Award / Auszeichnung | 11/2023
Architekturpreis Bochum 2023
©krischerfotografie
Fernwirkung
Hauptverwaltung COSINEX, Bochum
DE-44801 Bochum, Gesundheitscampus-Süd 31
Anerkennung
Architektur
Bauherren
FREUNDLIEB Bauunternehmung GmbH & Co. KG
Projektentwicklung
LWS Ingenieurgesellschaft für Tragwerksplanung mbH
Tragwerksplanung
Fassadenplanung
Klaus Drücke Ingenieurgesellschaft
TGA-Fachplanung
Projektdaten
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Gebäudetyp:
Büro-, Verwaltungsbauten
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Projektgröße:
7.261m² (geschätzt)
-
Status:
Realisiert
-
Termine:
Baubeginn: 10/2020
Fertigstellung: 04/2023
Projektbeschreibung
Städtebau
Der Bebauungsplan des Gesundheitscampus gibt klare Raumkanten vor um die verschiedenen Plateaus zu definieren. Der Baukörper übersetzt diese Vorgaben, um die räumlichen, strukturellen und ökologischen Bedingungen zu optimieren und auf die gestaltete Umgebung zu reagieren. Die charakteristische X-Form resultiert aus den Zielsetzungen den Baugrund zu einem Höchstmaß auszunutzen um dem zukünftigen Flächenverbrauch im Landschaftsraums entgegen zu wirken, mit minimalen Erschließungsflächen maximal viel Geschossfläche zu erschließen und die belichteten Nutzflächen zu maximieren um den Energieverbrauch in der Nutzung zu reduzieren. Diese Formensprache wird vom Grundstückszuschnitt gestützt. Die langen Gebäudekanten werden durch Knicke gebrochen und brechen die Maßstäblichkeit des Gebäudes auf die umgebenden Volumina. Die Knicke werden so zum gestaltprägenden Element des Hauses.
Konzeption
Zentrales Element des Hauses ist die suffiziente Konzeption der Erschließung. Die Orientierung des Haupteingangs zum öffentlichen Straßenraum beginnt mit einem Durchbruch der Gabionenwand, der eine direkte Erschließung des Gebäudes ermöglicht. Die Lage ergibt sich dabei nicht aus dem für die Erschließung vorgesehenen Wendehammer, sondern aus der Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr und den auf dem Campus befindlichen Parkflächen. Die Freitreppe entwickelt sich aus den Fluchten der Gebäudefassaden und setzt damit bereits ein klares Signal zur Orientierung. Über die Gebäudefuge gelangt man in einen zwei-geschossigen Luftraum im Inneren, wo der Empfang verortet ist. Gleichzeitig dient die Fläche als Verkehrsknotenpunkt zwischen allen Erdgeschossnutzungen und kann durch die Freitreppe auch als Auditorium genutzt werden. Die Anzahl der benötigten Erschließungskerne wurde auf ein Minimum reduziert und die Kerne zentral gebündelt. So entstehen kurze Wegebeziehungen und die innerhäuslichen Begegnungen werden kanalisiert. Neben den Bistros in der Gebäudefuge dient das Restaurant im Erdgeschoss als Begegnungs- und Kommunikationsort um das Miteinander abteilungsübergreifend zu stärken. Die Transparenz und Offenheit des Hauses- insbesondere in der Sockelzone- schafft eine Kommunikation und einen Austausch mit Außen, die durch die Nähe zum öffentlichen Straßenraum gestärkt wird.
Grundriss
In den oberen Büro-Etagen ergibt sich durch den zentralen Kern und alle um ihn herum organisierten bewegungs- und kommunikationsintensiven Tätigkeitsbereiche ein Lautstärkegefälle in die X-Flügel. Durch die breite Mittelzone sind verschiede Raumszenarien mit unterschiedlichen Raumtiefen möglich. Sie kann durch Zellenbüros oder Cluster entlang der Fassade abgeteilt werden, auch können openspace- Bereiche sich in die Mittelzone ausdehnen.
Die verschiedenen Brandabschnitte sich so organisiert, dass jeder Brandabschnitt als eingeständige Nutzungseinheit verwendet werden kann. So ist es möglich, dass der jetzige Nutzer bedarfsgerecht Flächen dazunehmen oder abgeben kann und das Haus ohne Umbauten als ein Multi-Tenant-Objekt mit bis zu elf verschiedenen Nutzern Verwendung finden kann. Durch den reduzierten Einsatz von Beton ergeben sich verschiedene Deckenstärken, die im Inneren ablesbar bleiben. Die Betondecken- und Wände sind in den Bürobereichen großenteils betonsichtig geblieben. Die Geschosshöhe von 3,0m im Lichten ermöglicht verschiedene Nutzungsszenarien in der Drittverwertung.
Der Knick, der sich durch die funktionale und ökonomische Grundrissform ergibt, wird als Gestaltungselement durchs Gebäude geführt. Er erzeugt ein dreidimensionales Spannungsfeld auf den Fassadenbändern, wird als Möbelmotiv im Empfangstresen aufgegriffen und dient als Orientierungssystem.
Fassade
Die Gestaltung ist zeitlos modern. Sie greift als Bandfassade klassische Motive des Bürobaus auf, übersetzt diese aber durch die vorgehängten Fassadenbleche plastisch modern und gibt dem Gebäude so einen Wiedererkennungswert. Die Hochwertigkeit der Materialien sorgt für eine Dauerhaftigkeit in der Nutzung.
Durch das Fassadenraster hat das Gebäude eine größtmögliche hohe Ausbauflexibilität. Verschiedene Raumkonzepte können umgesetzt werden, da eine Wandstellung alle 1,35m möglich ist. Durch die Bandfassade wird der Grundriss ununterbrochen belichtet. Es entstehen keine Dunkelflächen.
Haustechnik
Das Gebäude ist als Low-Tech-Haus konzipiert, unnötigen Baumaterial- und Wartungseinsatz zu vermeiden. Eine Fensterlüftung dient zur Nachauskühlung. Gleichzeitig kann über die Betonkernaktivierung eine jahreszeitengerechte Raumkonditionierung erfolgen. Diese wird von den Heiz-Kühl-Segeln unter der Decke gestützt, die gleichzeitig zur akustischen Behaglichkeit dienen.
Die massiven Kernwände und Betondecken dienen als Speichermassen und verzögern ein Aufheizen bzw. Auskühlen der Räume. Die Mittelzone der Bürobereiche dient als Versorgungsstrang, was einen Umbau in den Obergeschossen jederzeit ermöglicht.
Beurteilung durch das Preisgericht
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Haupteingang mit Freitreppe und Außenterrasse
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Dachterrasse und Ausblick
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Fassadendetail geknickter Fassadenbleche
©nentwig.notbohm ARCHITEKTEN
Empfangstresen
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Längsansicht öffentlicher Raum
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Mittelfuge Erschließung
©nentwig.notbohm ARCHITEKTEN
Grundriss Regelgeschoss