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Award / Auszeichnung | 10/2023

BDA Architekturpreis Düsseldorf 2023

Hofgeflüster – Hinterhofbebauung im Herzen Düsseldorfs

DE-40210 Düsseldorf

Anerkennung

Buddenberg Tauchmann Architekten

Architektur

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Wohnungsbau

  • Projektgröße:

    keine Angabe

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Fertigstellung: 06/2022

Projektbeschreibung

AUFGABE

Zentral gelegen, bezahlbar und unkonventionell sollen die eigenen vier oder auch drei Wände sein! Ein bisschen Grün darf auch nicht fehlen! Die Nadel im Heuhaufen. Mitten in Düsseldorf wird der Bauherr fündig. Liebe auf den ersten Blick! Ein günstiges „Restgrundstück” im multikulturellen Flingern – ein hässliches Entlein mit viel Potential! Es bedarf viel Geduld, den politischen Willen der Nachverdichtung und die neue Bauordnung, um das Projekt realisieren zu können. Getreu nach dem Motto: Gut Ding will Weile haben.

STÄDTEBAU

Wie eine Enklave liegt das Grundstück im Hinterhof einer geschlossenen Blockrandbebauung, von der Straße nicht zu erahnen. Über eine schmale und lange Torzufahrt, die Teil des bestehenden Vorderhauses ist, gelangt man auf das verwinkelte hintere Grundstück.
Auf der anderen Seite angekommen, schlendert man zwischen hohen Gräsern und Schmetterlingswiese auf das dreigeschossige EFH zu. Um so wenig Fläche wie möglich zu versiegeln und sich städtebaulich zu integrieren, wurde in die Höhe geplant. Durch die Grenzständigkeit des östlichen Nachbargebäudes wurde das Baufeld indirekt vorgegeben.

ARCHITEKTUR

Auf dem Präsentierteller serviert? Weit gefehlt! Wir haben vorgesorgt! Überwiegend geschlossene Fassaden verwehren unerwünschte Einblicke der unmittelbaren Nachbarbalkone und verhindern zusätzlich in den besonders kühlen Jahreszeiten einen größeren Wärmeverlust. Die Wohnräume Richtung Süden öffnen sich hingegen mit einer raumgroßen Verglasung und schaffen so einen freien Blick auf den meist wilden und grünen Garten. Textile Behänge reduzieren bei warmen Temperaturen das Aufheizen der südlichen Innenräume und sorgen passend zum Schäferstündchen für die nötige Privatsphäre. Durch den Vorsprung der südlichen Fassade entsteht ein gemütlicher Außenbereich, der von den umliegenden Häusern nur schwer einsehbar ist. Mit der alten Ziegelmauer im Rücken lässt sich sogar im Winter die Terrasse gemütlich nutzen.

NACHHALTIGKEIT

Das Gebäude punktet neben der durchdachten Fassadengestaltung und der geringen Flächenversieglung mit weiteren Maßnahmen zur Nachhaltigkeit. Das Gebäude wurde über den gesetzlich vorgeschrieben Energiestandart ertüchtigt. Die Flachdachfläche wurde für Solarthermie genutzt. Ein weiterer Pluspunkt für Mutter Natur und den Geldbeutel: es konnte auf die Wärmedämmung der östlichen Fassade verzichtet werden. Auch der fehlende Keller spart wertvolle Rohstoffe, alternativ wurde ein gebrauchter Überseecontainer in den Garten gestellt, der als Fahrradgarage und Lager dient.

MATERIALITÄT

Außen hui, innen pfui? Nix da! Durch die Rohbauqualität der Betonwände sind tolle Farbnuancen entstanden, die gerade durch die durchgängig weiß verputzte Nachbarwand zur Geltung kommen. Klare Formen und eine ausgewählte Farbpalette prägen die Architektur. Die minimalistische Einrichtung des Bauherrn unterstreicht das Konzept. Der erdige Besenstrichputz der Außenfassade fügt sich in das Farbspektrum der alten Grundstücksmauern wunderbar ein. Neu und alt ergänzen sich in einem spannenden und harmonischen Verhältnis. Die dunklen Holzfenster nehmen sich gestalterisch sehr zurück, während die massive Haustüre aus Cortenstahl ein klares Statement setzt. Mitten in der Stadt wohnen, von kurzen Wegen profitieren, ohne Auto klarkommen und doch abseits vom Straßenlärm zwischen Hummel und Rotkehlchen aufwachen! Ein Wunsch ist wahr
geworden!

Beurteilung durch das Preisgericht

Unerkannt im Stadtraum platziert sich das neue Einfamilienhaus auf einem Restgrundstück im Blockinnenbereich in Flingern. Einem Stadtteil mit Tradition und Aufbruchstimmung. Angeschmiegt an die Nachbarwand und reduziert in der Grundfläche, steht es da, dicht an dicht mit seiner Nachbarschaft. Die Verortung des dreigeschossigen Gebäudes wird durch den Grundstückszuschnitt und der grenzständigen Nachbarbebauung vorgegeben. Die Architektur ist reduziert in seiner Formensprache und Außenwirkung und manifestiert dennoch klar und deutlich, dass sie neu ist an diesem Ort. Zur direkten Nachbarschaft sind Öffnungen in der Fassade reduziert und verleihen dem Gebäude eine gewisse Wehrhaftigkeit. Nach Süden öffnet sich das Gebäude und gibt den dahinterliegenden Räumen eine klare Orientierung. Diese erscheinen, reduziert auf das Wesentliche, asketisch und klar. Die Betonoberflächen der Wände und Decken, die betonfarbende Bodenbeschichtung und die grauen Einbauten verstärken diesen Eindruck, lassen die Räume aber etwas zu kühl und hart wirken. Die hohe Speichermasse der sichtbaren Betonoberflächen mindert die Temperaturschwankungen in Abhängigkeit der Jahreszeiten und trägt so, neben einer solarthermischen Anlage, zum energetischen Konzept des Gebäudes bei. Insgesamt stellt dieses Projekt einen gelungenen Beitrag zu erforderlichen Nachverdichtung in der Stadt dar und ermutigt Baufamilien und Architekt*innen in einem höheren Maße dieser Notwendigkeit zu folgen.
Diese Arbeit wurde von der Jury mit einer Anerkennung belohnt.