reduzieren und entsprechend Transportkosten und Emissionen wesentlich zu mindern. Um den Energieverbrauch möglichst gering zu halten wurden kompakte Volumen entwickelt deren Erschliessungsbereiche unbeheizt im Aussenraum angeordnet sind. Balkone und Lauben dienen neben dem Aufenthalt zusätzlich als Sonnenschutz.

Für die nachhaltigen und in kurzer Bauzeit zu erstellenden Gebäude wurde ab Oberkante Kellergeschoss die modulare Massivholzbauweise mit hohem und präzisem Vorfertigungsgrades, gutem Schallschutz und einer sauberen Trennung von Primär- Sekundär- und Tertiärstruktur gewählt. Die geringe Lärmemission dieser Konstruktionsweise und die kurze Bauzeit sind im Kontext der Bestandsbauten und der etappierten Erstellung von Vorteil.

Der erste der drei Bauten wurde von Mai bis Dezember 2020 erstellt und im Februar 2021 bezogen. 2021 wird der zweite, 2022 der dritte Bau fertiggestellt. Durch die etappierte Bauweise können die Mieter der zu ersetzenden Liegenschaften in den jeweils fertiggestellten Neubau ziehen und so vor Ort verbleiben.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Siedlung am Hirtenweg bietet ein überzeugendes Beispiel für bezahlbaren Wohnraum und sozial, wirtschaftlich und konstruktiv nachhaltiges Bauen. Die kostengünstige Holzmodulbauweise zeichnet sich durch eine identitätsstiftende rote Fassade aus und bietet qualitativ gute wie auch effiziente Wohnungsgrundrisse. Eine geplante Sanierung wurde zum Anlass für eine nachverdichtete Ersatzbebauung genommen. Dies unter der Prämisse eines behutsamen und effizienten Rückbaus bei gleichzeitig aufrechterhaltenem bewohntem Zustand. Die von den Architektinnen und Architekten mit einer Holzbaufirma entwickelte modulare Massivholzbauweise generiert neue innovative Lösungen und ermöglichte eine kurze Bauzeit durch die Vorfertigung der Holzmodule in der Produktion und das Zusammenfügen auf der Baustelle. Mit dem Ensemble der Gebäude und mit der Integration des Baumbestands öffnen sich gemeinschaftliche grüne Aussenräume, die die neue und die bestehende Bewohnerschaft vielfältig zusammenführen. Dieses Projekt ist eine sozial und ökologisch überzeugende Antwort auf die Frage nach verfügbarem Wohnraum durch modulares und ressourcenbewusstes Bauen.